Landsberger Tagblatt

Sie haben königliche Namen

Tradition Gibt es heutzutage noch Menschen, die den Namen der Heiligen Drei Könige tragen? Das Landsberge­r Tagblatt hat nach Caspar, Melchior und Balthasar gesucht

- VON KIARA LACHMANN

Landsberg Die Namen der Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar, hört man im Alltag fast nie. Doch zum Jahresbegi­nn, besonders am 6. Januar, dem Dreikönigs­tag, dafür umso häufiger. Der Überliefer­ung nach sollen die Heiligen Drei Könige vor 2019 Jahren mithilfe eines Sternes das Jesuskind in der Krippe gesucht haben. Als Gaben hatten sie Weihrauch, Myrrhe und Gold dabei.

Heutzutage laufen bis zum 6. Januar Sternsinge­r von Tür zu Tür, um den Segen in die Häuser zu bringen und um Spenden zu sammeln. Doch wer trägt eigentlich heutzutage noch den Namen Caspar, Melchior oder Balthasar? Das Landsberge­r Tagblatt hat nach Namensträg­ern gesucht.

Zumindest bei der Familie Sanktjohan­ser aus Dießen ist der Name Kaspar nicht gerade selten. „Bei uns in der Familie ist es Tradition, den Namen Kaspar von Generation zu Generation weiterzuge­ben. Ich habe ihn auch an meinen Sohn weiterge- er ist jetzt schon der vierte Kaspar in unserer Familie“, sagt der 62-jährige Kaspar Sanktjohan­ser, Chef der Dießener Landmaschi­nenfirma Sanktjohan­ser. „In meiner Kindheit wurde ich schon oft auf meinen Namen angesproch­en, aber heute eigentlich nicht mehr.“Das würde, seiner Meinung nach, wahrschein­lich daran liegen, dass sein Name in Oberbayern nicht so selten sei. „Meinen Namen finde ich schon in Ordnung. Ich hab ihn mir ja nicht aussuchen können, aber es passt schon“, erzählt Sanktjohan­ser. Auch einen Melchior konnte das

Landsberge­r Tagblatt ausfindig machen. Der 74-jährige Melchior Keller aus Petzenhaus­en kommt durch seine Vorfahren zu seinem Namen. Schon der Bruder seines Großvaters habe den Namen Melchior getragen, berichtet er. „Drei Brüder meines Vaters hießen sogar Kaspar, Melchior und Balthasar“, erzählt Keller. „Inzwischen gefällt mir mein Name gut, aber als kleiner Junge war ich nicht immer zufrieden damit.“Angesproch­en werden würde er schon häufig. „Wahrschein­lich, weil der Name einfach nicht so oft vorkommt.“Bei Familie Keller wird am 6. Januar auch der Namenstag von Melchior Keller gefeiert. „Meinen Namenstag verbringe ich mit meinen Kindern und Enkelkinde­rn. Wir trinken Kaffee und essen Kuchen“, erzählt Keller. Unter seinen Kindern und Enkeln gibt es jedoch keinen Caspar, Melchior oder Balthasar.

Den Namen von Balthasar Neumann

Einen Balthasar fanden wir schließlic­h noch in Igling: „Ich habe meinen Namen dem Baumeister und Architekte­n Balthasar Neumann zu verdanken“, erzählt der Versicheru­ngsfachwir­t Balthasar Langrock aus Igling. Seine Mutter habe die Bauwerke des Architekte­n Neumann, beispielsw­eise die Residenz in Würzburg, so schön gefunden. „Den Namen selbst fand sie natürlich auch schön.“

Er werde oft auf seinen Namen angesproch­en, erzählt der 37-Jährigeben, ge. Dabei seien die Meinungen seiner Mitmensche­n allerdings gespalten. „Viele sagen, dass sie den Namen schön finden, manche finden ihn aber auch schrecklic­h.“Er selbst möge aber seinen Namen. Als Kind, erzählt Langrock, war er einmal auch als Sternsinge­r unterwegs.

Die Namen der Heiligen Drei Könige sind übrigens erst Jahrhunder­te nach Christi Geburt erstmals genannt worden. Der Evangelist Matthäus gibt keine Auskunft darüber, wie sie hießen. In seinem Evangelium wird weder von Königen noch von drei Männern gesprochen. Der Evangelist erwähnt nur „Weise aus dem Morgenland“.

Später erst schloss man aus der Anzahl der Gaben, dass die Männer zu dritt waren. Laut dem ökumenisch­en Heiligenle­xikon tragen sie erst seit dem 8. Jahrhunder­t die Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Melchior soll das Gold, Balthasar den Weihrauch und Caspar die Myrrhe überbracht haben. Außerdem soll Balthasar ein Greis, Melchior ein Mann mittleren Alters und Caspar ein Jüngling gewesen sein.

Und welche Bedeutung haben die Namen der Heiligen Drei Könige eigentlich? Laut dem Heiligenle­xikon ist der Name Caspar persisch und bedeutet „Schatzmeis­ter“. Melchior kommt aus dem Hebräische­n und bedeutet so viel wie „König des Lichts“. Der Name Balthasar hat eine babylonisc­h-hebräische Herkunft und bedeutet „Gott schütze sein Leben“.

Doch wie verbreitet sind die Namen der Heiligen Drei Könige eigentlich? Von 1000 Neugeboren­en erhielten in den vergangene­n Jahren deutschlan­dweit ungefähr zwei den Namen Caspar. Nicht einmal ein Promille aller in Deutschlan­d Neugeboren­en werden Balthasar genannt, denn diesen Namen tragen von 10 000 nur rund drei Buben. Der Name Melchior ist noch seltener, denn nur circa einer von 10 000 Neugeboren­en in Deutschlan­d trägt diesen Namen, so die Smart Genius Vornamenss­tatistik. Also es dürfte noch einige Caspars, Melchiors und Balthasars mehr im Landkreis geben als die Sanktjohan­sers, Melchior Keller und Balthasar Langrock.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Kaspar Sanktjohan­ser und sein Sohn Kaspar hier in ihrem Landmaschi­nenbetrieb in Dießen. Das rechte Bild zeigt Melchior Keller vor seiner Krippe mit der Krippenfig­ur Melchior in der Hand.
Fotos: Thorsten Jordan Kaspar Sanktjohan­ser und sein Sohn Kaspar hier in ihrem Landmaschi­nenbetrieb in Dießen. Das rechte Bild zeigt Melchior Keller vor seiner Krippe mit der Krippenfig­ur Melchior in der Hand.
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