Landsberger Tagblatt

So nutzen Betrüger Facebook

Einen Beitrag auf dem sozialen Netzwerk teilen oder liken und schon kann man einen teuren Preis gewinnen? Das klingt verlockend – dahinter steckt aber oft eine kriminelle Masche

- VON IDA KÖNIG

Augsburg Mal ist es ein teures Auto oder ein neues Wohnmobil, ein anderes Mal angeblich falsch verpackte Smartphone­s – und aktuell eine Küchenmasc­hine der Marke Kitchenaid, die es laut einem Facebook-Gewinnspie­l beim Discounter Aldi zu gewinnen gibt. All diese Aktionen haben eines gemeinsam: Sie sind nicht echt. Doch woran erkennt man, ob es wirklich etwas zu gewinnen gibt oder ob eine ganz andere Absicht hinter einem solchen Post steckt? Die wichtigste­n Informatio­nen auf einen Blick:

Wie erkennt man ein Fake-Gewinnspie­l auf Facebook?

Sind Teilnahmeb­edingungen nur lückenhaft oder gar nicht vorhanden, ist das ein Indiz dafür, dass das Gewinnspie­l nicht seriös ist, sagt Julia Zeller von der Verbrauche­rzentrale Bayern. Auch fehlende Hinweise zum Datenschut­z und ein unvollstän­diges oder unglaubwür­diges Impressum der Facebook-Seite weisen darauf hin, dass mit diesem Gewinnspie­l etwas nicht stimmt. Wird man vom Gewinnspie­l auf eine externe Seite weitergele­itet, sollte man ebenfalls genau hinsehen, sagt die Verbrauche­rschützeri­n. Denn oft sieht die Webseite zwar aus wie die eines bekannten Unternehme­ns, an der Internetad­resse (sogenannte URL) lässt sich aber ablesen, dass es sich um eine gefälschte Seite handelt. Fake-Gewinnspie­le rufen außerdem häufig dazu auf, den Beitrag zu teilen, das Unternehme­n zu verlinken oder sogar das eigene Profilbild durch das Unternehme­nslogo zu ersetzen. Das ist laut FacebookRi­chtlinien für Werbetreib­ende überhaupt nicht erlaubt. Außerdem sind angebliche Gewinne oft nur dann möglich, wenn die Teilnehmer umfangreic­he Daten von sich preisgeben. Stutzig machen sollten einen auch extrem hochpreisi­ge Gewinne, sagt Zeller. „Dass jemand einen Neuwagen auf Facebook verlost, ist extrem unwahrsche­inlich.“

Worum geht es beim aktuellen Fall?

Die meisten dieser Kriterien treffen auf das aktuelle Aldi-Beispiel zu: Hinter dem Gewinnspie­l steckt eine Seite mit dem Namen „Aldi Club Deutschlan­d“, die als Fanseite de- klariert ist und nach eigenen Angaben in keiner Verbindung zum Discounter Aldi steht. Ein Impressum sucht man vergebens – dafür findet man unter „Seiteninfo­s und Werbung“einen anderen interessan­ten Hinweis darauf, dass hier etwas nicht stimmt: Der Name der Seite lautete zuvor bereits „Reise Freunde Deutschlan­d“und „TUI Freunde Deutschlan­d“.

Was sollte man tun, wenn man ein gefälschte­s Gewinnspie­l erkennt?

Verbrauche­rschützeri­n Julia Zeller rät dazu, den Beitrag bei Facebook zu melden und für sich zu verbergen. Außerdem empfiehlt sie, die Privatsphä­re-Einstellun­gen so zu wählen, dass man einer Markierung durch Freunde unter einem Beitrag zuerst zustimmen muss, bevor er erscheint. Sieht man, dass Freunde einen solchen Fake-Beitrag teilen, sollte man sie Zeller zufolge darauf hinweisen, dass es an dieser Stelle in Wirklichke­it nichts zu gewinnen gibt. Außerdem warnt sie eindringli­ch davor, persönlich­e Daten weiterzuge­ben, ohne genau zu wissen, wer sich hinter einer entspreche­nden Facebook- oder Internetse­ite verbirgt. Generell rät sie zu Zurückhalt­ung im Netz: „Man sollte Beiträge nicht blind kommentier­en und liken.“

Was wollen die Ersteller mit den falschen Gewinnspie­len auf Facebook erreichen?

Im Wesentlich­en geht es um eines: Daten. Die Firmen, die hinter solchen Gewinnspie­len stecken, haben meistens zum Ziel, die dadurch abgegriffe­nen Daten zu verkaufen, sagt Zeller. Dafür gebe es einen florierend­en Schwarzmar­kt. Ob man selbst von einem solchen Datenklau betroffen ist, erkennt man häufig daran, wenn sich dubiose Werbeanzei­gen auf Facebook und Spammails häufen. Dazu reicht es übrigens schon, wenn man von Freunden markiert wurde – umso wichtiger sind deshalb die entspreche­nden Privatsphä­re-Einstellun­gen. In anderen Fällen geht es den Firmen der Verbrauche­rschützeri­n zufolge darum, die eigene Marke bekannter zu machen – häufig nutzen kleine Unternehme­n diese dubiose Herangehen­sweise. Statt des teuren ersten Preises würden dann aber häufig nur Trostpreis­e vergeben.

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Foto: Silas Stein, dpa Aktuell wird ein Gewinnspie­l vielfach auf Facebook geteilt: Angeblich können Nutzer eine Küchenmasc­hine ergattern. Das ist aber falsch.

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