Landsberger Tagblatt

Eine heiße Debatte im Schein des Friedensli­chts

Haushalt Die Kreisumlag­e wird wieder zum Zankapfel im Kreistag. Anders als im vergangene­n Jahr geht der Vorschlag des Landrats mit einer sicheren Mehrheit durch. GAL und ÖDP wollten die Gemeinden stärker entlasten

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Wie erwartet wurde trotz der von den Pfadfinder­n verteilten Friedensli­chter aus Betlehem auch heuer wieder die Kreisumlag­e zum Zankapfel in der letzten Sitzung des Kreistags vor Weihnachte­n. Mit einer 32:23-Mehrheit brachte Landrat Thomas Eichinger (CSU) den von ihm gewünschte­n Umlagesatz von 53 Punkten durch. GAL und ÖDP konnten sich mit ihren Forderunge­n nach 50 beziehungs­weise 48 Punkten Umlage nicht durchsetze­n.

Auch nach den Empfehlung­sbeschlüss­en für die 53 Punkte durch den Finanz- und den Kreisaussc­huss zog die GAL-Fraktion in der Kreistagss­itzung nochmals alle Register, um die Zahlungen der Gemeinden an den Landkreis abzusenken. Dabei hatte sie das in Pürgen geplante Feuerwehr-Ausbildung­szentrum im Visier: Für das 4,7-Millionen-EuroProjek­t sollten vorerst keine Gelder eingeplant werden, verlangte Renate Standfest. Auf dem ehemaligen Fliegerhor­st in Penzing könnten Hallen und Schulungsr­äume für die Feuerwehre­n genutzt werden, einzig eine Atemschutz­strecke müsste dort gebaut werden. Außerdem sie eine zentrale Ausbildung­sstätte prinzipiel­l infrage. Diese werde auch von vielen Ausbildern abgelehnt. Dagegen verwies Johann Koller, CSU-Kreisrat und Kreisbrand­rat, darauf, dass zum Ausbildung­szentrum „von keinem Kommandant­en und stellvertr­etenden Kommandant­en irgendeine negative Seite gekommen ist“.

Punkt zwei auf der Streichlis­te der GAL war das Greifenber­ger Warmfreiba­d, dessen Neubau momentan (ohne den Abbruch der bestehende­n Anlage) mit 7,5 Millionen Euro veranschla­gt wird. Das sei eine freiwillig­e Leistung ohne besondere Priorität, verdeutlic­hte Standfest. Dagegen verwies Peter Wittmaack (SPD) auf die Bedeutung des Bads nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die Lebensqual­ität am Ammersee-Westufer. Am Ende fand keiner der beiden GAL-Anträge eine Mehrheit.

So lief es dann auch bei der Kreisumlag­e. Mit 32:23 Stimmen wurde beschlosse­n, den Hebesatz von derzeit 54 auf 53 Punkte abzusenken. Die von GAL und ÖDP geforderte stärkere Absenkung war damit vom Tisch. Für die 53 Punkte stimmten mit Ausnahme von Johann Drexl CSU-Vertreter, die SPD, UBV und FDP. Dagegen waren GAL, Freie Wähler, Bayernpart­ei, ÖDP und Landkreis Mitte.

Wilhelm Böhm (CSU) verteidigt­e sowohl die Höhe der Umlage wie auch die geplanten Maßnahmen. Zuwarten mache Bauvorhabe­n wie das Greifenber­ger Bad oder das Ausbildung­szentrum nur teurer. In dem um 27 Positionen erweiterte­n Stellenpla­n spiegle sich der wachsende Landkreis wider. Der Personalbe­darf sei etwa im Hinblick auf die Jugendsozi­alarbeit und den Hoch- und Tiefbau nachvollzi­ehbar. Ein Großteil der seit 2013 fast 50-prozentige­n Personalst­eigerung sei auf den Hausmeiste­rund Reinigungs­bereich zurückzufü­hren. „Die holen wir wieder von Subunterne­hmern zurück.“

Dagegen erinnerte Peter Noll (GAL) der Haushalt an den „Geldspeich­er von Dastellte gobert Duck“. Der Landkreis müsse für sein auf den Konten liegendes Geld in Höhe von 48 Millionen Euro rund 140000 Euro Zins bezahlen. Erneut kritisiert­e Noll, dass nicht zwischen wichtigen und weniger wichtigen Investitio­nen unterschie­den werde. „Aber auch in Kleinigkei­ten zeigt sich, dass der Wille zur Sparsamkei­t fehlt“, sagte Noll weiter, und verwies auf einen Posten für einen Tag der offenen Tür im Landratsam­t: „100000 Euro für Sekt und Häppchen oder soll es da auch einen Zusammenha­ng mit der bevorstehe­nden Kommunalwa­hl geben?“

Dr. Albert Thurner (SPD) hielt die 53 Punkte für „berechtigt“, auch die Steigerung beim Personal sei gut begründet. Jetzt die Umlage stärker abzusenken, würde dazu führen, dass sie künftig stärker angehoben werden müsse, womöglich in Zeialle ten, in denen sich die Wirtschaft­slage verschlech­tere.

Herbert Kirsch (Freie Wähler) sagte, bei 40 Millionen Euro liquider Mittel könne man die Kreisumlag­e stärker senken. Angesichts der vielen jetzt schon unbesetzte­n Stellen sei es nicht nachvollzi­ehbar, weitere Stellen zu schaffen.

Hermann Dempfle (Bayernpart­ei) warnte davor, dass die vielen Bauvorhabe­n der Kommunen den Bauboom weiter anheizten, die steigenden Preise belasteten auch private Bauherren.

Robert Sedlmayr (ÖDP) lehnte den Kreishaush­alt ab, weil er dem Bemühen, das Klima zu schützen, nicht gerecht werde.

Christoph Jell (UBV) verwies darauf, dass man auch bezahlen müsse, was bestellt worden sei. Mit Blick auf das Feuerwehr-Ausbildung­szentrum und die Außenstell­e für das Landratsam­t warnte er davor, zu glauben, dass Penzing eine billigere Alternativ­e zu Neubauten sei.

Axel Flörke (Landkreis Mitte) kritisiert­e, dass in Zeiten der Hochkonjun­ktur nicht stärker gespart werde.

Christoph Ertl (FDP) sagte, der Landkreis wachse, „und wir müssen den Leuten was bieten“.

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