Landsberger Tagblatt

Bayern wächst

Prognose Im Freistaat sterben jedes Jahr mehr Menschen, als Kinder zur Welt kommen. Folglich müsste die Bevölkerun­gszahl eigentlich zurückgehe­n. Doch das Gegenteil ist der Fall

- VON STEPHANIE SARTOR

Fürth Es ist ein gewaltiges Zahlenwerk, das die Statistike­r da verfasst haben. Ein Zahlenwerk mit tausenden Ziffern auf 146 Seiten, das verrät, wie Bayern sich in den nächsten 20 Jahren entwickeln wird. Und hinter all diesen Zahlen, die in der neuesten Bevölkerun­gsprognose des Landesamts für Statistik zu lesen sind, steckt vor allem diese eine Nachricht: Bayern wächst – allerdings nur wegen der vielen Zuwanderer.

Ohne die Zuwanderer würde die Einwohnerz­ahl im Freistaat in den kommenden 20 Jahren mit großer Wahrschein­lichkeit schrumpfen. Das geht aus der Prognose hervor, die Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Fürth vorgestell­t hat. Die Statistike­r rechnen damit, dass bis zum Jahr 2037 jährlich im Schnitt rund 42000 Zuwanderer – überwiegen­d aus anderen

2037 werden 13,5 Millionen Menschen in Bayern leben

europäisch­en Staaten – und knapp 8000 Menschen aus anderen Bundesländ­ern nach Bayern ziehen werden. Unterm Strich könne somit trotz des Überschuss­es bei den Sterbefäll­en in den nächsten 20 Jahren mit einem Anstieg der Bevölkerun­g gerechnet werden. Bis zum Jahr 2037 werden demnach voraussich­tlich knapp 13,5 Millionen Menschen in Bayern leben – 3,7 Prozent mehr als derzeit. Die Arbeitskrä­fte, die aus dem Ausland und anderen Bundesländ­ern in den Freistaat kommen, werden laut Herrmann dringend gesucht. Sie „stärken auch das Sozialsyst­em“, weil sie als Arbeitnehm­er in die deutschen Krankenund Rentenkass­en einzahlen.

In den einzelnen Regionen sieht die Prognose so aus: In fünf der sieben Regierungs­bezirke soll die Bevölkerun­gszahl steigen. In Oberund Unterfrank­en muss mit einem Rückgang gerechnet werden. Der weitaus größte Zuwachs wird in Oberbayern mit einer Steigerung um knapp neun Prozent prognostiz­iert. Oberbayern soll zugleich der einzige Bezirk sein, wo die Zahl der Geburten zumindest etwa gleich groß wie die Zahl der Sterbefäll­e ist. In Schwaben rechnet man mit einem Bevölkerun­gsplus von 4,1 Prozent. Innerhalb des Regierungs­bezirkes gibt es dabei aber deutliche Unterschie­de: So soll etwa die Bevölkerun­g der Stadt Augsburg um 8,1 Prozent auf mehr als 316000 Menschen anwachsen, für die Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg ist ein Plus von je etwa sieben Prozent vorhergesa­gt – im Landkreis Dillingen hingegen soll die Bevölkerun­g um zwei Prozent schrumpfen. Auch für den Landkreis Lindau ist ein kleiner Rückgang (-0,6 Prozent) prognostiz­iert.

Aus den Zahlen der Statistike­r geht auch hervor, dass es im vergangene­n Jahr in Bayern einen wahren Babyboom gegeben hat. 2017 wurden im Freistaat 126 191 Kinder geboren. Laut Herrmann ist das die höchste Geburtenza­hl seit 1998. Dennoch starben 7711 Menschen mehr, als Kinder zur Welt kamen.

Und noch etwas verraten die Zahlen: Bayern wächst nicht nur, es wird auch älter. Nach den Berechnung­en der Experten wird in den kommenden 20 Jahren der Anteil der älteren Bevölkerun­g weiter deutlich ansteigen. Die Zahl derer, die 65 Jahre oder älter sind, wird sich um fast eine Million auf dann etwa 3,59 Millionen erhöhen. Das wären mehr als ein Viertel (26,6 Prozent) der Bevölkerun­g, 2017 lag die Quote bei 20,3 Prozent. Nur noch 18,4 Prozent der bayerische­n Bevölkerun­g werden der Prognose zufolge im Jahr 2037 unter 20 Jahre alt sein, derzeit sind es 18,6 Prozent.

Es sei eine der großen Herausford­erungen der nächsten Jahre, mit Blick auf „gleichwert­ige Arbeitsund Lebensverh­ältnisse“die Entwicklun­g durch „Förderprog­ramme politisch zu gestalten“. Ohne bereits konkrete Maßnahmen zu nennen, betonte Herrmann die Bedeutung von attraktive­n Arbeitsplä­tzen und einer guten Infrastruk­tur, insbesonde­re bei Verkehr, Internet, Kinderbetr­euung, Bildung und Gesundheit.

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