Warten, bis der Zug endlich fährt
Viele Pendler und Schüler aus den Landkreis saßen am Montagmorgen auf den Bahnhöfen fest. Wer wissen wollte, wie’s weitergeht, bekam keine Antwort. Auf der Autobahn war Stau
Landkreis Für viele Pendler aus dem Landkreis war am Montagmorgen Warten angesagt: Die Deutsche Bahn wurde ab 5 Uhr bestreikt und bundesweit brach der Zugverkehr zusammen. Auch die Münchner S-Bahn war betroffen. Ab 9 Uhr begann der Verkehr wieder anzulaufen – mit Beeinträchtigungen. Betroffen waren auch Pkw-Fahrer, da so mancher Bahnpendler aufs Auto umstieg und es zu Staus kam.
Am nördlichen Bahnparkplatz in Geltendorf waren die neuen Parkgebühren auf jeden Fall kein Thema, da auch auf dem südlich der Bahn liegenden, gebührenfreien Parkplatz noch freie Stellplätze vorhanden waren. Viele hatten offensichtlich schon im Vorfeld das Auto als Verkehrsmittel der Wahl genommen. In der Gruppe „Du kommst aus Landsberg, wenn . . .“hatte Jens Heidrich schon in der Nacht auf Montag auf den Streik aufmerksam gemacht und es war angesprochen worden, dass nicht nur die Deutsche Bahn betroffen sein wird: Da auch Fahrdienstleiter streikten, konnten private Verkehrsunternehmen, wie die Bayerische Regiobahn (BRB) und die Länderbahn mit dem Alex nicht fahren, obwohl deren Unternehmen von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nicht bestreikt wurden.
Weder auf der Ammerseebahn noch auf der Strecke LandsbergAugsburg fuhren die Züge der BRB. Und für den Alex, der um 6.18 Uhr am Münchner Hauptbahnhof ankommen sollte, war in Geltendorf Schluss. „Es ist skandalös, dass man uns in Buchloe hat einsteigen lassen“, ärgerte sich Ernst Hess aus Stöttwang, der sich im Vorfeld im Internet informiert hatte. „Der Zug war nicht gestrichen.“Dies war eines der Probleme am Morgen und Vormittag: Bahn-App und WebSeiten waren nicht auf dem aktuellen Stand. Ernst Hess ist seit 16 Jahren Bahnpendler und überlegt mittlerweile, mit dem Auto zu fahren – nicht wegen des aktuellen Bahnstreiks, sondern wegen wiederkehrender Probleme wie gefrorener blockierter Türen und vieler Baustellen. „Man kann nicht damit rechnen, pünktlich zu sein“, resignierte er und wartete weiter am zugigen Bahnsteig. Uwe Fromm und Roland Hirschmann kamen als Fahrgemeinschaft aus Prittriching am Geltendorfer Bahnhof an. Hirschmann fand den Streik ärgerlich, hatte aber auch ein gewisses Verständnis für die Streikenden. Kein Verständnis haben beide dafür, dass jetzt für einen Stellplatz am nördlichen Bahnparkplatz in Geltendorf gezahlt werden muss. In Fromms Familie sind es drei Bahn- pendler, die zu unterschiedlichen Zeiten nach Geltendorf fahren. „Das sind dann insgesamt 66 Euro pro Monat.“Der Uttinger Gemeinderat Karl Sauter wollte um 7.10 Uhr den Zug in Geltendorf erreichen, die BRB fuhr nur bis Schondorf. Letztendlich kam er um 10.30 Uhr in der Arbeit in München an.
Offiziell endete der Streik um 9 Uhr, bis der erste Zug in Geltendorf Richtung München startete, dauerte es noch einmal 25 Minuten, wie LTMitarbeiter Alwin Reiter beobachtete. Der Geltendorfer wollte eigentlich auch mit dem Zug zur ArWeichen, beit nach München fahren, entschloss sich dann aber lieber Überstunden abzubauen. Daheim bleiben ist eine Lösung, für die sich so mancher Pendler angesichts der sich abzeichnenden Verkehrslage entschied. „Ich mache Homeoffice“, erzählt Christopher Hamadou aus Finning, der bei BMW arbeitet. Er ist froh, dass er keine Termine angesetzt hatte.
Doris Miesen aus Landsberg fährt normalerweise mit dem Zug. Am Montag hatte sie das Auto genommen und war schon um 5.45 Uhr gestartet. „Ich hatte Glück und bin noch vor dem großen Ansturm losgefahren“, erzählt sie. Um 6 Uhr sei im Radio darüber informiert worden, dass der gesamte Zugverkehr in Bayern lahmgelegt sei. Nach dieser Nachricht seien sicherlich viele aufs Auto umgestiegen, vermutete Miesen. Sie kam nach gut eineinhalb Stunden in Trudering an, was auch zu normalen Stoßzeiten eine annehmbare Zeit ist, um durch die Stadt in den Osten von München zu fahren. Stadtrat Harry Reitmeir, der im Management von McDonalds im Westen von München beschäftigt ist, brauchte dagegen mehr als doppelt so lange, wie üblich. Er startete um 7.30 Uhr, und „normalerweise bin ich in 40 Minuten dort, diesmal habe ich zwei Stunden gebraucht“. Freilich käme dies auch sonst vor, beispielsweise wegen eines Unfalls. „Es gibt so Tage.“
Auch viele Schüler konnten am Montagmorgen ihren Schulen nicht erreichen. Am Rhabanus-MaurusGymnasium in St. Ottilien wurde eine Französisch-Schulaufgabe abgesagt, wie Schulleiter Michael Häußinger erzählt. Direkt an der Bahnstrecke zu liegen, „das ist diesmal unser Nachteil“. Denn der Schülerzug aus Richtung Dießen sei nur bis Schondorf gekommen, erzählt Häußinger. Er kritisierte, dass im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert worden sei, wie groß die Beeinträchtigungen vermutlich werden. „Ich frage mich auch, ob es so glücklich ist, dass die Grundversorgung nicht mehr in staatlicher Hand ist“, spielte er darauf an, dass vor der Bahnprivatisierung 1994 Beamte bei der damaligen Bundesbahn tätig waren. Schülereltern hätten Fahrgemeinschaften organisiert, erzählte Elternbeiratsvorsitzende Andrea Tafelmayer. Und auch in Schondorf gestrandete Schüler seien dort aufgesammelt und nach St. Ottilien gebracht worden.
Wer das Ammersee-Gymnasium erreichen wollte, hatte offensichtlich mehr Glück. Direktor Alfred Lippl berichtete, dass der Zug um 7.55 Uhr von Norden her in St. Alban angekommen sei. Wo er startete, kann Lippl freilich nicht sagen. Die Realschule in Schondorf war dagegen ebenfalls schwer zu erreichen, wie Melanie Björner aus dem Sekretariat berichtete. Sie vermisste Informationen seitens der Bayerischen Regiobahn.
Auch im Internet gibt es keine Informationen