Ein Busfahrer erzählt
Busfahrer Gökmen Fiçilar ist seit 2009 beim Unternehmen Eisele. Vor einigen Tagen hat er von den Schwierigkeiten der Firma erfahren. Er sagt: „Ich bleibe, bis es nicht mehr weitergeht.“
Das Busunternehmen Eisele hat finanzielle Probleme und befindet sich im Insolvenzverfahren. Wie geht es den Mitarbeitern? Ein Busfahrer erzählt.
Nach dem Verlust der Stadtbuslinien geriet das Busunternehmen Eisele in eine finanzielle Schieflage und befindet sich seit Kurzem in einem Insolvenzverfahren. „Wir sind gerade in einem emotionalen Tief“, sagt Gökmen Fiçilar. Der Kfz-Technikermeister und Busfahrer arbeitet seit 2009 in der Firma und erlebt die schwierige Zeit hautnah mit. Das LT sprach mit dem Busfahrer, der auch sehr aktiv in der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Landsberg...“ist.
Das mit der Insolvenz sei alles ganz frisch, da sie erst vor zwei Tagen davon erfahren hätten, sagt Fiçilar. Die Atmosphäre in der Firma sei immer sehr herzlich und familiär gewesen. Einige Mitarbeiter würde er auch noch aus seiner Jugend kennen. „Dann liegt einem so was besonders schwer auf dem Herzen“, so der 43-Jährige. Auch mit den Geschäftsführern Thomas und Christoph Eisele hege er eine enge Verbindung. „Ich habe zu ihnen gesagt, dass ich bei ihnen bleibe, bis es nicht mehr weitergeht.“Darüber hinaus habe Fiçilar jedoch noch keine Pläne. Aber es sei klar, dass er sich Gedanken machen müsse, wie es dann weitergeht, da er drei Kinder und eine Frau hat.
Ursprünglich kommt Gökmen Fiçilar aus Nordhorn in NordrheinWestfalen. Sein Vater sei in den 1970er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Da er aber bereits seit 1986 in Landsberg lebt, fühle er sich als Landsberger. Hauptberuflich ist Gökmen Fiçilar Kfz-Technikermeister. Seine Ausbildung habe er bei der Firma Zink gemacht, wo er 1999 auch seinen Meister abgelegt habe. In dieser Zeit habe er auch Thomas Eisele kennengelernt, der dort ebenfalls gelernt hat. Um sich ein zweites Standbein aufzubauen, habe Fiçilar damals gleichzeitig auch seinen Busfahrerschein gemacht. Dazu habe er zusätzlich zum LKW-Führerschein einen Beförderungsschein benötigt. „Nur mit dieser Zusatzerlaubnis darf man mehr als neun Personen befördern. Ich musste auch noch mal 40 Fahrstunden ablegen, um den Beförderungsschein zu bekommen“, erklärt Fiçilar.
Um nach einigen Jahren Fahrpraxis nachzuholen, habe er dann bei Thomas Eisele angefragt, ob er bei ihnen ein paar Mal Busfahren dürfe. „Das hat damals leider noch nicht geklappt. Aber ein paar Wochen später hat er mir eine Stelle in der Werkstatt angeboten“, erinnert sich Fiçilar. Und so habe er 2009 bei Eisele angefangen zu arbeiten.
Der erste Bus, den er für das Unternehmen gefahren habe, war Bus 5. Drei, vier Jahre lang sei er beispielsweise auch den Linienbus von Ellighofen gefahren. In letzter Zeit habe er in der Früh von sieben bis halb neun Uhr den Lenkbus auf der Strecke zwischen Hechenwang und der Montessorischule gefahren sowie den Bus für den Alpenverein. Auch für den Stadtbus sei er öfters eingesprungen, wenn ein Kollege mal krank war. Fiçilar muss zugeben, dass der Weg vom Techniker zum Busfahrer zuerst nicht so leicht war. Mit der Zeit habe er aber einen Sinneswandel durchlebt. Vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte oder kleinen Gesten, wie ein nettes „Guten Morgen“, schätze er sehr. „Man baut sich auch was mit den Schulkindern auf. Viele sieht man ja aufwachsen.“
„Aber ich fahre ja nicht den ganzen Tag Bus, sondern arbeite hier vor allem auch in der Werkstatt“, sagt Fiçilar. Das würden viele Leute nicht bedenken. Aktuell repariert er einen Bus, an dem ein Spiegel beschädigt ist und die Heizung nicht funktioniert. „Mein Ziel ist es, die anderen durch meine Arbeit glücklich zu machen, wenn zum Beispiel der Sitz nicht mehr klappert“, sagt Fiçilar mit einem Lächeln. Wenn er mal eine freie Stunde hat, fotografiert Gökmen Fiçilar den Lech oder die Landsberger Altstadt. Die Bilder stelle er dann immer in die Facebook-Gruppe „Du kommst aus Landsberg...“. Es freue ihn immer sehr, wenn er merkt, dass die Bilder gut ankommen.
Eine weitere Leidenschaft, die er mit Thomas und Christoph Eisele teilt, ist die Restaurierung von alten Autos. Sein weißer Opel B-Kadett aus dem Jahr 1970 ist dabei sein ganzer Stolz.
Er besitze ihn seit drei Jahren und habe ein Jahr lang an seinem Wiederaufbau gearbeitet. Jetzt steht auch schon ein neues Projekt an: die Wiederinstandsetzung eines grünen Ford Taunus, der 20 Jahre lang in der Tiefgarage es Landratsamtes stand. „Es ist wirklich ein Traum, das Auto zu reparieren.“
In nächster Zeit stehen für ihn und die weiteren Mitarbeiter von Eisele einige Aufgaben an. Die Busse müssen weiterhin gewartet werden, bis sie dann verkauft werden können.
Nur die Reisebusse bleiben. Außerdem stünden jetzt auch die Fahrten mit dem Alpenverein bevor, so Fiçilar. „Ich versuche gerade auch, den anderen Kollegen zu helfen und neue Möglichkeiten für sie zu finden. Man muss ja irgendwie positiv in die Zukunft blicken.“
Er hat eine Frau und drei Kinder