Mit der Salonmusik beschwingt ins neue Jahr
Das Neujahrskonzert der Landsberger Salonmusik bringt leichten Musikgenuss. Herbert Hanko führt charmant durch das Programm mit Werken von Strauss und Co.
Landsberg Scharenweise Marketenderinnen und 100 Pferde auf der Bühne – wie Johann Strauss sie sich für die Aufführung seiner Operette „Der Zigeunerbaron“in Wien einst gewünscht hatte – gab es auch im Festsaal des Historischen Rathauses in Landsberg nicht. Mit dem schwungvollen „Einzugsmarsch“gleich zu Beginn ihres umjubelten Neujahrskonzerts bereiteten die acht Musiker des Landsberger Salonorchesters dem Werk des legendären Walzerkönigs und Operettenkomponisten dennoch einen glanzvollen Auftritt. Und sie legten mit Hans Zanders „Zigeunertanz“als zweitem Opener gleich feurig nach.
In heiterem Dur oder elegischem Moll schwelgende, vielfach folkloristisch gefärbte Klänge, Walzertakt und schwungvolle Tanzrhythmen, dramatisch gedehnte Ritardandi und effektvolle Kunstpausen – alles, was die Salonmusik an Ohrschmeichlern zu bieten hat, bestimmte auf höchst unterhaltsame Weise auch das weitere Programm des Abends. Darin enthalten war auch eine „Ohrwürmersammlung“: Ein Potpourri mit bekannten Melodien, zusammengestellt von dem österreichischen Komponisten Viktor Hruby, mit dem Moderator Herbert Hanko das Publikum in charmantem Plauderton ins „Land der Lehár’schen Operette“einlud. Dabei beeindruckte vor allem Konzertmeister Toyomi Suzuki mit seinem einfühlsam interpretierten Geigensolo aus Lehárs romantischer Operette „Zigeunerliebe“.
Einem Abenteurer, der sich mit nur zehn Jahren als blinder Passagier auf einem Frachter eingeschlichen, nach Südamerika abgesetzt und dort bis zur Rettung durch den Herrn Papa als Pianist verdingt hatte, war das Landsberger Salonorchester dann mit dem Tango in D, op. 165 des Spaniers Isaac Albéniz auf der Spur. Komponiert noch im ausgehenden 19. Jahrhundert verströmte der jedoch eher noch romantische Innigkeit als die erst sehr viel später im Rotlichtmilieu argentinischer Hafenviertel aufgekommene Verruchtheit.
„Wien bleibt Wien“hieß es zu Beginn des zweiten Teils. Und besonders die beiden „Tieftöner“Franz Lichtenstern (Cello) und Eugen Hoesch (Kontrabass) genossen diesen Ausflug ins benachbarte Österreich sichtlich. Sie durften genau das tun, was der Name des Komponisten verhieß: Schrammeln, was die Instrumente hergaben. Nicht bei Johann Schrammel, sondern mit Johann Strauss’ „Morgenblätter-Walzer“verweilte das Publikum noch ein wenig in der Donaumetropole, um sich dann mit Jo Knümanns folkloristischem „Rumänisch“und Erdélyi Mihálys „Puszta-Fox“weiter in Richtung Osten zu bewegen.
Letzter Programmpunkt war das von Robert Stolz 1930 als Filmmusik komponierte Lied „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“, ein bewusst besinnlich gewählter Ausklang des Konzerts, wie Herbert Hanko verriet. Denn den fetzigen „Rausschmeißer“würde sich das Publikum wohl als Zugabe erklatschen. Immerhin zwei solcher Zugaben, zuletzt den Radetzky-Marsch, brauchte es dann aber, bis die Zuschauer – versehen mit den besten Wünschen für das neue Jahr 2019 – sich von ihren Plätzen erhoben und von so viel „gepflegter Unterhaltung“sichtlich beschwingt den Festsaal verließen.