Die Erpressten reisen zum Erpresser
Deutsche Auto-Bosse versuchen, Trump milde zu stimmen. Aber dafür zahlen sie einen hohen Preis
Im trumpistischen Zeitalter scheint nichts unmöglich zu sein: Da müssen die Erpressten, also deutsche Auto-Bosse, wie Schulbuben zum Erpresser, eben zum US-Präsidenten, reisen. Als wäre das nicht demütigend genug, ließ es der Mann aus Washington gegenüber seinen Gästen zunächst offen, ob er das bizarre Treffen überhaupt mit seiner Anwesenheit beglückt oder nur einen Unter-Erpresser schickt. In der Trump-Un-Ära wird die Realität zur Satire. Der Wahnsinn hat Methode. Am Ende erschien der Zampano dann doch selbst.
VW-Chef Herbert Diess, der neue Ober-Häuptling unter den heimischen Auto-Spitzenmanagern, trat in Amerika wie ein Auto-Außenminister auf. Die Rolle fällt ihm fast in den Schoß, ist Daimler-Boss Dieter Zetsche doch ein Auslaufmodell. BMW-Chef Harald Krüger blieb (was gar nicht so verkehrt ist) vorsichtshalber zu Hause und hat einen Vertreter geschickt, sodass er den dreisten Amerikaner nicht noch mit seinem Auftritt adelt. Bei dem aus deutscher Sicht entwürdigenden Schauspiel, das Manager Politik spielen lässt, hat nur einer Regie geführt, nämlich Trump.
Ihm mussten die Konzern-Herren zwar keine Milliarden auf den Tisch legen, sodass Strafzölle auf deutsche Autos vielleicht vermieden werden können. Um den StaatsErpresser aber sanfter zu stimmen, stellten die Deutschen weitere Groß-Investitionen in Aussicht.
Die milden Trump-Gaben kommen aus US-Sicht zur rechten Zeit, hat doch der amerikanische AutoRiese General Motors dem Präsidenten die Folgen seiner KamikazeWirtschaftspolitik auf drastische Weise aufgezeigt. GM baut im Trump-Land Arbeitsplätze ab. Zölle sind wie ein Bumerang: Sie kommen zu ihrem Urheber immer wieder mit Wucht zurück und verletzen ihn. In einer auf internationaler Arbeitsteilung ausgelegten Wirtschaftswelt stellen Handelssanktionen stets Masochismus dar.
So heilen – und damit wird das Theaterstück endgültig bizarr – deutsche Auto-Manager Wunden des großen Wirtschafts-Naiven Trump, die ihm im eigenen Land von GM zugefügt wurden. Dabei erniedrigen sich die Abgesandten der deutschen Industrie, denn sie haben schon bisher massiv in den US-Markt investiert, ja sie sind auch Chefs wichtiger amerikanischer Arbeitgeber. So steht das größte BMW-Werk nicht in Bayren, sondern in den USA. Da Trump aber ein Nimmersatt ist und unter einer massiven Phobie gegen deutsche Premium-Autos auf New Yorker Straßen leidet, geben die Auto-Männer dem Präsidenten nach, um Schlimmeres, nämlich fette Strafzölle, zu verhindern.
Der Auftritt unserer Giganten, die im Trump-Country zu eingeschüchterten Bittstellern schrumpfen, verstößt gegen die Kleiderordnung europäischer Politik. Denn eigentlich wäre es der Job der EUGrößen, sich des Wüterichs aus Washington zu erwehren. Nun macht Wirtschaft Politik, gibt dem Druck Trumps nach und schwächt dadurch die Position der Politik.
Wie ein Kind, das schreit, wenn ihm etwas nicht passt, scheint Trump meist zu bekommen, was er will. Die Schmierenkomödie geht weiter, bis die Erpressten aller Länder sich vereinigen und den Erpresser auflaufen lassen.