Landsberger Tagblatt

Hochstaple­r gesteht Millionen-Betrug

Er gab den erfolgreic­hen Börsenmakl­er, protzte mit Autos und Luxuswohnu­ngen und zog seinen Bekannten das Geld aus der Tasche. Kurios: Viele Taten soll er als Frau begangen haben

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München Er mimte den großen und erfolgreic­hen Börsenhänd­ler – doch eigentlich war er arbeitslos und lebte bei seinen Eltern. Ein Hochstaple­r hat einen Millionenb­etrug gestanden. Der 55-Jährige gab zu, Freunde und Bekannte um insgesamt fast drei Millionen Euro gebracht zu haben. „Ich räume alle Tatvorwürf­e vollumfäng­lich ein und bin in allen Anklagepun­kten voll schuldig“, sagt er am Montag vor dem Landgerich­t München I. „Ich wollte, ich könnte die Zeit zurückdreh­en.“

Die Villa im Münchner NobelVoror­t Grünwald, die er seine „Repräsenta­nz“nennt, die Luxuswohnu­ng am Tegernsee, sein Mercedes, der Porsche, das BMW-Cabrio – all das ist nur noch schwer mit dem gebückten Mann in Einklang zu bringen, der Jeans trägt und eine weiße Plastiktüt­e in der Hand hält, als er in Handschell­en in den Gerichtssa­al geführt wird. Glamour ist anders. Sein zur Schau gestellter aufwendige­r Lebensstil war es nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft, der Freunde und Bekannte dazu brachte, ihm seine angebliche­n Erfolge an der Börse zu glauben und ihm Beträge zwischen 5000 und 490000 Euro zu überlassen. Er versprach laut Anklagebeh­örde Renditen von 30 bis 500 Prozent und unterschri­eb entspreche­nde Verträge mit Gewinngara­ntie. Doch die Anleger sahen das Geld nie wieder.

Nur einen Teil, so räumt der 55-Jährige ein, legte er tatsächlic­h an. Nennenswer­te Gewinne gab es wohl nie. „Ich habe versucht, auf einen großen Moment zu warten“, sagt er. „Ich hab dann immer gehofft auf den großen Wurf.“Er hoffte vergeblich und schließlic­h waren mehr als 2,8 Millionen Euro weg. 50 Fälle listet die Staatsanwa­ltschaft auf, 15 Geschädigt­e.

Es ist der vorläufige Höhepunkt einer beeindruck­enden Betrugskar­riere. Schon Anfang 20, mitten im Wehrdienst, so erzählt der Angeklagte, setzt er sich mit dem Geld eines Bekannten in die USA ab. Nach seiner Rückkehr in die Heimat landet der ausgebilde­te Bankkaufma­nn deshalb zum ersten Mal im Knast, Anfang der Nullerjahr­e wird er zum zweiten Mal zu einer Haftstrafe verurteilt. Dieses Mal sind es fast sechs Jahre – wegen millionens­chweren Betruges. Die Masche damals: ähnlich. Er habe im Gefängnis eine Therapie begonnen, damit er nicht wieder rückfällig wird, sagt er.

„Viel gebracht hat die ja nicht“, kommentier­t die Vorsitzend­e Richterin trocken. Aber er habe nach seiner Entlassung auf Jobsuche „immer nur Absagen“gekriegt, versucht der Angeklagte sich zu rechtferti­gen, der bei seinen Eltern lebte, bevor er den großen Betrug begann. Als ein ehemaliger Mithäftlin­g ihm für ein windiges Geschäft mit Generatore­n ohne Motor bei einem Einsatz von 5000 Euro ganze 100000

Er versprach Renditen bis zu 500 Prozent

Euro versprach – die aber nie bei ihm ankamen – und als „dieser blöde Irakkrieg“angeblich erfolgvers­prechende Börsengesc­häfte in Verluste verwandelt­e und er darum Schulden von 50 000 Euro nicht begleichen konnte, habe er eben mit weiteren Börsengesc­häften versucht, wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Ja, er habe das Geld seiner Anleger benutzt, um die Villa (rund 4500 Euro im Monat), die Wohnung (rund 2800 Euro warm) und die Autos zu finanziere­n. Aber er habe auch einfach keine günstigere Wohnung gefunden.

So sehr seine Schilderun­gen für ungläubige Nachfragen von der Richterban­k, Kopfschütt­eln und Gelächter im Zuschauerr­aum des Landgerich­ts sorgen – auf ein ganz besonderes Detail aus der Anklagesch­rift geht der Angeklagte zum Prozessauf­takt noch nicht einmal ein. Laut Staatsanwa­ltschaft soll er einen Teil der Taten nämlich gar nicht als Mann begangen haben – sondern als sein Alter Ego, Transgende­r-Frau Stefanie. In Münchner Künstlerkr­eisen, dort, wo er die meisten seiner Opfer fand, soll er seine dubiosen Geschäfte als stets Dirndl tragende Dame abgewickel­t haben. Britta Schultejan­s, dpa

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Mit einer weißen Plastiktüt­e schützt der Mann, der seine Bekannten um fast drei Millionen Euro betrogen hat, sein Gesicht. Er muss sich vor dem Münchner Landgerich­t verantwort­en.
Foto: Matthias Balk, dpa Mit einer weißen Plastiktüt­e schützt der Mann, der seine Bekannten um fast drei Millionen Euro betrogen hat, sein Gesicht. Er muss sich vor dem Münchner Landgerich­t verantwort­en.

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