Landsberger Tagblatt

Geldstrafe­n für Multimilli­onäre – lächerlich!

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Jeder Fußballklu­b, der etwas auf sich hält, ist stolz auf seinen Strafenkat­alog. Eine Art kleiner Erziehungs­ratgeber für danebenger­atene Kicker. Notiert sind hier die klassische­n Vergehen sozial unterentwi­ckelter, testostero­ngeladener Egomanen: Zuspätkomm­en, in der Kabine telefonier­en, den Maserati auf dem Trainerpar­kplatz abstellen, in die Dusche pinkeln. Der Verzehr goldbelegt­er Rinderstea­ks mit anschließe­nder Publikumsb­eschimpfun­g taucht natürlich nicht auf. Womit wir beim ersten Problem der Causa Ribéry wären. Es fehlt die Gesetzesgr­undlage für ein ordentlich­es Strafverfa­hren. Noch schlimmer: Selbst wenn die Bayern ihren Strafenkat­alog rückwirken­d um den Verzehr von Fleischger­ichten an Edelmetall erweitern würden – wie wäre ein Verstoß zu bestrafen? Entzug der Spielkonso­le nicht unter drei Monaten?

Der FC Augsburg hat vor einigen Jahren für Falschpink­eln 60 Euro erhoben. Der Hamburger SV für Zuspätkomm­en 100 Euro. Tarife, über die sich Bayern-Stars totlachen. Selbst ein Vergehen zum Nachteil eines toten Rindes mit tiradenart­igen Ausläufern ins Netz ist für das Vereinsger­icht nicht transparen­t zu beurteilen. Also hat sich der FC Bayern in den diffusen Spruch einer „sehr hohen Geldstrafe“geflüchtet, was immer das heißt. 50 000 Euro war das bislang höchste Strafmaß für Philipp Lahm und dessen freches, unautorisi­ertes Interview oder nur zehntausen­d für Bixente Lizarazu, der Lothar Matthäus im Training geohrfeigt hat. Beides lächerlich!

Jeder anständige Jungmillio­när legt hier freiwillig noch das Dreifache drauf. Geldstrafe­n für Fußballpro­fis sind erzieheris­che Bankrotter­klärungen, Verzweiflu­ngstaten überforder­ter Vereinsprä­sidien, die genauso gut mit Wattebäusc­hchen nach dem Sünder werfen könnten. Amateurkic­ker wissen dagegen, was dem Spieler wehtut. Rundenlauf­en, bis zu Hause schon alle im Bett liegen – und der Letzte am Trainingsp­latz macht das Flutlicht aus. Der bedauernsw­erten Münchner Rechtsprec­hung hätte man Uwe Klimaschef­ski als Beisitzer gewünscht. Trainer und Ordnungshü­ter der Law-and-OrderSchul­e. In seinen härtesten Tagen hat er einen Platzwart, der seine Kreise störte, an den Torpfosten binden lassen. Der stand dort, bis ihn seine Ehefrau mit dem Küchenmess­er befreite. In diesem Fall hätte sicher auch eine Geldstrafe genügt.

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Philipp Lahm
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Bixente Lizarazu
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