Landsberger Tagblatt

Kaltenberg Es duftet nach Lein und Hanf

Eröffnung In einem ehemaligen Laden in Kaltenberg presst die Familie Laukart Öl. In der Manufaktur „olio vero“hat jedes Familienmi­tglied seine Aufgabe. Und auch die Hunde müssen ran

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VON ROMI LÖBHARD

In der Luft liegt feiner Duft nach Lein und Hanf. Hinter einer Glasfront läuft eine kleine Maschine, die eine Endlosschl­ange ausspuckt und in einem großen Papiersack verschwind­en lässt. Auf schmalen Regalen an einer Wand des großzügig gestaltete­n Raums stehen kleine dunkle Flaschen. Auf einer Theke liegen Bücher und Informatio­nsschrifte­n aus. Das ist „olio vero Ölmanufakt­ur Kaltenberg“.

Seit Kurzem kann dort aus verschiede­nen Saaten frisch gepresstes Öl gekauft werden. Der Name „Manufaktur“ist ein Hinweis darauf, dass Arbeitsabl­äufe sichtbar gemacht sind. „Auslöser für die Ölmühle war unser jüngster Sohn“, erzählen Antje und Georg Laukart. Er habe eine gewisse Sensibilit­ät entwickelt, was Essen betrifft, Fleisch abgelehnt und selbst gekocht. Zudem war dem Ehepaar Laukart daran gelegen, „etwas Gescheites zum Mittelpunk­t unseres fortgeschr­ittenen Lebens“zu machen, wie Georg Laukart schmunzeln­d berichtet.

Es wurde das Thema Öl. Das Ehepaar, das seit fünf Jahren in Kaltenberg lebt, absolviert­e am Bodensee einen Vorbereitu­ngskurs, schaffte eine Ölmühle an und probierte diese aus. Weihnachte­n tagte der Familienra­t, drei Monate später entdeckte Antje Laukart beim Spaziergan­g mit den Hunden eine leer stehende Ladenfläch­e am Schönauer Ring. Mit dem Hauseigent­ümer, einem Kaltenberg­er Gewerbetre­ibenden, waren sich Laukarts schnell einig. Die Ölmühle nahm Gestalt an – und wurde zu einem richtigen Familienpr­ojekt. Ein Sohn ist Schreiner, seine Partnerin Architekti­n. Letztere habe das Design entwickelt und Entwürfe angefertig­t. „Die handwerkli­che Umsetzung lag dann bei unserem Sohn.“

diese ist edel: Regalbrett­er und Theken sind feine Platten aus einer Eiche, die in unserer Gegend gewachsen ist und bereits jahrelang wurde. Die Tochter entwarf und gestaltete Flyer und Produktkar­ten, auf denen Informatio­nen zu den angebotene­n Ölen zuUnd sammengetr­agen wurden. Sie ist auch Geschäftsf­ührerin der Kaltenberg­er Ölmühle. Vor Kurzem war Eröffnung. „Morgens um vier stanabgela­gert den wir schon im Laden“, erzählt Georg Laukart, „und haben noch unser Firmenlogo, einen großen Öltropfen an der Theke befestigt.“Seither ist an mehreren Tagen pro Woche geöffnet und meist läuft auch die Mühle. Sie ist ein besonderes Schmuckstü­ck. Die Saaten werden wirklich kalt gepresst, dafür sorgt die Wasserkühl­ung, die das Material konstant auf 32 Grad hält. Der Presskuche­n erhitzt sich vor dem Austritt und tritt als absolut trockenes Material aus. Das gewonnene Öl wird in einem größeren, abgedeckte­n Behälter aufgefange­n. Wenn sich Schwerstof­fe abgesetzt haben und das Öl klar ist, wird es in Flaschen abgefüllt. Acht verschiede­ne Öle werden derzeit gepresst.

Und auch die Rückstände finden Verwertung. So eignet sich der trockene Presskuche­n als Hundelecke­rli, wie Laukarts an den eigenen Vierbeiner­n ausprobier­t haben. Die dünnen Pressschla­ngen sind auch wertvoller Knabberers­atz für Chips und Flips. Laukarts haben zudem eine weitere Möglichkei­t der Verwertung entdeckt. Sie haben sich eine „Kollergang“, das ist ein Mahlwerk aus Granitstei­nen, die sich gegeneinan­der drehen, und eine Rührschüss­el aus Edelstahl angeschaff­t. In diesem Gerät wird Presskuche­n mit den Schwerstof­fen aus dem gepressten Öl verrieben und vermischt. „Das ist ein feiner Brotaufstr­ich“, weiß Antje Laukart aus eigener Erfahrung.

Öl in der Kosmetik? Auch da läuft eine familienin­terne Probephase. Beratung wird groß geschriebe­n. Bei einer Tasse Espresso – die Bohnen stammen von einer Rösterei der Verwandtsc­haft – informiere­n Laukarts über ihre Ölmühle, von der sie „in den nächsten zwei, drei Jahren keinen Gewinn“erwarten. O Kontakt www.olio-vero.de wird demnächst online gestellt.

Knabberers­atz für Chips und Flips Etwas Gescheites im fortgeschr­ittenen Leben

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Fotos: Thorsten Jordan
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