Warum die Therme nicht ganz verschwindet
Wie geht es nach dem Abbruch in dem ehemaligen Spaßbad in Königsbrunn weiter? In diesen Tagen mischen sich auf manchmal skurrile Weise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Wie eine ramponierte graue Kerze, deren Flamme man ausgeblasen hat, ragt die wuchtige Säule, auf der bis vor wenigen Wochen das Dach der Thermenhalle ruhte, in den Himmel. Sie steht inmitten eines ordentlich sortierten Abbruchareals. Ein Kranz hellblauer Fliesen an ihrem Sockel erinnert an die Badefreuden, die sich drei Jahrzehnte lang rundum entfalteten. Wenige Tage nach Weihnachten wird auch sie Geschichte sein, zerschlagen, zerlegt in Baustahl und Beton, letzterer schließlich zermahlen zu kieselsteingroßen Brocken.
Ein wesentlicher Teil des Bauwerks hinter der Thermenhalle – vor allem die großen Technikräume, die früheren Umkleiden und Duschen, Gastronomie und einige Bereiche der Saunenwelt – sollen vorerst stehen bleiben. In den nächsten Tagen wird auch die Mittelsäule verschwinden. Dann wird nur noch das Freskenband mit antiken Motiven an den Wänden, hinter denen einst die „Saunenwelt“der Königstherme begann, auf die frühere Nutzung hinweisen.
Der Hintergrund: Eine Mehrheit im Stadtrat hat entschieden, dass die Teilnehmer am europaweiten Architekturwettbewerb, der wohl im Februar ausgelobt und im November entschieden wird, auch eine künftige Nutzung dieser Gebäude- teile bei der Neugestaltung prüfen sollen. Ob sie tatsächlich weiter genutzt oder letztendlich doch abgerissen werden, das hängt davon ab, welcher Entwurf als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht.
Wenn man durch das Abbruchareal und die verbliebenen, fast komplett entkernten Nebenräume der Therme geht, dann wird schnell ersichtlich, warum dieser Gedanke nicht so abwegig ist. Wo der Beton rund um die Schwimmbecken aufgerissen ist, da sieht man, wie dick und wie massiv armiert diese Bauteile sind. „Zudem haben wir festgestellt, dass der Beton noch in sehr gutem Zustand ist“, erläutert Max Semmlinger, Prokurist der Freizeitund Sportstätten Königsbrunn GmbH (FSK), die für die Stadt die ehemalige Königstherme verwaltet. Der bauliche Schwachpunkt der Therme seien die Verglasungen im Thermendach und die „Laterne“über der Mittelsäule gewesen.
Im Sommer ließ die FSK durch ein Münchner Architekturbüro prüfen, ob eine Nachnutzung von Teilen der Königstherme prinzipiell machbar wäre. Als die Studie im September dem Stadtrat präsentiert wurde, war die klare Aussage: Ja. Die Räume seien großzügig dimensioniert, ebenso die Betondecken und Stützen. Insgesamt stünden rund 6000 Quadratmeter zur Verfügung. Man könne dort die von einer Mehrheit im Stadtrat favorisierten Räume für musische und kreative Nutzungen unterbringen, hieß es, zudem das Stadtarchiv und Teile der städtischen Museen. Wenn diese Nebenräume der Thermenhalle künftig weiter genutzt werden, so berechneten die Architekten, dann spare die Stadt nicht nur die Kosten für den aufwendigen Abbruch, sondern rund ein Drittel der Kosten, die bei einem Neubau dieser Räume anfallen würden. Das überzeugte damals mit Ausnahme von SPD und FDP alle Fraktionen.
Deshalb ist es jetzt Aufgabe der FSK, dafür zu sorgen, dass der Gebäuderest die nächsten zwölf Monate unbeschadet übersteht. Die Zugänge aus den Beckenumgängen in die Technikräume im Keller sind bereits zugemauert, auch die offenen Stellen in den Obergeschossen werden nach und nach geschlossen.
Beim Rundgang stößt der Reporter auf skurrile Motive: Zu beiden Seiten der Türe zum früheren „Königs Bistro“sind noch die ImbissAngebote vom Sommer 2015 notiert. Das „Baguette mit Roastbeefscheiben, Rucola, Parmesan“kostet ganze 4,50 Euro, wirbt eine Kreideschrift. Das Angebot ist schon lange überholt.