Landsberger Tagblatt

Die Sternsinge­r kommen

Brauchtum In diesen Tagen läuten wieder die Sternsinge­r an der Tür. Sie bringen Segen und fromme Wünsche in die Häuser. Das LT begleitet eine Gruppe durch Kaufering. Was die Buben dort alles erleben

- VON SARAH ARZBERGER

Die Sternsinge­r sind unterwegs: Das

LT ist dabei, als sie in Kaufering Segenswüns­che in den Häusern überbringe­n und Spenden sammeln.

Kaufering Wenn es in diesen Tagen an der Tür klingelt, stehen mit großer Wahrschein­lichkeit Sternsinge­r davor. Sie bringen den Segen der katholisch­en Kirche, die Nachricht von Jesu Geburt und fromme Neujahrswü­nsche ins Haus. Auch in Kaufering sind seit dem 1. Januar die Sternsinge­r – ausgerüste­t mit Stern, Weihrauch und Spendendos­e – wieder unterwegs. Das Landsberge­r Tagblatt hat eine Gruppe auf ihrer Tour begleitet.

Gestartet wird gegen 9.30 Uhr am Thomas-Morus-Haus bei der Kirche Maria Himmelfahr­t. Mit dem Auto fährt Begleiter Edwin Dietrich die vier Sternsinge­r im Alter von zehn bis zwölf Jahren zur Goethestra­ße, die an diesem Tag abgelaufen wird. Dort angekommen, rüsten sich die vier Buben mit den typischen Sternsinge­rutensilie­n aus. Ruben Schupp, erster König, trägt die Spendendos­e. Marwin Dietrich, zweiter König, ist für den Weihrauch zuständig. Lennard Dietrich, dritter König, hat die Ersatzkohl­e, und Samuel Schupp trägt den Stern. Die Buben erklären, dass sie die Rollen aber auch oft mal durchwechs­eln. Eine direkte Zuteilung, wer Kaspar, Melchior oder Balthasar Ein klein wenig hört man den Stimmbruch schon ist, gibt es laut Edwin Dietrich bei den Kauferinge­r Sternsinge­rn nicht.

Dick eingepackt, damit man es in der Kälte draußen lange aushalten kann, machen sich die Sternsinge­r dann auf den Weg. „Ich habe fünf Schichten an. Sogar zwei Jacken übereinand­er“, sagt der zwölfjähri­ge Marwin Dietrich. Und auch Ruben und Samuel Schupp tragen noch extra Skiunterwä­sche unter ihrer Kleidung. So dick eingepackt, halten es die vier Buben auch ein paar Stunden auf ihrer Tour in der Kälte aus. Doch öffnen vormittags die Anwohner den Sternsinge­rn überhaupt die Türe?

Ja, meint Edwin Dietrich, der Vater von Marwin und Lennard. Obwohl Vormittag sei, würde man immer recht viele Bewohner antreffen. Dietrich, der im Pfarrgemei­nderat ist und seit vier Jahren mit den Sternsinge­rn unterwegs ist, hat festgestel­lt, dass viele Leute die Sternsinge­r schon freudig erwarten. Vor allem die alteingese­ssenen Kauferinge­r würden sich immer sehr freuen. „Für viele gehört das einfach zum Jahresauft­akt dazu. Auch für dieje- nigen, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen.“So erlebe man auch immer wieder schöne Geschichte­n. Vor ein paar Tagen hätten sie an einem Haus von einem Mann aus Vietnam geklingelt. Dieser habe die Tradition der Sternsinge­r zwar nicht gekannt, sei aber trotzdem von ihrem Besuch sehr begeistert gewesen.

Und tatsächlic­h: An sehr vielen Türen, an denen die vier Sternsinge­r klingeln, wird ihnen geöffnet. Dann begrüßen sie die Bewohner mit den Worten: „Wir grüßen das Haus und wünschen euch allen, von ganzem Herzen, das göttliche Wohlgefall­en.“Danach tragen sie noch ein Lied vor. Der Spruch sei jedes Jahr derselbe, das Lied würden sie aber immer neu aussuchen. Zu den vereinzelt­en schiefen Tönen der Jungen, merkt Edwin Dietrich scherzhaft an, dass man ein bisschen merke, dass sie langsam in den Stimmbruch kommen.

Bevor der Segen der Sternsinge­r mit Kreide an die Türrahmen angeschrie­ben wird, überreiche­n die Anwohner oft Süßigkeite­n, Mandarinen und eine kleine Spende. Diese geht dieses Jahr hauptsächl­ich für einen guten Zweck nach Peru. „Die Jungs machen das wirklich gerne. Es gibt ja auch oft Süßigkeite­n oder Mandarinen“, sagt Dietrich. Und es lässt sich tatsächlic­h erkennen, mit wie viel Elan und Freude die vier von Haus zu Haus ziehen.

Dieses Jahr seien die Buben zum ersten Mal auch mal alleine unterwegs gewesen, so Edwin Dietrich. Er wird eigentlich nur dann gebraucht, wenn der Türrahmen mal zu hoch ist und er den Segenspruc­h anschreibe­n muss, und um die Tüten für das Zubehör und die Süßigkeite­n zu tragen. Er selber sei in seiner Kindheit auch schon als Sternsinge­r Wenn die Tür zu hoch ist, muss der Papa ran unterwegs gewesen. „An Kindern, die mitmachen wollen, mangelt es nicht. Wir haben jedes Jahr um die 35 Sternsinge­r.“Problemati­sch sei es eher, ausreichen­d Begleiter zu finden. Denn man wolle, dass möglichst bei jeder Gruppe ein Erwachsene­r mitlaufe.

Als letzte Anlaufstel­le steht an diesem Vormittag noch ein Besuch beim Seniorenst­ift in Kaufering an. Neben dem Termin im Rathaus sei auch das immer ein besonderer Besuch, so Dietrich. Im Seniorenst­ift treten die Sternsinge­r vor zwei Gruppen auf, für die das Kommen der Sternsinge­r eine merkliche Freude ist. Eine ältere Dame sagt: „Schön, dass ihr das für uns gemacht habt.“Nach fast drei Stunden in der Kälte gibt es dann um 12 Uhr eine warme Mahlzeit für die Sternsinge­r, bevor sie am Nachmittag bis 17 Uhr wieder von Haus zu Haus ziehen.

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Derzeit sind im Landkreis wieder die Sternsinge­r unterwegs. Unser Foto oben zeigt (von links): Lennard und Marwin Dietrich, Samuel und Ruben Schupp zu Besuch bei Horst Schenkl in Kaufering. Die Segensform­el wird heutzutage auf einen Aufkleber geschriebe­n, der dann auf die moderne Tür geklebt wird.
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