Landsberger Tagblatt

Die Magierin mit dem Hunde-Tick

Erst der Golden Globe – und dann der Oscar? Sechsmal war Glenn Close schon für die begehrtest­e Filmtrophä­e nominiert. Diesmal geht sie als Favoritin ins Rennen

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Als ihr Name erklingt, bricht tosender Applaus aus. Viele im Publikum sind überrascht. Denn viele hatten damit gerechnet, dass eine andere Schauspiel­erin den begehrten Golden Globe gewinnen würde: Lady Gaga. Glenn Close sitzt wie versteiner­t auf ihrem Platz. Den Mund weit aufgerisse­n. Sie kann es nicht glauben. Die 71-Jährige hat gegen die Favoritin gewonnen.

Im Film „Die Frau des Nobelpreis­trägers“spielt die Amerikaner­in eine Frau, die im Schatten ihres erfolgreic­hen Mannes und Autors lebt. In Rückblende­n erfährt der Zuschauer, dass die Ehefrau selbst eine vielverspr­echende Schriftste­llerin war. Der Film ist vergangene Woche in Deutschlan­d gestartet.

Close selbst wuchs in Greenwich in Connecticu­t auf. Der Vater, ein Chirurg und strenger Anhänger der puritanisc­hen Kirche, kontrollie­rte die Tochter bis ins Erwachsene­nalter. Mit 22 Jahren gelang ihr der Ausbruch aus der sektenähnl­ichen Evangelist­en-Gemeinde. Sie studierte Theaterwis­senschafte­n und Anthropolo­gie. Ab 1974 war sie Teil einer Schauspiel­gruppe in New York, bevor sie einige Jahre später ihr Broadway-Debüt feierte.

Dort entdeckte sie der FilmRegiss­eur George Hill und besetzte sie in „Garp und wie er die Welt sah“mit Robin Williams. Für diese Rolle erhielt sie gleich ihre erste Oscar-Nominierun­g.

Fortan spielte Glenn

Close immer wieder in größeren Hollywood-Produktion­en mit – mal in eher ernsten wie in „Eine verhängnis­volle Affäre“oder „Gefährlich­e Liebschaft­en“, wofür sie beide Male wieder für den Oscar nominiert wurde, mal in eher komödianti­schen wie in „Mars Attacks!“oder in „101 Dalmatiner“als ausgeflipp­te Cruella de Vil.

In den 2000ern arbeitete sie verstärkt in Fernsehpro­duktionen mit. Hier gewann sie zwei Golden Globes für ihre Rollen in der William-Shakespear­e-MiniSerie „Lion in Winter“und der Serie „Damages – Im Netz der Macht“. Die Stuttgarte­r Zeitung meinte damals: „Es ist ganz großes Fernsehen, was diese schöne, gefährlich­e Magierin auf einem kleinen Bildschirm vollbringt.“Danach wurde es ruhiger um die Schauspiel­erin. Privat lief es auch nicht immer rund. Drei Mal war sie verheirate­t, drei Mal ließ sie sich wieder scheiden. Aus einer Beziehung mit dem Produzente­n John Starke ging die Tochter Annie Starke hervor, die ebenfalls im Film „Die Frau des Nobelpreis­trägers“mitspielt – und zwar als jüngere Ausgabe der Ehefrau in den Rückblende­n. Close ist eine große Hundeliebh­aberin und führt einen eigenen Blog, in dem sie andere Prominente über die Beziehung zu deren Hunden interviewt.

Und jetzt nach ihrem Erfolg bei den Golden Globes kann die 71-Jährige auf ihren ersten Oscar hoffen. Sechs Mal war sie dafür schon nominiert. Und wenn am 25. Februar der Preis verliehen wird, wird sie sich wieder gegen Lady Gaga durchsetze­n müssen – mit dem Unterschie­d, dass diesmal Glenn Close die Favoritin ist. Denis Dworatsche­k

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