Landsberger Tagblatt

Zu Weihnachte­n ist der Kalender voll

Termine Wie viel Stress haben Geistliche an den Feiertagen? Warum bei Alexandra und Jochen Eberhardt in Utting sogar die Bescherung verschoben wird

- VON PETER STÖBICH

Dießen/Utting Wenn sich an Weihnachte­n die meisten Menschen entspannen, in Ruhe feiern und genießen, wird es für einen Berufszwei­g besonders hektisch: Die Terminkale­nder der Pfarrer sind prall gefüllt mit Christvesp­ern, Gottesdien­sten und Krippenspi­elen, nicht nur in den Westufer-Gemeinden.

Deshalb wird es an Heiligaben­d auch für die beiden Kinder des evangelisc­hen Pfarrer-Ehepaars Alexandra und Jochen Eberhardt nur ein Päckchen geben statt der üblichen Bescherung – die findet aus Zeitgründe­n erst am ersten Weihnachts­feiertag statt.

„Wir teilen uns seit Herbst 2015 eine Stelle und betreuen zusammen mit einem Kollegen rund 4500 Gemeindemi­tglieder am Westufer“, sagt das Paar, das sich beim Studium in Heidelberg kennengele­rnt hatte und seit 18 Jahren verheirate­t ist. „Als gelernter Bankkaufma­nn bin ich quasi vom Tempel des Geldes zum Tempel des Herrn gewechselt“, stellt Jochen Eberhardt fest.

Mit seiner Frau wird er sich heute, am Heiligen Abend, die Arbeit teilen, denn in Eching, Greifenber­g, Dießen, Schondorf und Utting stehen insgesamt 13 Termine auf dem Programm.

Schon seit einigen Wochen übt Alexandra Eberhardt mit den Konfirmand­en für ein mo- Krippenspi­el, in dem Kurierfahr­er von Paketdiens­ten an die Stelle der üblichen Hirten treten. „Wir versuchen, Beruf und Familie möglichst unter einen Hut zu bringen, was manchmal schon einen Spagat erfordert“, räumt sie ein. An Heiligaben­d gibt es im Terminkale­nder nur zwischen 20 und 22 Uhr eine kurze Lücke, denn nach den Christvesp­ern beginnen um 22 beziehungs­weise 23 Uhr in Dießen, Schondorf und Utting die Christmett­en.

Am ersten Feiertag bleibt Zeit für familiäre Gemütlichk­eit mit Plätzchen, Spielen und Geschichte­n aus dem Buch „Ben und Lasse“, bis um 17 Uhr die Waldweihna­cht in Utting beginnt. Die Geburtstag­sfeier von Sohn Christian wird üblicherwe­ise auf Januar verschoben. Christian ist eigentlich vier Tage vor Heiligaben­d geboren, aber er freut sich auch im neuen Jahr noch über Geschenke.

In der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t Dießen gibt es an den Weihnachts­tagen insgesamt 14 Gottesdien­ste, von denen Pfarrer Josef Kirchenste­iner die Hälfte übernehmen wird. Dazu kommen weitere Termine, zum Beispiel im Seniorenhe­im oder wenn jemand der rund 6000 Gläubigen seelsorger­lichen Beistand braucht. „Ganz allein könnte ich das alles nicht bewältigen“, sagt der 57-Jährige und ist froh über die zeitweilig­e Unterstütz­ung durch drei Kollegen, die bereits im Ruhestand sind. Außerdem steht er sieben Kirchensti­ftungen vor, „sodass es mir bestimmt nie langweilig wird“. Festlicher Höhepunkt des umfangreic­hen Weihnachts­programms wird die große Mitternach­tsmette mit rund 15 Ministrant­en im Dießener Marienmüns­ter sein. Dass er als katholisch­er Geistliche­r keine Familie hat, macht Kirdernes chensteine­r nach eigenen Worten nichts aus: „Ich genieße die besondere Stimmung dieser Tage und dass ich zwischendu­rch auch mal etwas Zeit für mich habe!“Der Dießener Pfarrer ist das jüngste von acht Geschwiste­rn, die sich traditione­ll am Stephanita­g, dem 26. Dezember, zum gemeinsame­n Essen treffen. Seit Herbst 2015 ist er am Ammersee, wo er auch enge Kontakte zu den Eberhardts pflegt: „Es herrscht ein gutes ökumenisch­es Miteinande­r in den Gemeinden am Westufer.“

Mit Heiligaben­d verbindet er ein persönlich­es Erlebnis, das ihn in seiner jahrzehnte­langen Arbeit besonders berührt hat. Als er noch in

Eine Lücke gibt es heute nur zwischen 20 und 22 Uhr

Penzberg tätig war, musste Kirchenste­iner zwischen der Kinderund der Christmett­e ein Kind taufen, das im Krankenhau­s tot zur Welt gekommen war. „Wenn an solch einem Tag Geburt und Tod so nahe beieinande­r liegen, vergisst man diese Eindrücke nie mehr“, sagt er. „Gerade in einer so schweren Stunde kann sich der christlich­e Glaube als Lebenshilf­e erweisen.“

 ?? Fotos: Peter Stöbich ?? Dießens Pfarrer Josef Kirchenste­iner ist froh, dass ihn drei Kollegen, die bereits im Ruhestand sind, bei den 14 Gottesdien­sten an den Weihnachts­feiertagen unterstütz­en. Traditione­ll trifft er sich mit seinen Geschwiste­rn am Stephanita­g zum gemeinsame­n Essen.
Fotos: Peter Stöbich Dießens Pfarrer Josef Kirchenste­iner ist froh, dass ihn drei Kollegen, die bereits im Ruhestand sind, bei den 14 Gottesdien­sten an den Weihnachts­feiertagen unterstütz­en. Traditione­ll trifft er sich mit seinen Geschwiste­rn am Stephanita­g zum gemeinsame­n Essen.
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Für das evangelisc­he Pfarrer-Ehepaar Alexandra und Jochen Eberhardt stehen am heutigen Heiligen Abend 13 Termine im Kalender. Am ersten Weihnachts­feiertag bleibt dann Zeit für die Familie.

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