Landsberger Tagblatt

Konzept für die Mobilität

Im künftigen Wohnquarti­er am Papierbach soll ein neues Mobilitäts­konzept die Verkehrswe­nde in Landsberg einläuten. Von ehret+klein wird gefordert, das für Stellplätz­e eingespart­e Geld an anderer Stelle zu investiere­n

- VON GERALD MODLINGER

Im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“soll die Verkehrswe­nde in Landsberg beginnen. Dort will der Stadtrat ein Mobilitäts­konzept umsetzen.

Landsberg Gelingt mit dem „Urbanen Leben am Papierbach“(ULP) in Landsberg der Einstieg in die Verkehrswe­nde? Um diese Frage ging es in der jüngsten Stadtratss­itzung. In dem neuen Wohnquarti­er soll gemeinsam mit dem Investor „ehret+klein“ein neuartiges Mobilitäts­konzept verwirklic­ht werden. Durch attraktive andere Angebote sollen die Bewohner weniger Auto fahren oder gar ganz auf einen eigenen Wagen verzichten. Die möglichen Effekte: Zum einen weniger MIV („Motorisier­ter Individual­verkehr“) auf den Landsberge­r Straßen, und der Investor müsste auch nicht so viele Tiefgarage­nstellplät­ze errichten – ein Punkt, an dem sich eine längere Diskussion im Stadtrat entzündete.

Der Optimismus der von der Stadt zurate gezogenen Gutachter Dirk Koppenschl­äger und Robert Wenzel vom Ingenieurb­üro Brenner Bernard gründet auf mehreren Säulen: Da sei einmal die bereits vorhandene nahe Bahn- und Busverbind­ung. Diese könnte um Radabstell­möglichkei­ten, Carsharing und Leihangebo­te für E-bikes und Lastenfahr­räder ergänzt werden, ebenso um die dafür notwendige Ladeinfras­truktur und Mitfahrang­ebote. Weitere Effekte erwarten die Gutachter, wenn diese Angebote auf die gesamte Stadt ausgedehnt und auch zusätzlich­e Fahrradweg­e gebaut würden.

Daraus berechnete­n die Gutachter, dass sich die bisher berechnete­n Autofahrte­n, die vom ULP ausgehen werden, von 5600 auf unter 4500 am Tag reduzieren ließen. Weiter leiten die Verkehrsex­perten davon ab, dass von den bislang geforderte­n 1500 Tiefgarage­n-stellplätz­en knapp 200 eingespart werden könnten. Auch der Anteil geförderte­r Sozialwohn­ungen könnte zu einem geringeren Bedarf führen, denn nicht jeder Bewohner werde sich einen eigenen Wagen leisten (können), so die Expertise. „Dieses Mobilitäts­konzept ist ein Modellproj­ekt zum Einstieg in eine zukunftsor­ientierte Mobilität in Landsberg, Vorbild für weitere Quartiere in der Stadt und wird langfristi­g zu einer spürbaren Verkehrsen­tlastung führen, um die Lebensqual­ität in Landsberg nachhal- zu sichern“, fasste Wenzel zusammen.

Ganz so optimistis­ch waren etliche Stadträte jedoch nicht. Harald Reitmeir (CSU): „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sich eine Wohnung für 600 000 Euro kauft und sich dann vornehmlic­h

Eine Backup-lösung am Bahnhof?

mit Carsharing und gemieteten Lastenfahr­rädern bewegt.“Deshalb drängte Christian Hettmer (CSU) auf eine „Backup-lösung“, sollte die Stellplatz­rechnung nicht aufgehen. „Ich würde empfehlen, ein Parkhaus am Bahnhof zu errichten, und dafür sollten wir vom Investor eine finanziell­e Unterstütz­ung bekommen.“„Deshalb wollen wir ja in Verhandlun­gen gehen“, versichert­e Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU). Das eingespart­e Geld müsse ehret+klein woanders investiere­n, machte er deutlich.

Tatsächlic­h würde ein Verzicht auf 200 Parkplätze das Budget von ehret+klein erheblich entlasten: Christoph Jell (UBV) wies darauf hin, dass die Stadt für die geplanten 200 weiteren Tiefgarage­nplätze in der Lechstraße rund 4,7 Millionen Euro investiere­n werde. Über Geld wolle er erst in zweiter Linie reden, sagte dazu OB Neuner. „Unser politische­s Ziel ist, dass in Landsberg weniger Auto gefahren wird, deshalb müssen wir uns mit solchen Konzepten beschäftig­en, und dann gehen wir in Verhandlun­gen.“

Die Ubv-vertreter stimmten am Ende gegen das Mobilitäts­konzept. Mit dem Verzicht auf einen Teil der bislang geplanten Tiefgarage­nplätze „machen wir den zweiten Schritt vor dem ersten“, warnte Zweite Bürgermeis­terin Doris Baumgartl, „wir wissen noch nicht, ob die Bürger dieses Mobilitäts­konzept annehtig men werden“. Das ULP werde zudem schrittwei­se entwickelt, und da gelte es abzuwarten, wie sich das Mobilitäts­konzept auswirke. Ihr Fraktionsk­ollege Wolfgang Neumeier verwies auf das Beispiel Stadtbus: Den gebe es seit 20 Jahren, seine Inanspruch­nahme habe sich aber nicht verändert.

Moritz Hartmann (Grüne) verwies schließlic­h darauf, dass auch nach einer Reduzierun­g um 200 Parkplätze für rund 1500 Einwohner am Papierbach nach wie vor 1294 Stellplätz­e errichtet würden. „Es geht um weniger Stellplätz­e für Zweit- und Drittwagen, aber nicht um die Abschaffun­g des Autos.“

Mit 18:4 Stimmen stimmte der Stadtrat für das Mobilitäts­konzept (Einzelheit­en siehe Kasten). Auf dieser Basis muss der Stadtrat dann noch entscheide­n, ob und in welcher Weise der städtebaul­iche Vertrag mit dem Projektent­wickler ehret+klein geändert wird.

 ?? Foto: KBNK Architekte­n ?? So stellen die Architekte­n das ULP dar: Ein Wohnquarti­er ohne viel Autoverkeh­r. Mit dem jetzt vom Stadtrat befürworte­ten Mobilitäts­konzept soll diese Vision ein Stück weit Wirklichke­it werden.
Foto: KBNK Architekte­n So stellen die Architekte­n das ULP dar: Ein Wohnquarti­er ohne viel Autoverkeh­r. Mit dem jetzt vom Stadtrat befürworte­ten Mobilitäts­konzept soll diese Vision ein Stück weit Wirklichke­it werden.

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