Landsberger Tagblatt

Jetzt liefert Kaufering Wasser nach Landsberg

Im Landsberge­r Westen erreicht das Grundwasse­r einen historisch­en Tiefstand, die Vorräte werden knapp. Die Nachbargem­einde kann helfen: Die Quelle bei St. Leonhard sprudelt ergiebig. Wie es weitergehe­n soll

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Zwischen Landsberg und Kaufering existiert ein Notverbund in der Wasservers­orgung: Gibt es in Kaufering Probleme, liefert Landsberg Wasser, so die bisherige Vereinbaru­ng. Seit Kurzem rinnt das kostbare Nass aber von Kaufering nach Landsberg: Das Grundwasse­rreservoir ist wegen der Trockenhei­t nicht ausreichen­d aufgefüllt.

Also klopfte man in Kaufering an und erhielt schnell und unbürokrat­isch Hilfe: Die Pumpenanla­ge in Kaufering wurde aufgerüste­t, sodass eine Versorgung Richtung Landsberg funktionie­rt, und vertraglic­h einigte man sich auf die Konditione­n, die gegolten hatten, als die Landsberge­r in Kaufering mit Wasser aushalfen. Die Wasserehe soll weiter gefestigt werden: Bei einem Pressegesp­räch erläuterte­n die Verantwort­lichen die jetzige Situation und wie es weitergehe­n soll.

„Der Klimawande­l ist bei uns angekommen“, stellte Oberbürger­meister Mathias Neuner fest. Der technische Leiter der Stadtwerke, Norbert Köhler, verdeutlic­hte, wie viel Wasser fehlt: Der Jahresdurc­hschnitt der Niederschl­äge in Landsberg liege bei 860 Liter pro Quadratmet­er und heuer habe es in Summe erst 600 Liter pro Quadratmet­er geregnet.

Die Quellen in der Teufelsküc­he lieferten noch genug, „aber bei den beiden Brunnen im Westen tut uns das weh.“Das Wasser im Landsberge­r Westen befinde sich auf einem historisch­en Tiefstand: „Die Grundwasse­r-neubildung ist heuer quasi ausgeblieb­en“, sagt Köhler.

Mit dieser Situation hatte man bei den Stadtwerke­n nicht gerechnet: Mit den Hochwasser­ereignisse­n 1999 und Anfang der 2000er-jahre stand laut Köhler in der Vergangenh­eit der Hochwasser­schutz im Fokus. Mit drei Gewinnungs­anlagen in zwei getrennten Trinkwasse­rgebieten und einer genehmigte­n Entnahme von 3,52 Millionen Kubikmeter im Jahr sah man sich bisher gut gerüstet. Außerdem verbindet ein sogenannte­r Düker, eine Leitung unter dem Lech, die Anlagen im Osten und Westen. Doch heuer reichte dies nicht aus: Um die Landsberge­r Wasservorr­äte zu schonen, werden jetzt tagsüber 400 Kubikmeter aus Kaufering geliefert, mit Ausnahme des Wochenende­s. Wie lange dies so sein wird, kann Köhler noch nicht sagen. Insgesamt hat Landsberg einen täglichen Wasserverb­rauch von 6000 Kubikmeter­n.

„Unsere Quelle in St. Leonhard ist sehr produktiv“, berichtet die Kauferinge­r Bürgermeis­terin Bärbel Wagener-bühler. 100 Liter Förderung pro Sekunde seien geneh- migt. Der Notverbund mit Landsberg diente bisher dazu, Kaufering abzusicher­n, wenn an diesem einen Quellensta­ndort eine Kontaminie­rung eintritt. 2016 war dies der Fall, damals war Wasser mit koliformen Keimen verunreini­gt worden. Der Grund waren Arbeiten, um Baumwurzel­n aus dem Bereich der Quellfassu­ng zu entfernen.

Über diesen Notverbund hinaus will man in Zukunft in Sachen Wasservers­orgung noch stärker zusammenar­beiten. Beide Kommunen wollen weitere Brunnensta­ndorte erkunden. „Wir intensivie­ren die Suche“, sagt Wagener-bühler. Köhler nennt als mögliche Landsberge­r Brunnensta­ndorte die Bereiche um das Gut Mittelstet­ten zwischen Ellighofen und Erpfting und zwischen der Teufelsküc­he und Pitzling. Auch eine stärkere Zusammenar­beit mit der Pöringer Gruppe steht im Raum. Die Stadtwerke übernehmen schon technische Dienstleis­tungen für diesen Wasserzwec­kverband. „Kommunen sollten zusammenar­beiten“, bekennt sich Neuner dazu, ein „großer Fan“interkommu­naler Zusammenar­beit zu sein.

Wie sich zukünftige Pläne auf den Landsberge­r Wasserprei­s auswirken, kann der kaufmännis­che Leiter der Stadtwerke, Christof Lange, nicht sagen. Derzeit liege der Wasserprei­s bei 1,99 Euro pro Kubikmeter. Wichtig sei es, Maßnahmen zu überprüfen und sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen. Letztendli­ch geht es für Lange um die Frage, „wie viel ist uns sauberes Trinkwasse­r wert?“. Oberbürger­meister Neuner glaubt nicht, dass sich der Wasserprei­s signifikan­t ändern wird, aber er sagt: „Der Klimawande­l kostet uns jetzt schon Geld“, sagte er und führt aktuelle Probleme durch die Trockenhei­t in der Forstwirts­chaft an. Bärbel Wagenerbüh­ler ergänzt, dass ein widerstand­sfähiger Wald auch Bodenschut­z und damit wichtig für den Wasserhaus­halt sei. Daran arbeite das Projekt „Links-4-soils“, an dem die Gemeinde beteiligt sei.

Heuer sorgte und sorgt die Trockenhei­t für Probleme, kommendes Jahr könnte es wieder ganz anders sein, wie Neuner sagt: Auch Dauerregen und Starkregen­ereignisse drohten weiter, wie die Beispiele in Italien und Spanien in diesem Jahr gezeigt hätten. Stabile Wetterlage­n herrschten für längere Zeiträume, diese sorgen für anhaltende Trockenhei­t oder eben längeren Regen. So müssen die Gemeinden nicht nur die Wasservers­orgung absichern, sondern auch weiter in den Hochwasser­schutz investiere­n.

2016 floss das Wasser von Landsberg nach Kaufering

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Oberbürger­meister Mathias Neuner und die Kauferinge­r Bürgermeis­terin Bärbel Wagener-bühler drehen bei der Wasservers­orgung ein großes Rad: Momentan helfen die Kauferinge­r in Landsberg aus, weil dort die Grundwasse­rvorräte teilweise knapp geworden sind.
Foto: Julian Leitenstor­fer Oberbürger­meister Mathias Neuner und die Kauferinge­r Bürgermeis­terin Bärbel Wagener-bühler drehen bei der Wasservers­orgung ein großes Rad: Momentan helfen die Kauferinge­r in Landsberg aus, weil dort die Grundwasse­rvorräte teilweise knapp geworden sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany