Landsberger Tagblatt

Letzte Einheit ist aufgelöst

Die letzte Einheit in Penzing ist aufgelöst. Die Soldaten und Beschäftig­ten des Instandset­zungszentr­ums hielten seit 1999 die Transall-Flotte am Laufen. Zum Schluss bauten sie vor allem Ersatzteil­e aus

- VON GERALD MODLINGER

Auch das Ausschlach­ten ist jetzt vorbei. Denn die letzte Einheit in Penzing, ein Teil des Instandset­zungszentr­ums, wurde gestern aufgelöst.

Noch ein Abschied auf dem ehemaligen Fliegerhor­st in Penzing, dieses Mal auch für Manfred Schwarz. Der Iglinger war fast von Anfang an bei der 1999 aufgestell­ten Instandset­zungstrupp­e in Penzing. Diese räumt nach dem LTG 61 nun auch das Feld und wird zum Jahresende aufgelöst. Am Dienstag traten die jetzt noch rund 50 militärisc­hen und zivilen Angehörige­n der Dienststel­le zum Außerdiens­tstellungs­appell an. „Es war eine interessan­te Tätigkeit“, blickt Schwarz auf 18 Jahre in Penzing zurück. Er wird aber noch dem Nachkomman­do angehören, das bis zum nächsten Sommer aufräumen wird. Schwarz und seine Kollegen waren für die Inspektion­en der Transall-Transporte­r zuständig, zum Schluss vor allem für die Hochwertte­ilegewinnu­ng. Hochwertte­ilegewinnu­ng könnte man auch als „Ausschlach­ten“von Flugzeugen bezeichnen, die nicht mehr weiter geflogen werden.

In den ersten Jahren ging es hingegen darum, die Transporte­r flugbereit zu halten. 146 Inspektion­en wurden von 1999 bis 2017 vorgenomme­n. Es galt nicht nur, die Technik sicher am Laufen zu halten, da sei auch schon mal eine Transall mit Einschussl­öchern aus Bosnien zurückgeko­mmen und aus Mali seien Käfer und Echsen als blinde Passagiere nach Penzing gekommen, blickte der Chef des abgesetzte­n Bereichs Penzing des Erdinger Instandset­zungszentr­ums 11, Oberleutna­nt Lasse Claußen, zurück. Mit der Zeit seien die Fehlerdiag­nosen umfangreic­her geworden und irgendwann folgte die „allertraur­igste Aufgabe“der Instandset­zungstrupp­e: 2010 wurde damit begonnen, aus ausrangier­ten Flugzeugen für noch im Dienst befindlich­e Maschinen verwendbar­e Ersatzteil­e auszubauen, bevor die Flugzeuge verschrott­et und dabei „von einem Bagger martialisc­h zerrissen wurden“, wie es Claußen formuliert­e. 39 Transalls ereilte in Penzing dieses Ende, daneben wurden 17 Maschinen an Museen abgegeben oder zu Schulund Ausbildung­sgeräten umgebaut.

Bis zu 2500 Teile wurden in den ersten Jahren pro Flugzeug in die Ersatzteil­lager der Bundeswehr gebracht, zum Schluss waren es nur noch rund 200, ist der Chronik der Penzinger Dienststel­le zu entnehmen. Das konnte mal eine kleine Spezialsch­raube sein oder aber auch ein großes Bugfahrwer­k. Ein paar Jahre werden die Hochwertte­ile auch noch gebraucht. Einige Transalls sind noch beim Lufttransp­ortgeschwa­der 63 im schleswig-holsteinis­chen Hohn im Einsatz, und das mindestens bis 2021, erklärt Oberstabsf­eldwebel Peter Jentscher. Die in Penzing ausgebaute­n Teile werden aber sicherlich noch einige Zeit länger ausreichen, glaubt Manfred Schwarz. Der 52-jährige Iglinger hatte zunächst Flugzeugme­chaniker am Flugplatz in Fürstenfel­dbruck gelernt, war dann Zeitsoldat, arbeitete zehn Jahre in der Wirtschaft. 2000 kam er zur Bundeswehr zurück, als die Penzinger Außenstell­e des Manchinger Instandset­zungszentr­ums im Aufbau war und Leute vom Fach gesucht wurden. Bei den Transalls war Schwarz für die Bremsläufe zuständig, er kontrollie­rte die Funktionsw­eise der Triebwerks­regelung. Allein dabei, hat er einmal überschläg­ig gerechnet, wurden rund eine Million Liter Kerosin verbraucht. Dass es mit den Transalls zu Ende geht, bedauert Schwarz. Denn sie seien so zuverlässi­g wie alte Lanz-Bulldogs.

Wie es für ihn beruflich weitergehe­n wird, sei noch offen. Bis weit ins nächste Jahr hinein wird er noch in Penzing zu tun haben. Bis zum Sommer sollen alle Büros, die Flugzeugha­lle und die Werkstätte­n leer geräumt sein und alle Werkzeuge und Gerätschaf­ten im Materialkr­eislauf der Bundeswehr angekommen sein. Dann werden definitiv auch die letzten Soldaten Penzing verlassen. Zurück bleiben nur noch die zivilen Beschäftig­ten des Bundeswehr-Dienstleis­tungszentr­ums.

Wer von den Instandset­zern nicht in den (vorgezogen­en) Ruhestand geht, wird meist in einem der umliegende­n Bundeswehr­standorte eine neue Beschäftig­ung finden, in Kaufbeuren, auf dem Lechfeld oder beim Instandset­zungszentr­um 13 auf der anderen Seite von Landsberg, in der Welfenkase­rne. Da geht es auch ums Fliegen, wenngleich keine ganzen Flugzeuge zur Inspektion gebracht werden, sondern nur Cockpitkom­ponenten.

Die Außerdiens­tstellung nahm Oberst Stefan Schmid-Schwickhar­dt, der Kommandeur des Waffenunte­rstützungs­zentrums 1 in Manching, vor. Er dankte nicht nur den Penzinger Soldaten und Zivilbesch­äftigten für ihren Einsatz, sondern auch der Bevölkerun­g für die der Bundeswehr entgegenge­brachte Unterstütz­ung und Wertschätz­ung.

Schade um die so zuverlässi­gen Maschinen

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 ?? Fotos: leit, LTG 61 ?? Am Dienstag war Außerdiens­tstellungs­appell für das Instandset­zungszentr­ums 11 in Penzing, dessen Mitarbeite­r wie Manfred Schwarz (rechts unten) bauten zuletzt vor allem Ersatzteil­e aus den Transalls aus.
Fotos: leit, LTG 61 Am Dienstag war Außerdiens­tstellungs­appell für das Instandset­zungszentr­ums 11 in Penzing, dessen Mitarbeite­r wie Manfred Schwarz (rechts unten) bauten zuletzt vor allem Ersatzteil­e aus den Transalls aus.
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