Brudergasse: Es ist kompliziert
Bauprojekt Der Insolvenzverwalter sammelt die Forderungen. Es gibt eine Versammlung
Es geht weiter in Sachen Brudergasse. Auch wenn jede Insolvenz sehr bitter ist: Wichtig für alle Gläubiger ist jetzt vor allem, dass das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet werden konnte. Jetzt kann man nur hoffen, dass sich die Beteiligten einigen können.
Es war und ist eine lange Phase der Ungewissheit, vor allem für die Käufer der Wohnungen. Ein Insolvenzverwalter prüft jetzt alle Forderungen, und das Verfahren läuft weiter. Auch wenn dieses Verfahren jetzt wieder viel Zeit braucht – es ist ein Schritt voran.
Für die Käufer ist es schon lange ein eigentlich untragbarer Zustand. Sie haben etwas erworben, um es schnell bewohnen oder vermieten zu können, und nicht, um jahrelang darauf zu warten, ihre Häuser nutzen zu können.
Als erster Einzugstermin war 2016 angedacht. In der Zwischenzeit sind bereits zwei Familien in die nicht fertigen Häuser gezogen und leben dort unter nicht ganz einfachen Bedingungen. Interessant ist auch, warum das Insolvenzverfahren über ein Straubinger Gericht läuft. Denn alle Beteiligten – so glaubten viele – sind ja eigentlich in Landsberg beheimatet. Doch der Geschäftsführer lebt nicht in Landsberg. Er war bei dem ganzen Bau allerdings nie stark aktiv gewesen, sondern sein Bruder, dessen Firma nun auch in einem Insolvenzverfahren ist. Komplizierter geht es also eigentlich nicht.
Wie es nun weitergeht? Ebenfalls kompliziert. Alle Beteiligten, auch die Bank, hoffen darauf, dass es eine differenzierte Abwicklung gibt. Doch ist das überhaupt möglich? Gibt es eventuell einen neuen Investor oder muss die VR-Bank Landsberg-Ammersee nun retten, was noch zu retten ist? Die Käufer hoffen darauf. Einige wollen einfach nur ihr Geld wieder (das dürfte am einfachsten sein), andere wollen die (nicht so ganz fertiggestellten) Häuser behalten und hoffen auf eine Fertigstellung. Es bleibt also weiter vieles offen. Bank und Käufer müssen sich einigen, da führt kein Weg dran vorbei.
Landsberg Nach fünf Monaten voller Ungewissheit wurde in Sachen Bebauung Brudergasse nun am 20. Dezember das Insolvenzverfahren eröffnet. Insolvenzverwalter ist ein Anwalt aus München, Hubert Ampferl. Bereits im August wurde von dem Bauherren, also der Projektgesellschaft Vorderer Anger/ Brudergasse mbH, der Insolvenzantrag gestellt.
Der Geschäftsführer des Unternehmens wohnt im niederbayerischen Rattenberg, deshalb ist das Amtsgericht Straubing zuständig. Der Bruder des Geschäftsführers, er war in Landsberg Generalbevollmächtigter beim Bau und lebt auch dort, ist ebenfalls mit seiner eigenen Firma in einem Insolvenzverfahren. Laut Amtsgericht Augsburg wurde hier am 30. November die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Die Gläubiger in Sachen Bru- dergasse wurden bereits oder werden noch angeschrieben und gebeten, ihre Forderungen bis Ende Januar beim Insolvenzverwalter schriftlich anzumelden.
Am 13. März sollen dann bei einem Termin weitere Entscheidungen getroffen werden. Das kleine Baugebiet neben der Johanniskirche beschäftigt die Landsberger seit Langem.
Der Anwalt der Projektgesellschaft, Joachim Feller, hatte betont, dass das Bauvorhaben vor allem wegen der Ausgrabungskosten für einen alten Friedhof aus dem 17. Jahrhundert in die „finanzielle Schieflage“geraten sei. „Die Kosten und die damit verbundene Verzögerung auf der Baustelle haben wesentlich zur heutigen Situation beigetragen“, so Feller bei der Antragstellung. Die Ausgrabungen hatten zu einem langen Baustopp geführt.
Das Insolvenzverfahren bezeichnet Anwalt Hubert Ampferl als „im höchsten Maße kompliziert“. Ein Grund dafür sei, dass die Käufer sehr unterschiedliche Interessen haben. Denn: Die Gebäude im Baugebiet sind im unterschiedlichen Bauzustand. Deshalb sei es schwierig, diese unterschiedlichen Interessenslagen zusammenzubringen. Ampferl weiter: „Die beteiligte Bank und die Käufer müssen sich einigen, wie es nun weitergehen soll. Es braucht einen Konsens.“Im Moment bestehe für ihn keine Möglichkeit, das Projekt so zu Ende zu bauen. „Alle Beteiligten müssen sich zuerst abstimmen.“
Das Baugebiet besteht aus einem Haus am Mühlbach mit großen Wohnungen zwischen 110 und 150 Quadratmetern und einer kleineren Wohnung. Niedriger ist das Haus zwei entlang der Brudergasse mit einem geplanten Gasthaus im unteren Bereich. Oben sind zwei Wohnungen eingeplant. Das Haus drei ist das ehemalige Atelier- und Ausstellungsgebäude. Es ist zum Teil erhalten und in der Fassade sind Grabsteine eingefügt.
Das Haus vier (das ehemalige Bestandshaus) am Vorderanger 213 sollte künftig einen Laden und elf barrierefreie Wohnungen beherbergen. Momentan ist das Gebäude am Vorderanger nicht bewohnbar. Es müsste saniert werden.
Die Häuser im hinteren Teil sind bis auf zwei Wohnungen ebenfalls unbewohnt. Keines der Häuser ist fertig, allerdings sind zwei Familien bereits eingezogen. Sie leben auf einer Baustelle (LT berichtete). Der ursprüngliche Einzugstermin war für Dezember 2016 geplant. Einige der Käufer hoffen auf eine Rückabwicklung, einige wollen ihre Häuser behalten.
Ein Gebäude ist unbewohnbar