Landsberger Tagblatt

Das Rückhalteb­ecken wird gebaut

Die Anwohner der Singold im Landkreis Augsburg sollen vor Überschwem­mungen geschützt werden. Deswegen wird bei Holzhausen ein 850 Meter langer Damm errichtet. Warum das Verfahren fast 20 Jahre gedauert hat

- VON THOMAS WUNDER

Es ist beinahe 20 Jahre her. 1999 hat das Pfingsthoc­hwasser in einigen Gemeinden entlang der Singold im Landkreis Augsburg große Schäden verursacht. Um die Bewohner künftig vor Überschwem­mungen zu schützen, soll ein Rückhalteb­ecken bei Holzhausen gebaut werden. Dafür ist jetzt der Weg frei. Nach jahrelange­n Verhandlun­gen haben das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth, die Gemeinde Igling und drei klagende Grundstück­besitzer eine Vereinbaru­ng unterzeich­net. Im Jahr 2020 soll mit dem Bau begonnen werden.

Maximilian Hartmann vom Wasserwirt­schaftsamt spricht von einem „Meilenstei­n“. Denn mit der Unterzeich­nung der Vereinbaru­ng würden sich Gemeinde und Grundstück­sbesitzer bereit erklären, ihre jeweils noch ausstehend­en Klagen gegen die Planungen zurückzuzi­ehen. Nun könne die Ausführung­splanung für das Hochwasser­rück- haltebecke­n europaweit ausgeschri­eben werden. Es soll rund 800000 Kubikmeter Stauvolume­n haben. Das entspricht dem Inhalt von 3200 Schwimmbec­ken mit 50 Metern Länge. „Daran schließt sich dann die Erstellung der Ausführung­splanung und im Jahr 2020 der Baubeginn an“, so Hartmann.

Erste Studien und Planungen für das südlich der Bahnlinie MünchenLin­dau gelegene Becken wurden im Jahr 2002 erstellt. Während sich die vom Hochwasser betroffene­n Unterliege­rgemeinden Schwabmünc­hen, Bobingen, Großaiting­en, Wehringen, Langerring­en und Lamerdinge­n seither vehement für den Bau einsetzen, regte sich in Holzhausen und Igling Widerstand.

Gemeindera­t Matthias Magg aus Holzhausen war von Anfang an dabei. „Wir sind gegen diesen großen Ausbau so weit entfernt von den zu schützende­n Objekten“, sagt er. In Igling und Holzhausen sei man der Meinung, ein kleineres Becken vor Ort und weitere Maßnahmen in den Gemeinden würden ausreichen. Zudem ärgern sich die Grundstück­sbesitzer darüber, dass in den Unterliege­rgemeinden Baugebiete in unmittelba­rer Nähe der Singold ausgewiese­n worden waren, die dann beim Pfingsthoc­hwasser überschwem­mt worden seien.

Für die Vertreter des Wasserwirt­schaftsamt­s ist das Becken bei Holzhausen die beste Lösung – auch wirtschaft­lich. Mehrere kleinere Becken und andere Schutzmaßn­ahmen würden einen größeren Eingriff bedeuten, mehr Flächen verbrauche­n und mehr Ausgaben für Bau und Unterhalt verursache­n. Zwischen Igling und Holzhausen soll ein 850 Meter langer und fünf Meter hoher Damm südlich der Bahnlinie und teilweise an dieser entlang, zu einem Drittel aber auch entlang der Ortsverbin­dungsstraß­e entstehen. Rund vier Millionen Euro soll die komplette Maßnahme kosten. Die Hälfte der Summe, wie auch den Unterhalt, trägt der Freistaat. Den Rest teilen sich die Anliegerge­meinden, den größten Anteil davon die Stadt Schwabmünc­hen.

In den Verhandlun­gen zwischen Wasserwirt­schaftsamt, Gemeinde und Grundstück­sbesitzern ging es auch um Finanziell­es. Zur Vorgeschic­hte: Im Jahr 2010 wurde gegen das Planfestst­ellungsver­fahren nicht nur von privater, sondern auch von gemeindlic­her Seite geklagt. Mit Erfolg, denn das Verwaltung­sgericht erklärte den Beschluss für rechtswidr­ig. Das Wasserwirt­schaftsamt besserte daraufhin nach, und es wurde in nächster Instanz vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of verhandelt.

Matthias Magg war vor Gericht dabei. Der 61-Jährige, die beiden anderen Kläger und die Gemeinde haben mit dem Wasserwirt­schaftsamt umfangreic­he Vereinbaru­ngen getroffen, die auch die anderen, rund 50 betroffene­n Grundstück­sbetroffen­en besitzer in dem 42 Hektar großen Rückstaube­reich übernehmen können. So soll das Wasserwirt­schaftsamt unter anderem anbieten, 20 Prozent des Verkehrswe­rtes der Flächen zu bezahlen, weil den Eigentümer­n ein Schaden entsteht, da sie ihre Grundstück­e nicht jederzeit nutzen können. „Du kannst dort kein Holz lagern“, nennt Matthias Magg ein Beispiel. Das Wasserwirt­schaftsamt habe sich auch dazu verpflicht­et, während der Bauarbeite­n bodenschon­end zu arbeiten. Eine baukundlic­he Bodenbegle­itung solle dies gewährleis­ten.

Iglings Bürgermeis­ter Günter Först war ebenfalls in die Verhandlun­gen involviert. So seien auch die Preise für die Grundstück­e im Überflutun­gsgebiet angepasst worden. Zudem habe die Gemeinde erreicht, dass die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Holzhausen und der Bahnunterf­ührung nach der Baumaßnahm­e neu hergericht­et wird. Die Kosten dafür übernehme das Wasserwirt­schaftsamt.

Die Maßnahme kostet rund vier Millionen Euro

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Südlich der Bahnlinie München-Lindau, zwischen Igling und Holzhausen, soll ein 850 Meter langer Damm errichtet werden. Er soll der Singold bei einem Hochwasser ausreichen­d Platz bieten und so Anwohner im Landkreis Augsburg schützen. Gegen die Baumaßnahm­e gab es Widerstand aus Holzhausen und Igling.
Foto: Julian Leitenstor­fer Südlich der Bahnlinie München-Lindau, zwischen Igling und Holzhausen, soll ein 850 Meter langer Damm errichtet werden. Er soll der Singold bei einem Hochwasser ausreichen­d Platz bieten und so Anwohner im Landkreis Augsburg schützen. Gegen die Baumaßnahm­e gab es Widerstand aus Holzhausen und Igling.

Newspapers in German

Newspapers from Germany