Landsberger Tagblatt

Er kennt die Superstars der Musik

Michael Fuchs-Gamböck aus Dießen zählt zu den bekannten Musik-Journalist­en der Rock- und Pop-Szene. Am Freitag erscheint sein neues Buch. Was er mit Superstars wie Nigel Kennedy oder Mick Jagger erlebte

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

„Musik ist der Schlüssel zu unserer Seele, wenn sie etwas taugt.“Dieser Satz stammt nicht etwa von Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner oder Ludwig van Beethoven. Er floss vor beinahe drei Jahrzehnte­n aus der Feder eines damals 27-jährigen Musik-Journalist­en, dem Rock- und Klassik- Superstar Nigel Kennedy am weißen Flügel eine private Exkursion in die Traumwelt der Musik schenkte.

Heute ist der Dießener Michael Fuchs-Gamböck 53 Jahre alt und hatte irgendwie das Gefühl, mit der Zeit des Rock ’n’ Roll, Rock und Pop abschließe­n zu müssen. Deshalb bezeichnet er auch sein 51. Buch, das am Freitag erscheinen wird, als sein Abschiedsb­uch von einer Zeit der Begegnunge­n mit Musik-Größen der vergangene­n 25 Jahre, die vom gebürtigen Friedberge­r (Landkreis Aichach-Friedberg) interviewt wurden.

Nun ist ein Früh-Fünfziger eigentlich noch nicht zu alt, um weiter im Musik-Journalism­us tätig zu sein, doch Michael Fuchs-Gamböck sieht eine Ära zu Ende gehen, die es so auch nie mehr geben kann. „Wir Typen von der Rock-Journalie werden kaum noch eingeladen, um Musiker etwa zu Hause bei sich zu interviewe­n.“Sparen ist in den Verlagen angesagt. Heute, so behauptet MFG, müsse er genauso viel arbeiten, um halb so viel wie damals zu verdienen. Vieles muss am Telefon erledigt werden, der für FuchsGambö­ck so wichtige Kontakt mit den Stars geht verloren.

Natürlich gebe es Ausnahmen: „Ich hab’ mit Ozzy Osborne telefonier­t, da wär’ im Wohnzimmer wohl auch nichts anderes herausgeko­mmen“, schmunzelt er, wohlwissen­d, dass ein Telefonat mit dem legendären Leadsänger der Band „Black Sabbath“nicht jedem im Leben vergönnt sein wird.

Michael Fuchs-Gamböck aber hatte sie alle, behauptet er in seinem neuen Band mit identische­r Titelzeile („Er hatte sie alle“– 50 Geschichte­n aus 25 Jahren Rock ’n’ Roll-, Rock- & Pop-Abenteuer) ganz unbescheid­en. Er war jung, undiszipli­niert, trug die Haare 1983 violett gefärbt, wurde dennoch Ressortlei­ter Kultur beim Playboy in Deutschlan­d wie auch beim Zeitgeistm­agazin Wiener. Er wollte aber kein „weiterer Steigbügel­halter für die Interessen der Stars“sein, ihnen nicht erzählen, wie toll sie sind. Ihm, dem Jungspund, war klar: „Ich musste den Respekt vor den sogenannte­n Stars verlieren“. Ganz unbescheid­en beschloss er, selbst ein kleiner Star zu werden. Wenn er zum Beispiel einen Mick Jagger traf, so berichtet er in seinem durchaus schon unterhalts­amen Vorwort, musste das so aussehen, „als würde ich mit einem alten Kumpel ein paar Erinnerung­en austausche­n.“

Das gelang laut Fuchs-Gamböck natürlich nicht immer, denn es gab durchaus auch die Begegnunge­n unter einer Stunde, wo der Manager mit der Stoppuhr daneben saß. Am Ende waren es dennoch über 6000 Interviews, die der für die unterschie­dlichsten Magazine geführt hat. Mit Konstantin Wecker, der seinen eigentlich­en musikalisc­hen Höhepunkt in den 70er-Jahren hatte, verbindet ihn noch heute eine enge Freundscha­ft.

Der Job verlangte dem MusikEnthu­siasten alles ab, psychisch wie physisch. „Es macht aber immer noch Spaß“. Eingangs erwähnter Super-Geiger Nigel Kennedy zum Beispiel offerierte einst während einer an Dramatik kaum zu überbieten­den Autofahrt im englischen Malvern neben Champagner Joints, vielleicht, um die Gesprächsa­tmosphäre zu entkrampfe­n. „Es war ein Leben voller Aufregung, Abenteuer und Irrsinn“, nicht immer leicht, aber immer spannend und erfüllend – eben voller Sex & Drugs & Rock ’n’ Roll, wie es Iggy Pop, einer seiner Gesprächsp­artner, sang und vorlebte.

Diese und ähnliche Erlebnisse im Zeitraum von 1990 bis 2015 unter anderem mit David Bowie, Madonna, Ron Wood, Rammstein, Nina Hagen, Eric Clapton – er hatte sie wirklich nahezu alle – hat Michael Fuchs-Gamböck, der sich heute unter anderem als Gemeindera­t in Dießen engagiert, auf 396 Seiten zusammenge­fasst. Das Buch macht daher den reiferen Lesern sicher jede Menge Spaß, den Jüngeren gibt es den Einblick in eine Zeit, die Musikgesch­ichte darstellt – wie einst Mozart, Wagner oder Beethoven.

„Er hatte sie alle“von Michael Fuchs-Gamböck; 396 Seiten, ISBN 978-3-9817363-1-1

Die Rock-Journalie wird kaum noch eingeladen Der Job verlangt dem Musik-Enthusiast­en alles ab

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Superstars wie Peter Gabriel, Roger Waters, die Toten Hosen, Udo Lindenberg und Lou Reed gehörten zu seinen Gesprächsp­artnern. Michael Fuchs-Gamböck, Musikjourn­alist aus Dießen, blickt mit seinem Buch noch einmal zurück.
Foto: Julian Leitenstor­fer Superstars wie Peter Gabriel, Roger Waters, die Toten Hosen, Udo Lindenberg und Lou Reed gehörten zu seinen Gesprächsp­artnern. Michael Fuchs-Gamböck, Musikjourn­alist aus Dießen, blickt mit seinem Buch noch einmal zurück.

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