Eisele in Schieflage
Busunternehmen Nach dem Verlust der Stadtbuslinien gerät die Firma in eine finanzielle Schieflage. In Eigenverwaltung will sie die Sanierung schaffen. Der Linienverkehr wird fast komplett aufgegeben. Künftig nur noch Reise und Touristik
Das traditionsreiche Landsberger Busunternehmen Eisele ist in einer finanziellen Schieflage und befindet sich im Insolvenzverfahren. Wie es jetzt weitergeht.
Landsberg Das Busunternehmen Eduard Eisele aus Landsberg will sich nach dem Verlust des Stadtbusverkehrs vor knapp einem Jahr neu aufstellen. Die Firma befindet sich seit Kurzem in einem Insolvenzverfahren – in Eigenverwaltung. Das heißt, der Unternehmer agiert dabei selbst als Insolvenzverwalter – an seiner Seite steht ein Sanierungsund Insolvenzverwalter. Ein solches Verfahren kommt infrage, wenn eine Insolvenz nicht mehr zu vermeiden ist, das Unternehmen aber über einen intakten Geschäftsbetrieb und eine konkrete Perspektive verfügt. Eisele will sich künftig auf das Reise- und Touristikgeschäft konzentrieren. Der Linienverkehr im Landkreis wird bis auf die Strecke Landsberg-Ellighofen zum Jahresende aufgegeben.
Als Sanierungsverwalter ist Thomas Planer aus Landsberg tätig. Er will den Bestand des Unternehmens sichern: Der Geschäftsbetrieb gehe weiter, die Gehälter seien gesichert. Die jetzigen Probleme hätten mit dem Verlust der Stadtbuslinien begonnen, erklärt Planer. Dadurch sei auch die staatliche Bezuschussung der Linien im Landkreis gekürzt worden. Bei der Förderung gelte das Prinzip: Je mehr Linien ein Unternehmen betreibe, desto höher sei der prozentuale Zuschussbetrag. Der Freistaat wolle damit Unternehmer motivieren, auch wenig genutzte Linien aufrechtzuerhalten. Die Buslinien, die bislang mit den Stadtbus-Einnahmen quersubventioniert worden waren, seien noch unwirtschaftlicher geworden. Die Linie von Landsberg nach Penzing hat laut Mitinhaber Christoph Eisele im Jahr ein Defizit von rund 100 000 Euro eingefahren: „Da wird keine Schule angefahren und der Fliegerhorst hat zugemacht“, sagt Eisele. Die Hoffnung, dass es andere Nutzungsmöglickkeiten gibt, das Bus- geschäft wieder anzukurbeln, habe die Familie lange bewogen, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Inzwischen sehe man: „In den nächsten fünf bis acht Jahren wird sich da nichts tun.“Dazu kam, dass durch den Wegfall der Stadtbuslinien die Mitarbeiter nicht mehr durchgängig im Busverkehr beschäftigt werden konnten, ergänzt Sanierungsverwalter Planer weiter.
In welchem Ausmaß das Defizit anwuchs, sei erst nach einigen Monaten klar geworden, denn zunächst hätte der Verkaufserlös der Stadtbusse die tatsächlichen Defizite noch kaschiert. Zudem, so Christoph Eisele, war die Firma während der Bauarbeiten an der Bahnstrecke Geltendorf-Lindau im Schienenersatzverkehr tätig. Das sei aber jetzt zu Ende und sei auf Dauer auch nicht machbar: „Das ist ein 24-Stunden-Betrieb, das geht sehr an die Substanz des Fahrpersonals. und wir wollen unsere Mitarbeiter nicht verheizen.“Apropos Personal: Ein Großteil der 24 Arbeitsplätze soll erhalten bleiben, zwar nicht unbedingt bei Eisele. Planer und Eisele gehen aber davon aus, dass ihre Mitarbeiter von den künftigen Linienbetreibern gebraucht werden. Die Beschäftigten wurden am Dienstag von der neuen Situation informiert.
Ab Januar will sich die Firma Eisele neben der Linie nach Ellighofen nur noch dem Reise- und Touristikverkehr widmen. Der neue Katalog werde am Wochenende verschickt, berichtet Christoph Eisele.
Die Firma Eisele wurde 1920 in Pürgen von Eduard Eisele als Milchtransport-Unternehmen gegründet. 1923 erwarb der Firmengründer seinen ersten Omnibus, das Unternehmen zog nach Landsberg um. Seit 1994 betrieb das Busunternehmen den Landsberger Linienverkehr. Die Firma gehört der Familie. Bis zur verlorenen EU-Ausschreibung Anfang 2018 präsentierte sich das Unternehmen mit 22 Bussen – 17 davon waren im Linienund Schulbusverkehr unterwegs.
Ihren Entschluss, aus dem Liniengeschäft auszusteigen, hätten sich die Eiseles nicht leicht gemacht, sagt Planer: „Da sind auch Tränen geflossen. Es so wie bisher weiterzubetreiben, wäre aber an die eigene Substanz gegangen, und eine Sanierung wäre nicht mehr möglich gewesen.“
Die Probleme wurden erst allmählich sichtbar