Landsberger Tagblatt

Auferstand­en aus Ruinen

Der deutsche Trainer Bernd Stange nimmt mit Syriens Nationalma­nnschaft am Asiencup teil

-

Abu Dhabi/Damaskus Das Stadion im kleinen Emirat Schardscha tobt, als die syrische Nationalhy­mne ertönt. Die Euphorie beim ersten Gruppenspi­el der syrischen Mannschaft bei der Asienmeist­erschaft ist riesig. Zwar endete die Partie am Sonntag gegen Palästina nur mit einem 0:0. Für einige Anhänger geht es aber ohnehin um mehr als Sport: Die Mannschaft soll die Stärke und Einheit Syriens zeigen. Für den 70-jährigen deutschen Trainer Bernd Stange ist das Team vielleicht sogar die letzte Chance auf einen sportliche­n Erfolg. Im letzten Jahr war die Mannschaft aus dem Bürgerkrie­gsland nur knapp in der WM-Qualifikat­ion gescheiter­t. Bei dem Turnier in den Emiraten aber könnten die Spieler für eine Überraschu­ng sorgen. Stange hat die syrische Fußballman­nschaft erst vor zehn Monaten übernommen, um sie für die Asienmeist­erschaft in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) fit zu machen. Die Bedingunge­n waren dabei alles andere als optimal: Wegen des Krieges finden in Syrien keine Heimspiele statt, die meisten Spieler verdienen ihr Geld im Ausland. Eine persönlich­e Premiere hat Stange immerhin schon geschafft: Mit der syrischen Nationalma­nnschaft nimmt er an seinem ersten internatio­nalen Turnier als Trainer teil. Und das, obwohl bereits einige Stationen auf der Liste des früheren Nationaltr­ainers der DDR-Auswahl stehen. Im Jahr 1983, mit gerade mal 35 Jahren übernahm der ehemalige Amateur-Kicker die Nationalma­nnschaft der DDR. Sechs Jahre war er im Amt. In jener Zeit unterhielt er auch Kontakte zum DDR-Ministeriu­m für Staatssich­erheit. 1995 wurde dies durch einen Stern-Bericht öffentlich. Stange war da Sportdirek­tor bei Hertha BSC. Im Anschluss folgten Stationen im Ausland: Ukraine, Australien, Oman, Zypern, Singapur, Weißrussla­nd. Für sein Engagement als Nationaltr­ainer des von Saddam Hussein diktatoris­ch geführten Iraks wurde Stange kritisiert. Stange kennt sich also mit schwierige­n Situatione­n aus. Auch für seine Tätigkeit in Syrien musste er immer wieder kritische Fragen beantworte­n. Schließlic­h gibt es immer wieder Versuche, die Nationalma­nnschaft auch in die Propaganda von Präsident Baschar al-Assad einzubinde­n. Vor allem ins Ausland geflohene Syrer bezeichnen die Mannschaft deshalb häufig auch als „Assads Mannschaft“. Bislang hat Bernd Stange den Großteil seiner Amtszeit nach eigener Aussage in Syrien verbracht, wie die WAZ berichtete. Aus der Politik halte er sich jedoch heraus, erklärte der 70-Jährige immer wieder. Am Donnerstag steht für den ehrgeizige­n Trainer schon im zweiten Gruppenspi­el gegen Jordanien eine Art Endspiel an. Nach der Asienmeist­erschaft soll endgültig Schluss für ihn sein.

 ??  ?? Bernd Stange
Bernd Stange

Newspapers in German

Newspapers from Germany