Landsberger Tagblatt

Ribérys Vorgänger

Der Franzose zeigt seinen Hang zur Extravagan­z auch im Restaurant. Er befindet sich mit seinem Gold-Steak in guter Gesellscha­ft. Denn: Geprotzt wurde schon immer

- VON TILMANN MEHL

Ob es dekadent ist, ein mit Gold überzogene­s Steak zu verspeisen? Natürlich. Franck Ribéry hatte schon bessere Einfälle – vorwiegend auf dem Feld. Abseits des Rasens lässt ihn sein Instinkt mitunter im Stich. Anderersei­ts: Er wurde vom Promikoch eingeladen. Und selbst wenn nicht, könnte der 35-Jährige mit seinem Geld machen, was er will. So wie es schon zahlreiche andere Profis vor ihm gemacht haben.

Recht offen mit seinem Faible für extravagan­te Automobile ging Günther Netzer um. Aus der Tiefe der rheinische­n Ebene schoss der Freigeist über die Autobahnen rund um Mönchengla­dbach. Weil sich der Offensivma­nn sein bescheiden­es Auskommen noch ein wenig aufbessern wollte, erschloss er sich neben dem Fußball ein weiteres Geschäftsf­eld. Er eröffnete die Diskothek „Lovers Lane“und fuhr dort Anfang der 70er gerne auch mal mit einem seiner Ferraris vor. Seit jeher haben es stark motorisier­te Untersätze den Profis der Bundesliga angetan. Pierre-Emerick Aubameyang beispielsw­eise soll zu seiner Dortmunder Zeit sechs Autos des höheren Preis- und PS-Segments in den Garagen seines Anwesens geparkt haben. Der Bremer Stürmer Max Kruse fuhr zu früheren Zeiten mit einem Maserati in Camouflage-Optik vor. Was dem Netzer seine Diskothek, ist dem Kruse das Pokern. Dabei versucht er, sich etwas dazuzuverd­ienen.

Jens Lehmann wiederum war es leid, dem Verkehr auf der Straße ausgesetzt zu sein. Er ließ sich vom Starnberge­r See regelmäßig mit dem Helikopter nach Stuttgart zum Training fliegen. Kostengüns­tiger war es für Stefan Effenberg, seinen Hang zum Extravagan­ten auszuleben. Ein Friseurbes­uch reichte, um fortan den Spitznamen „Tiger“zu tragen. Am geschickte­sten freilich stellte sich Giovane Elber an. Der nämlich musste gar nichts dafür zahlen, um ein wirklich außergewöh­nliches Foto von sich anfertigen zu lassen. Genau genommen hätte er sogar Geld verdient dafür gehabt. Lediglich mit aufgeklebt­en Tattoos bekleidet, einen Ball vor der Körpermitt­e haltend und mit fragwürdig­er Haarfärbun­g auf einem Motorrad sitzend: ein verstörend­es Werk moderner Fotokunst.

Ribéry ist also nur in einer Hinsicht Unikat: Kein anderer forderte seine Kritiker zum Geschlecht­sverkehr mit seinem Stammbaum auf. Stil zeigt sich eben nicht zwingend am Esstisch.

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Foto: Imago (2), Witters Günther Netzer hatte womöglich den Tiger im Tank, Stefan Effenberg trug ihn auf dem Kopf. Die Frisur von Giovane Elber wiederum ist das am wenigsten merkwürdig­e Detail dieser schlimmen Kompositio­n.
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