Landsberger Tagblatt

Vom Trinken zum Genießen

Suchtberat­ung Wie die Caritas Menschen zum kontrollie­rten Alkoholkon­sum bringen will

- (res)

Landsberg Der Jahreswech­sel ist die Zeit der Vorsätze. Viele Menschen werden dabei auch beim eigenen Ess- und Trinkverha­lten fündig. Damit es nicht beim Vorsatz bleibt, sondern darauf auch die Tat folgt, bietet die Suchtberat­ungs- und Behandlung­sstelle der Caritas in Landsberg wieder den Kurs „Alkohol (selbst) bestimmt“an. In zehn Stunden begleitet das Programm den Start zum „Kontrollie­rten Trinken“. Frau K. (ihren vollen Namen möchte sie nicht preisgeben) hat am ersten Kurs 2018 teilgenomm­en.

Alkohol zu trinken, sei gesellscha­ftlich anerkannt, oft sogar gefordert, um nicht als Spaßbremse tituliert zu werden, sagt die Psychologi­n Angela Arnold. Sie begleitet gemeinsam mit der Sozialpäda­gogin Margit Wurf den Kurs. Das Suchthilfe­system in Deutschlan­d sei auf Abstinenz ausgericht­et, sagen die beiden. Als Alternativ­e dazu bietet das in Nürnberg entwickelt­e und 1999 erstmals durchgefüh­rte Programm an, die Trinkmenge zu reduzieren. „Für Menschen, die nicht ganz auf Alkohol verzichten möchten“, sagt Arnold, „um es nicht so weit kommen zu lassen.“

„Wir haben keine Sucht“, erzählt Frau K. über sich und die anderen Teilnehmer, „oft verleitet einen einfach der Gedanke, die Weinflasch­e noch zu leeren.“Sie kam zur Caritas, weil sie sich besser selber kontrollie­ren möchte und die Selbstvers­tändlichke­it, täglich zu trinken, hinterfrag­en wollte. Ausschlagg­ebend beim Programm „Kontrollie­rtes Trinken“ist das persönlich­e Ziel, wie zum Beispiel einen alkoholfre­ien Tag pro Woche einzulegen oder eine individuel­l vorgegeben­e Alkoholmen­ge nicht zu überschrei­ten. „Wir wollen bewusster genießen“, sagt Frau K.

Die Änderung eines Verhaltens, das sich über viele Jahre aufgebaut hat, sei nur in kleinen Schritten zu erreichen, sagt Angela Arnold. Um ihr Verhalten zu reflektier­en, protokolli­eren die Teilnehmer zunächst in einem Trinktageb­uch die konsumiert­en alkoholisc­hen Getränke.

In einem späteren Schritt setzen sie sich ihr persönlich­es Ziel. Auf dem Weg dorthin ist ebenfalls die ehrliche Dokumentat­ion das A und O. Für Frau K. war es hilfreich, dabei nicht allein gelassen zu werden, sondern sich in der Gruppe aufgehoben zu fühlen und alles ansprechen zu können, sagt sie. Auf der Basis des Protokolls, das neben der Alkoholmen­ge auch Auslöser-Situatione­n aufzeigt – Wann/warum trinke ich? – werden Alternativ­en wie neue Hobbys zur Alltagsges­taltung ohne Alkohol erarbeitet. In der Gruppe werden dabei ungewöhnli­che Ansätze entwickelt, erzählt Margit Wurf – und auch der Umgang mit Ausrutsche­rn behandelt.

Für jede Woche erstellen die Kursteilne­hmer einen neuen Plan, der dann mit dem Protokoll abgegliche­n und in einem Diagramm abgebildet wird. Als Ziel hat Frau K. eine „Ideallinie“ohne Ausreißer nach oben oder unten vor Augen, die sie kontinuier­lich halten möchte. Ihr Kurs endete im Sommer, doch die Teilnehmer treffen sich immer noch regelmäßig, um sich gegenseiti­g zu unterstütz­en. ⓘ

Anmeldung Die Teilnahme am „Ambulanten Gruppenpro­gramm zum kontrollie­rten Trinken AkT“ist kostenfrei, bezahlt werden müssen lediglich die Unterlagen für den Kurs. Die Treffen finden in der Beratungss­telle in der Brudergass­e 215 statt. Der erste Termin ist Dienstag, 8. Januar, von 19 bis 20.30 Uhr, von da an wöchentlic­h. Anmelden kann man sich sofort unter Telefon 08191/942916.

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Foto: Ulrike Reschke Margit Wurf und Angela Arnold (rechts) von der Caritas begleiten das Programm zum kontrollie­rten Trinken.

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