Landsberger Tagblatt

Im Haushalt 2019 ist für jeden etwas dabei

Der Stadtrat steht einstimmig hinter den Planungen für das nächste Jahr. Einigen Stadtpolit­ikern gehen die Dinge nicht schnell genug voran. Ziehen am Horizont dunkle Wolken auf?

- VON GERALD MODLINGER

Zumindest im Landsberge­r Stadtrat hat das von den Pfadfinder­n überbracht­e Friedensli­cht aus Betlehem seine volle Wirkung entfaltet. Während im Kreistag am Tag zuvor noch um die Kreisumlag­e gehackelt wurde, ging in Landsberg das Sitzungsja­hr harmonisch und mit einem einstimmig beschlosse­nen Haushalt zu Ende.

Noch einmal wird sich die Stadt im nächsten Jahr vieles leisten können. Über 23 Millionen Euro stellt der Haushalt für Investitio­nen zur Verfügung. Allerdings müsse die Stadt dafür auch ihre liquiden Mittel, also ihr Geld auf der hohen Kante angreifen, erklärte Kämmerer Peter Jung. Derzeit liegen dort noch über 30 Millionen Euro, Ende 2019 könnten es weniger als die Hälfte sein, wenn alles so verwirklic­ht wird, wie es im Haushalt zu finden ist. Doch das gelinge meist nicht, so die Erfahrung des Kämmerers.

Ansonsten könne er heuer weder Optimismus noch Euphorie verbreiten. Bereits seit 2017 sinke die Finanzkraf­t der Stadt, „am Konjunktur­himmel zeigen sich immer mehr Wolken“. Zugleich steige der Druck im Hinblick auf notwendige Investitio­nen für Kinderbetr­euung, Schulen, Infrastruk­tur und Verkehrswe­nde, sagte Jung. Deshalb sei es auch nicht möglich mit dem Verschiebe­n von Vorhaben und der Reduzierun­g von Personal auf sinkende Einnahmen zu reagieren. Statt zu streichen, habe der Stadtrat in den Haushaltsb­eratungen sogar noch ein paar Vorhaben draufgesat­telt – auch noch kurz vor der Etatverabs­chiedung. Da kamen noch Planungsko­sten für Kreisverke­hre am Postberg und an der Schwaighof­straße (je 50000 Euro) sowie für den Lunapark (10 000 Euro) hinzu.

Und so sahen die Redner aller Fraktionen ihre politische­n Interessen­lagen zumindest so weit berücksich­tigt, dass der Haushalt einstimmig beschlosse­n wurde. Christian Hettmer (CSU) drückte es so aus: „Heute ist erst einmal vorgezogen­e Bescherung. Es ist für je- den wieder etwas dabei.“Es werde aber nicht mehr lange dauern, bis wieder darüber gesprochen werden müsse, wo freiwillig­e Leistungen eingeschrä­nkt werden sollen. Als wichtigste Baustellen im nächsten Jahr nannte Hettmer den Steg über den Lech, die Bahnunterf­ührung im Urbanen Leben am Papierbach, der der Mittelschu­le werde abgeschlos­sen, der Neubau des Jugendund Kulturzent­rums und die Sanierung des Stadtmuseu­ms werfen ihre Schatten voraus. Erfreulich sei, dass sich der Strategiee­ntwicklung­sprozess „Unser Landsberg 2035“auch in den Etatansätz­en wiederfind­e, als Stichworte nannte

Hettmer Mobilität, Klimaschut­z und Ortsteile.

Jost Handtrack (Grüne) erinnerte der Haushalt 2019 an den Filmtitel „Die fetten Jahre sind vorbei“. Der Brexit, der Handelsstr­eit USA-China und die Lage in Italien und Frankreich schlügen auch auf Landsberg durch. Der Kurs der AkAltbau tie eines der wichtigste­n Gewerbeste­uerzahler sei in den vergangene­n drei Monaten um 30 Prozent gefallen. Er hoffe, sagte Handtrack, dass dessen Gewinn nicht ebenso stark einbreche. Er begrüßte die neuen Planstelle­n für Klimaschut­z und Mobilität und drängte auf eine zügige Umsetzung des Wohnungsba­us am Wiesengrun­d sowie neuer Radwege: „Bei der Planung sind wir spitze, bei der Umsetzung hapert es doch noch teilweise gewaltig.“

Christoph Jell (UBV) überschrie­b daher seine Etatrede mit der Feststellu­ng „Papiere lösen keine Probleme“. Auch er forderte, die geplanten Wohnungsba­umaßnahmen rasch umzusetzen. Denn bei aller Wertschätz­ung für die Kultur in Landsberg dürften Soziales und Sport nicht ins Abseits gestellt werden. Und die „um jeden Preis“betriebene Nachverdic­htung erfordere eine Änderung der Mobilität. Axel Flörke (Landsberge­r Mitte)

verwies vor allem auf die Schulproje­kte (Abschluss der Mittelschu­lsanierung, Schlossber­g), den geplanten Lechsteg, das künftige Jugendzent­rum („das gehört ins Stadtzentr­um“) und die Erweiterun­g der Lechstraße­n-Tiefgarage („das schafft die Option, den Verkehr im Hinterange­r zu reduzieren und in Absprache mit den Anwohnern Parkplätze wegzubekom­men“).

Felix Bredschnei­jder (SPD) sah den Etat etwas kritischer. Dieser sei kein „großes Werk“, insbesonde­re nicht mit Blick auf „Landsberg 2035“und Verkehrsko­nzept („das Unvollende­te“). Auch beim Wohnungsba­u am Wiesengrun­d sei bislang seitens der Stadt wenig geschehen. Bei der Frage nach bezahlbare­m Wohnraum laute in Landsberg die jahreszeit­lich passende Antwort, „dass kein Platz in dieser Herberge sei“. Reinhard Skobrinsky (BAL/ÖDP)

kritisiert­e, dass einerseits für einen besseren Schallschu­tz in der Klosterkir­che und für eine „Luxus-Anzeigetaf­el“im Sportzentr­um Geld vorgesehen werde, anderersei­ts „extrem wichtige Projekte“wie ein Schrägaufz­ug „vor sich hergeschob­en werden“. Positiv bewertete er, dass mit den Planungsko­sten für einen Kreisverke­hr an der Schwaighof­straße eine jahrzehnte­lange Forderung der BAL berücksich­tigt »Kommentar worden sei.

Drei Positionen kommen noch dazu

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Drei der größeren Vorhaben der Stadt im nächsten Jahr: Die Sanierung des Altbaus der Mittelschu­le (oben) wird fortgeführ­t, die Tiefgarage an der Lechstraße (links unten) soll erweitert werden und dann stellt sich noch die Frage, wie der Wohnungsba­u am Wiesengrun­d realisiert wird. Fotos: Thorsten Jordan
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