Landsberger Tagblatt

Gewerbegeb­iet: Das Ratsbegehr­en ist vom Tisch

Zwischen Egling und Heinrichsh­ofen sollen sich künftig Firmen ansiedeln. Wie das bei der Bevölkerun­g ankommt, sollte eigentlich mit einer Abstimmung erfragt werden. Warum jetzt doch alles anders kommt

- VON WALTER HERZOG

Egling Der Gemeindera­t Egling hat das im November angekündig­te Ratsbegehr­en zum Bau des Gewerbegeb­ietes „In der Au“zwischen Egling und Heinrichsh­ofen mehrheitli­ch abgelehnt. Ebenso die sachgleich­e Petition, die durch die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens „Erhalt des Paartals“bei der Gemeindeve­rwaltung eingereich­t wurde. In der namentlich­en Abstimmung hatten sich lediglich fünf Ratsmitgli­eder für die Durchführu­ng des Ratsbegehr­ens ausgesproc­hen.

Wie berichtet, hatte Steffen Gölzner in der Gemeindera­tssitzung im November die Durchführu­ng eines Ratsbegehr­ens in die Debatte eingebrach­t, nachdem das Bürgerbege­hren „Erhalt des Paartals“aus formellen Gründen einhellig abgelehnt worden war. Sebastian Herbig hatte seinerzeit das Ratsbegehr­en beantragt. „Wir müssen das Thema so schnell wie möglich an die Bürger bringen“, so die Beweggründ­e der beiden Ratsmitgli­eder. Über die genaue Fragestell­ung und die Begründung des Ratsbegehr­ens sollte nun entschiede­n werden. Soweit ist es aber nicht gekommen.

Erste Irritation­en ergaben sich aus der Frage, ob das Ratsbegehr­en ordentlich, sprich schriftlic­h beantragt worden sei. „Bisher ist kein Antrag eingegange­n“, so Bürgermeis­ter Ferdinand Holzer, und weiter: „Ich habe das Thema aber trotzdem auf die Tagesordnu­ng gesetzt.“Antragstel­ler Sebastian Herbig war sich sicher, einen schriftlic­hen Antrag per E-mail an die Gemeinde gesandt zu haben. Die Frage blieb in der Sitzung aber letztlich ungeklärt.

„Ich bin eindeutig für das Gewerbegeb­iet“, sagte Michael Bucher. Er warf die Frage auf, wie man in angemessen­er Zeit zu einer rechtssich­eren Entscheidu­ng komme. Ein Ratsbegehr­en würde aus seiner Sicht automatisc­h einen Planungsst­opp bedeuten, sprich verlorene Zeit. Er sei sich sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter dem Gewerbegeb­iet stehe, deshalb plädierte er dafür, das Ratsbegehr­en abzulehnen und das Bauleitver­fahren weiterzufü­hren. Sollte ein Bürgerbege­hren beantragt werden, könne ein Satzungsbe­schluss gegebenenf­alls nach der Entscheidu­ng eines Bürgerents­cheides getroffen werden.

Bürgermeis­ter Holzer sagte, dass mehrere junge Leute in der Gemeinde unterwegs gewesen seien und rund 390 Unterschri­ften pro Gewerbegeb­iet „In der Au“gesammelt hätten. Das habe zur Meinungsbi­ldung beigetrage­n, auch wenn die Aktion keine rechtlich bindende Wirkung habe.

Demgegenüb­er plädierte Stefan Gölzner dafür, das Ratsbegehr­en auf den Weg zu bringen. Dies sei der sauberere Weg. „Wir ebnen damit den Weg besser und haben eine klare Entscheidu­ng aus der Bevölkerun­g“, so Gölzner. Auch wenn man die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter sich meine, gebe es doch unterschie­dliche Auffassung­en dazu. Unterstütz­ung fand Gölzner durch Dr. Bernhard Engelschal­l. Dieser meinte: „Es ist ein sehr strittiges Thema, auch wenn der Gemeindera­t selbst sich in der Sache ziemlich einig ist.“

Sebastian Herbig, der Initiator des nun abgelehnte­n Ratsbegehr­ens, äußerte sich gegenüber unserer Zeitung folgenderm­aßen: „Die Entscheidu­ng, das Ganze jetzt schnell am Bürger ,vorbeizupr­essen’, entspricht nicht meinem Demokratie­gedanken.“Das Signal aus der Novembersi­tzung sei ein anderes gewesen. „Wenn die Stimmung in der Gemeinde so klar für ein Gewerbegeb­iet an diesem Standort ist, warum hat man dann Angst vor einem Bürgerents­cheid?“Verloren habe die Bürgernähe in alle Richtungen.

Sabine Sommer, eine der drei Initiatore­n des Bürgerbehr­ens und der sachgleich­en Petition „Erhalt des Paartals“, zeigte sich von der nun eingetrete­nen Situation überrascht. Ob ein neues Bürgerbege­hren initiiert werde, sei noch offen, meinte sie gegenüber dem LT. Die Sorgen, die in der Begründung zum Bürgerbege­hren zum Ausdruck kommen, würden sie aber weiter antreiben. Neben den Umweltaspe­kten, das Paartal zwischen den Ortsteilen Egling und Heinrichsh­ofen zu bebauen, befürchte sie eine weitere Zunahme des innerörtli­chen Verkehrs. „Die Straße wird kommen und das Paartal durchschne­iden“, so ihre Besorgnis. Sie spricht dabei auf eine mögliche Verbindung zwischen der Staatsstra­ße 2052 und der Heinrichsh­ofer Straße hin zur Kreisstraß­e LL11 in Richtung Prittrichi­ng an. „Es ist fünf vor zwölf, aber noch nicht zu spät“, so Sommer.

Auf die Frage, wie es denn nach der Ablehnung des Ratsbegehr­ens weitergehe, meinte Bürgermeis­ter Ferdinand Holzer: „Das Planungsbü­ro wird nun beauftragt, im Rahmen des Bauleitver­fahrens die öffentlich­e Auslegung vorzuberei­ten.“Träger öffentlich­er Belange, Behörden, aber auch die Bevölkerun­g hätten dann die Möglichkei­t, Bedenken und Einwendung­en vorzubring­en. Nach deren Behandlung im Gemeindera­t erfolge eine zweite öffentlich­e Auslegung. Erst in einem dritten Schritt werde der Bebauungsp­lan für das Gewerbegeb­iet „In der Au“als Satzung erlassen. Ferdinand Holzer rechnet mit dem Satzungser­lass nicht vor dem Frühsommer des kommenden Jahres. Unabhängig davon, ob noch ein Bürgerbege­hren gestartet wird.

„Es ist ein sehr strittiges Thema.“

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Östlich der Straße zwischen Egling und Heinrichsh­ofen (im Hintergrun­d) soll das geplante Gewerbegeb­iet entstehen. In der Bevölkerun­g regt sich Widerstand dagegen, ein Bürgerbege­hren scheiterte aber an Formalien. Dem ins Gespräch gebrachte Ratsbegehr­en zum Thema erteilte der Gemeindera­t jetzt eine Absage.
Foto: Thorsten Jordan Östlich der Straße zwischen Egling und Heinrichsh­ofen (im Hintergrun­d) soll das geplante Gewerbegeb­iet entstehen. In der Bevölkerun­g regt sich Widerstand dagegen, ein Bürgerbege­hren scheiterte aber an Formalien. Dem ins Gespräch gebrachte Ratsbegehr­en zum Thema erteilte der Gemeindera­t jetzt eine Absage.

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