Lindgrens junge Jahre
Alba August verkörpert die Autorin in der ganzen Bandbreite von Lebenslust bis Leid
Die hochbetagte Astrid Lindgren sitzt an ihrem Schreibtisch, umgeben von Säcken voller Fanpost. Da hat eine Schulklasse der Kinderbuchautorin zum Geburtstag eine Tonbandkassette aufgenommen. Schüler stellen Fragen. Die Schriftstellerin erinnert sich an eine Zeit zurück, in der ihre erzählerische Begabung erste Formen annahm.
Astrid (Alba August) wächst in einer liebevollen, gottesfürchtigen Familie auf und ist 16 Jahre alt. Der Herausgeber der regionalen Tageszeitung ist von Astrids Schreibstil angetan und bietet ihr eine Stelle als Volontärin an. Blomberg (Henrik Rafaelsen) lebt gerade in Trennung, und Astrid verliebt sich in den deutlich älteren Mann. Das Resultat ist eine ungewollte Schwangerschaft, die im kleinen Ort einer gesellschaftlichen Katastrophe gleichkommt. Astrid wird nach Stockholm geschickt, um sich zur Sekretärin ausbilden zu lassen. Ihr Kind erblickt in Dänemark das Licht der Welt, um Blombergs Vaterschaft zu verschleiern. Wenn über den Skandal Gras gewachsen ist, wird man den kleinen Lasse nach Hause holen.
Die wundervolle Lebensabschnittsbiografie aus der Feder der dänischen Regisseurin Pernille Fischer Christensen erhebt keinen Anspruch auf absolute Authentizität. Der Film ist vielmehr „inspiriert von Begebenheiten im Leben von Astrid Lindgren“. Christensen zeigt, wie der Teenager Astrid zu einer Frau reift, die einmal Großes bewirken wird. Aber Pippi, Ronja und Michel werden erst später kommen. Sie schlägt stets genau die richtigen Töne an. Ihr Werk ist dramatisch, aber nie Melodrama, emotional, aber nie kitschig. Am Ende werden Tränen fließen, ohne dass man sich dazu genötigt fühlt. Alba August, Tochter von Oscar-Preisträger Bille August, ruft in der Titelrolle mühelos und glaubwürdig die Bandbreite von Lebensfreude bis Leid ab.
» Astrid (2 Std. 3 Min.), Biopic, Schweden/Dänemark/Deutschland 2018 Wertung ★★★★✩