Ein Haus für Kultur und Politik
Die alte Schule in Eresing wird heuer umgebaut. Bei der Suche nach einem Namen für das neue Gebäude hofft Bürgermeister Josef Loy auf Hilfe von den Bürgern. Warum eine Umgehung ein Thema im Ort bleibt
Rund um den Jahreswechsel ist es Zeit, Bilanz zu ziehen und vorauszublicken. Auch in der Kommunalpolitik. Unsere Zeitung hat sich im zweiten Teil ihrer Bürgermeistergespräche mit Josef Loy aus Eresing unterhalten.
Eresing Der Großvater war bereits Gemeinderat und Herr über die Verwaltung der Dorfkasse. Auch der Vater bestimmte in dem Gremium die Geschicke seines Ortes mit und war bis 1978 Dorfkassier. Josef Loy selbst ist seit 34 Jahren Bürgermeister von Eresing und damit momentan das dienstälteste Gemeindeoberhaupt im Landkreis. Ob er noch weitere sechs Jahre hinzufügen will, lässt er im LT-Gespräch offen: „Am 31. März ist Bürgerversammlung, und da werde ich den Eresingern meine Pläne bekannt geben.“
Über alles andere als seine Zukunftspläne gibt der 64-Jährige dagegen bereitwillig Auskunft. Zum Beispiel über das Jahr 2018, das für die Landkreisgemeinde ein eher ruhigeres war nach der vorausgegangenen 950-Jahr-Feier. Kommt er dann ins Erzählen, wird schnell klar, dass doch so einiges auf den Weg gebracht wurde.
Allen voran beschäftigte die Eresinger die Wasserversorgung. „Wichtig für uns war, dass wir die Sanierung unserer zwei Trinkwasser-Hochbehälter auf den Weg gebracht haben.“Heuer sei nun Baubeginn. Nicht ganz so schnell wird sich dagegen die Trinkwasser-Notversorgung oder das zweite Standbein der Trinkwasserversorgung der Gemeinde darstellen lassen. Josef Loy schildert das Problem: „Wir haben zwar genug Wasser, aber nur einen Brunnen.“Im Verbund mit den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Windach ist dieses Gemeinschaftsprojekt derzeit aber ins Stocken geraten. Nun muss erst einmal abgewartet werden, ob Nachbar Windach weiterhin Partner sein möchte oder einen eigenen Weg verfolgen will.
Das Hauptthema der vergangenen Jahrzehnte war auch 2018 wieder die Verkehrssituation, unter der die Gemeinde nach wie vor zu leiden hat. Inzwischen sei eine mögliche Trasse für eine Umgehung im Flächennutzungsplan schon mal eingearbeitet, derzeit werde das Verkehrsgutachten ergänzt. Anschlie- ßend, so hofft Loy, könnte man heuer in die Entwurfsplanung für die Umgehungsstraße einsteigen und ermitteln, was notwendig wäre, welche Grundstücke benötigt und wie hoch die Gesamtkosten sein werden. „Machen muss man was“, weiß Loy um die Zwänge, „wir bekommen den Zulauf nach Geltendorf zur S-Bahn-Station einfach nicht weg.“
Weniger Sorgen bereiten ihm dagegen zwei weitere, bereits begonnene Maßnahmen: das neue Gewerbegebiet Geltendorfer Straße und der Umbau der alten Schule zum „Haus Kultur und Politik.“Zumindest wird Letzteres von der Verwaltung unter diesem Arbeitstiel geführt. „Der Name gefällt mir aber gar nicht“gibt Loy zu und hofft, dass ein neuer Name vielleicht sogar aus Bürgerkreisen vorgeschlagen wird. Die Ausschreibungen für den barrierefreien Umbau werden im Frühjahr beginnen, 2020 soll der Umzug des Eresinger Verwaltungsanteils („Wir sind ja die VG-Außenstelle Eresing“) vonstatten gehen und zudem ein Ausstellungsforum oder etwa Raum für Veranstaltungen der Öffentlichkeit und der Vereine entstehen.
Im Gewerbegebiet, das ans heimische Biomasseheizwerk angeschlossen sein wird, beginnen ebenfalls noch im Februar die Erschließungsmaßnahmen. 13 Grundstücke sind zu vergeben, zwölf „intensive Bewerbungen“von Unternehmen aus dem Handwerk und Mittelstand lägen bereits vor. „Auch das sozialtherapeutische Netzwerk wird dort Platz finden für sein zusätzliches Wohnheim“, freut sich Loy, dem die Versorgung und Betreuung von gehandicapten Menschen, nicht nur als langjährigem Fraktionsvorsitzenden im Bezirkstag, schon immer am Herzen liegt. Außerdem ist er
Über seine Zukunftspläne informiert Loy Ende März
Eine alte Hofstelle mit neuem Leben erfüllen
der Überzeugung, dass die Gemeinde als öffentliche Hand diesbezüglich eine Vorbildfunktion habe.
Und als wäre das noch nicht genug, verfolgt er mit Spannung auch das Projekt „Kracherhof“, bei dem im Genossenschaftsmodell eine alte Hofstelle mit neuem Leben erfüllt und dadurch gleichzeitig für die Dorfgemeinschaft erhalten wird. „Vielleicht ist der Kracherhof beispielgebend für andere Vorhaben mit alten Hofstellen im Ort“, erhofft sich Loy.
Gleichzeitig kann sich der studierte Bauingenieur ebenso für Zukunftsthemen begeistern, wie etwa den Anschluss seiner Gemeinde an das schnelle Internet. So werde die Deutsche Glasfaser noch heuer mit dem Ausbau ihres Netzes beginnen und dadurch Eresing einerseits auf ein anderes Infrastrukturlevel hieven und zudem das Arbeitsumfeld für Firmen deutlich verbessern, sagt Josef Loy.