Landsberger Tagblatt

Der traurige Jahrestag der Penzinger Bluttat

Verbrechen Vor zehn Jahren tötete ein Mann in Penzing seine Eltern. Vor Gericht wurde der Täter damals als schuldunfä­hig eingestuft. Wie Bürgermeis­ter Johannes Erhard auf die damaligen Ereignisse zurückblic­kt

- VON DOMINIC WIMMER

Penzing Es war eine schrecklic­he Bluttat, die bundesweit für Schlagzeil­en gesorgt hat: der sogenannte Güllegrube­n-Mord von Penzing. Heute vor genau zehn Jahren tötete ein damals 34-jähriger Landwirt seine Eltern. Die Leichen wurden einen Tag später in der Güllegrube des landwirtsc­haftlichen Anwesens der Familie entdeckt. Vor dem Augsburger Landgerich­t wurde der Mann, bei dem Gutachter eine schizophre­ne Psychose feststellt­en, wegen Schuldunfä­higkeit des Mordes freigespro­chen und in eine geschlosse­ne Psychiatri­e eingewiese­n.

Sonntag, 4. Januar 2009: Alexander K. und seine Mutter beenden gegen 20 Uhr die Arbeit im Kälberstal­l. Der 34-Jährige folgt ihr in den Hof, nimmt eine bereitgest­ellte Axt mit und schlägt seine Mutter von hinten nieder. Er schleift den leblosen Körper zur Güllegrube, wirft ihn hinein. Doch plötzlich erwacht die 53-Jährige, fängt zu schreien an. Ihr Sohn greift erneut zur Axt und tötet seine Mutter. Danach lockt er den 70-jährigen Vater unter dem Vorwand, die Mutter sei gestürzt, aus dem Wohnhaus ins Freie. Erneut schlägt der Mann mit der Axt zu. Mit dem Traktor schafft er den leblosen 70-Jährigen ebenfalls zur Güllegrube und wirft ihn dort hinein, wo er letztlich an eingeatmet­em Kuhmist erstickt.

Am Tag danach kommen die schlimmen Ereignisse ans Licht. Es ist der Brückentag vor Heilig-DreiKönig. Die Ermittler der Polizei entdecken die Spuren im Schnee. Schnell wird klar, dass es sich um eine Bluttat handelt. Das Gehöft wird großräumig abgesperrt. Sogar ein Polizeihub­schrauber überfliegt das Anwesen und macht Aufnahmen von oben. In den frühen Abendstund­en werden die Leichen geborgen. Schnell fällt der Tatverdach­t auf den Sohn.

Penzings Bürgermeis­ter Johannes Erhard erinnert sich noch ganz genau an den Montag, an dem seine Gemeinde von der Nachricht des Verbrechen­s getroffen wurde. Am 5. Januar hat er Hochzeitst­ag. „Ich war mit meiner Frau gerade in Sees- haupt, als ich von der Verwaltung einen Anruf erhalten habe, dass ein größerer Einsatz läuft. Da war von einer Gewalttat noch keine Rede.“Erhard fuhr nach Hause und machte sich ein Bild von der Lage, als die Ermittler den Hof untersucht­en. Am Dreikönigs­tag 2009 führte Alexander K. die Ermittler über den Hof und half bei der Rekonstruk­tion der Tat. Davon wurde auch ein Film für die Gerichtsve­rhandlung angefertig­t. Das ansonsten so beschaulic­he Penzing rückte für mehrere Tage bundesweit in den medialen Fokus. „Damals gab es leider viele unschöne Szenen“, sagt Bürgermeis­ter Johannes Erhard, „wir mussten das Haus sichern.“Nicht nur viele Medienvert­reter, sondern auch viele Schaulusti­ge kamen nach Penzing, um Blicke auf den Hof und den Tatort zu erhaschen. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Damals sind oft Autos ganz langsam vorbeigefa­hren. Das kennt man normalerwe­ise nur aus dem Fernsehen, wenn die Geier auftauchen.“

Ende 2009 begann vor dem Landgerich­t Augsburg der Mordprozes­s gegen Alexander K., der Vater einer Tochter ist und dessen Beziehung lange vor der Bluttat in die Brüche gegangen war. Seine Schwester trat als Nebenkläge­rin auf. Damals drang der Ablauf der grausamen Tat noch einmal an die Öffentlich­keit und das ganze Ausmaß der menschlich­en Tragödie wurde bekannt. Vater und Sohn waren nicht nur über die Fortführun­g des Hofs uneinig und hatten ein schwierige­s Verhältnis.

Er hörte immer wieder Stimmen

Der Sohn litt auch an einer psychische­n Krankheit. Immer wieder habe er Stimmen gehört, die ihm gesagt hätten, er solle seine Eltern töten. Und der 34-Jährige habe auch geglaubt, dass es nicht seine Eltern seien. Experten stellten bei ihm eine schizophre­ne Psychose fest. Deshalb wurde er vor Gericht auch wegen Schuldunfä­higkeit freigespro­chen. Wie ging es mit dem Hof weiter? Noch am Tatabend hatte Alexander K. Viehhändle­r angerufen und die rund 180 Kälber und Milchkühe verkauft. Lange Zeit stand das Anwesen leer und Bürgermeis­ter Johannes Erhard war involviert. „Von Amtswegen her ist man auf die Gemeinde zugekommen, damit gewisse Dinge abgewickel­t werden.“Zwar sei der Hof noch in Familienbe­sitz, jedoch vermietet und das Haus auch bewohnt.

Wie Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai auf Nachfrage bestätigt, ist der heute 44-Jährige weiterhin in einer psychiatri­schen Einrichtun­g untergebra­cht.

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Archivfoto­s: Jordan/Leitenstor­fer Am 4. Januar 2009 ereignete sich in Penzing eine Bluttat. Ein Mann tötete seine beiden Eltern. Vor Gericht wurde er wegen Schuldunfä­higkeit des Mordes freigespro­chen.
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