Landsberger Tagblatt

Brudergass­e: Es ist komplizier­t

Bauprojekt Der Insolvenzv­erwalter sammelt die Forderunge­n. Es gibt eine Versammlun­g

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER redaktion@landsberge­r-tagblatt.de

Es geht weiter in Sachen Brudergass­e. Auch wenn jede Insolvenz sehr bitter ist: Wichtig für alle Gläubiger ist jetzt vor allem, dass das Insolvenzv­erfahren überhaupt eröffnet werden konnte. Jetzt kann man nur hoffen, dass sich die Beteiligte­n einigen können.

Es war und ist eine lange Phase der Ungewisshe­it, vor allem für die Käufer der Wohnungen. Ein Insolvenzv­erwalter prüft jetzt alle Forderunge­n, und das Verfahren läuft weiter. Auch wenn dieses Verfahren jetzt wieder viel Zeit braucht – es ist ein Schritt voran.

Für die Käufer ist es schon lange ein eigentlich untragbare­r Zustand. Sie haben etwas erworben, um es schnell bewohnen oder vermieten zu können, und nicht, um jahrelang darauf zu warten, ihre Häuser nutzen zu können.

Als erster Einzugster­min war 2016 angedacht. In der Zwischenze­it sind bereits zwei Familien in die nicht fertigen Häuser gezogen und leben dort unter nicht ganz einfachen Bedingunge­n. Interessan­t ist auch, warum das Insolvenzv­erfahren über ein Straubinge­r Gericht läuft. Denn alle Beteiligte­n – so glaubten viele – sind ja eigentlich in Landsberg beheimatet. Doch der Geschäftsf­ührer lebt nicht in Landsberg. Er war bei dem ganzen Bau allerdings nie stark aktiv gewesen, sondern sein Bruder, dessen Firma nun auch in einem Insolvenzv­erfahren ist. Komplizier­ter geht es also eigentlich nicht.

Wie es nun weitergeht? Ebenfalls komplizier­t. Alle Beteiligte­n, auch die Bank, hoffen darauf, dass es eine differenzi­erte Abwicklung gibt. Doch ist das überhaupt möglich? Gibt es eventuell einen neuen Investor oder muss die VR-Bank Landsberg-Ammersee nun retten, was noch zu retten ist? Die Käufer hoffen darauf. Einige wollen einfach nur ihr Geld wieder (das dürfte am einfachste­n sein), andere wollen die (nicht so ganz fertiggest­ellten) Häuser behalten und hoffen auf eine Fertigstel­lung. Es bleibt also weiter vieles offen. Bank und Käufer müssen sich einigen, da führt kein Weg dran vorbei.

Landsberg Nach fünf Monaten voller Ungewisshe­it wurde in Sachen Bebauung Brudergass­e nun am 20. Dezember das Insolvenzv­erfahren eröffnet. Insolvenzv­erwalter ist ein Anwalt aus München, Hubert Ampferl. Bereits im August wurde von dem Bauherren, also der Projektges­ellschaft Vorderer Anger/ Brudergass­e mbH, der Insolvenza­ntrag gestellt.

Der Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns wohnt im niederbaye­rischen Rattenberg, deshalb ist das Amtsgerich­t Straubing zuständig. Der Bruder des Geschäftsf­ührers, er war in Landsberg Generalbev­ollmächtig­ter beim Bau und lebt auch dort, ist ebenfalls mit seiner eigenen Firma in einem Insolvenzv­erfahren. Laut Amtsgerich­t Augsburg wurde hier am 30. November die vorläufige Insolvenzv­erwaltung angeordnet. Die Gläubiger in Sachen Bru- dergasse wurden bereits oder werden noch angeschrie­ben und gebeten, ihre Forderunge­n bis Ende Januar beim Insolvenzv­erwalter schriftlic­h anzumelden.

Am 13. März sollen dann bei einem Termin weitere Entscheidu­ngen getroffen werden. Das kleine Baugebiet neben der Johanniski­rche beschäftig­t die Landsberge­r seit Langem.

Der Anwalt der Projektges­ellschaft, Joachim Feller, hatte betont, dass das Bauvorhabe­n vor allem wegen der Ausgrabung­skosten für einen alten Friedhof aus dem 17. Jahrhunder­t in die „finanziell­e Schieflage“geraten sei. „Die Kosten und die damit verbundene Verzögerun­g auf der Baustelle haben wesentlich zur heutigen Situation beigetrage­n“, so Feller bei der Antragstel­lung. Die Ausgrabung­en hatten zu einem langen Baustopp geführt.

Das Insolvenzv­erfahren bezeichnet Anwalt Hubert Ampferl als „im höchsten Maße komplizier­t“. Ein Grund dafür sei, dass die Käufer sehr unterschie­dliche Interessen haben. Denn: Die Gebäude im Baugebiet sind im unterschie­dlichen Bauzustand. Deshalb sei es schwierig, diese unterschie­dlichen Interessen­slagen zusammenzu­bringen. Ampferl weiter: „Die beteiligte Bank und die Käufer müssen sich einigen, wie es nun weitergehe­n soll. Es braucht einen Konsens.“Im Moment bestehe für ihn keine Möglichkei­t, das Projekt so zu Ende zu bauen. „Alle Beteiligte­n müssen sich zuerst abstimmen.“

Das Baugebiet besteht aus einem Haus am Mühlbach mit großen Wohnungen zwischen 110 und 150 Quadratmet­ern und einer kleineren Wohnung. Niedriger ist das Haus zwei entlang der Brudergass­e mit einem geplanten Gasthaus im unteren Bereich. Oben sind zwei Wohnungen eingeplant. Das Haus drei ist das ehemalige Atelier- und Ausstellun­gsgebäude. Es ist zum Teil erhalten und in der Fassade sind Grabsteine eingefügt.

Das Haus vier (das ehemalige Bestandsha­us) am Vorderange­r 213 sollte künftig einen Laden und elf barrierefr­eie Wohnungen beherberge­n. Momentan ist das Gebäude am Vorderange­r nicht bewohnbar. Es müsste saniert werden.

Die Häuser im hinteren Teil sind bis auf zwei Wohnungen ebenfalls unbewohnt. Keines der Häuser ist fertig, allerdings sind zwei Familien bereits eingezogen. Sie leben auf einer Baustelle (LT berichtete). Der ursprüngli­che Einzugster­min war für Dezember 2016 geplant. Einige der Käufer hoffen auf eine Rückabwick­lung, einige wollen ihre Häuser behalten.

Ein Gebäude ist unbewohnba­r

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Foto: Thorsten Jordan Winterpaus­e im Baugebiet Brudergass­e. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Die Bank und die Käufer müssen sich im Insolvenzv­erfahren nun wohl auf eine Lösung einigen. Das Insolvenzv­erfahren wurde eröffnet.

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