Das Rückhaltebecken wird gebaut
Die Anwohner der Singold im Landkreis Augsburg sollen vor Überschwemmungen geschützt werden. Deswegen wird bei Holzhausen ein 850 Meter langer Damm errichtet. Warum das Verfahren fast 20 Jahre gedauert hat
Es ist beinahe 20 Jahre her. 1999 hat das Pfingsthochwasser in einigen Gemeinden entlang der Singold im Landkreis Augsburg große Schäden verursacht. Um die Bewohner künftig vor Überschwemmungen zu schützen, soll ein Rückhaltebecken bei Holzhausen gebaut werden. Dafür ist jetzt der Weg frei. Nach jahrelangen Verhandlungen haben das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, die Gemeinde Igling und drei klagende Grundstückbesitzer eine Vereinbarung unterzeichnet. Im Jahr 2020 soll mit dem Bau begonnen werden.
Maximilian Hartmann vom Wasserwirtschaftsamt spricht von einem „Meilenstein“. Denn mit der Unterzeichnung der Vereinbarung würden sich Gemeinde und Grundstücksbesitzer bereit erklären, ihre jeweils noch ausstehenden Klagen gegen die Planungen zurückzuziehen. Nun könne die Ausführungsplanung für das Hochwasserrück- haltebecken europaweit ausgeschrieben werden. Es soll rund 800000 Kubikmeter Stauvolumen haben. Das entspricht dem Inhalt von 3200 Schwimmbecken mit 50 Metern Länge. „Daran schließt sich dann die Erstellung der Ausführungsplanung und im Jahr 2020 der Baubeginn an“, so Hartmann.
Erste Studien und Planungen für das südlich der Bahnlinie MünchenLindau gelegene Becken wurden im Jahr 2002 erstellt. Während sich die vom Hochwasser betroffenen Unterliegergemeinden Schwabmünchen, Bobingen, Großaitingen, Wehringen, Langerringen und Lamerdingen seither vehement für den Bau einsetzen, regte sich in Holzhausen und Igling Widerstand.
Gemeinderat Matthias Magg aus Holzhausen war von Anfang an dabei. „Wir sind gegen diesen großen Ausbau so weit entfernt von den zu schützenden Objekten“, sagt er. In Igling und Holzhausen sei man der Meinung, ein kleineres Becken vor Ort und weitere Maßnahmen in den Gemeinden würden ausreichen. Zudem ärgern sich die Grundstücksbesitzer darüber, dass in den Unterliegergemeinden Baugebiete in unmittelbarer Nähe der Singold ausgewiesen worden waren, die dann beim Pfingsthochwasser überschwemmt worden seien.
Für die Vertreter des Wasserwirtschaftsamts ist das Becken bei Holzhausen die beste Lösung – auch wirtschaftlich. Mehrere kleinere Becken und andere Schutzmaßnahmen würden einen größeren Eingriff bedeuten, mehr Flächen verbrauchen und mehr Ausgaben für Bau und Unterhalt verursachen. Zwischen Igling und Holzhausen soll ein 850 Meter langer und fünf Meter hoher Damm südlich der Bahnlinie und teilweise an dieser entlang, zu einem Drittel aber auch entlang der Ortsverbindungsstraße entstehen. Rund vier Millionen Euro soll die komplette Maßnahme kosten. Die Hälfte der Summe, wie auch den Unterhalt, trägt der Freistaat. Den Rest teilen sich die Anliegergemeinden, den größten Anteil davon die Stadt Schwabmünchen.
In den Verhandlungen zwischen Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde und Grundstücksbesitzern ging es auch um Finanzielles. Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2010 wurde gegen das Planfeststellungsverfahren nicht nur von privater, sondern auch von gemeindlicher Seite geklagt. Mit Erfolg, denn das Verwaltungsgericht erklärte den Beschluss für rechtswidrig. Das Wasserwirtschaftsamt besserte daraufhin nach, und es wurde in nächster Instanz vor dem Verwaltungsgerichtshof verhandelt.
Matthias Magg war vor Gericht dabei. Der 61-Jährige, die beiden anderen Kläger und die Gemeinde haben mit dem Wasserwirtschaftsamt umfangreiche Vereinbarungen getroffen, die auch die anderen, rund 50 betroffenen Grundstücksbetroffenen besitzer in dem 42 Hektar großen Rückstaubereich übernehmen können. So soll das Wasserwirtschaftsamt unter anderem anbieten, 20 Prozent des Verkehrswertes der Flächen zu bezahlen, weil den Eigentümern ein Schaden entsteht, da sie ihre Grundstücke nicht jederzeit nutzen können. „Du kannst dort kein Holz lagern“, nennt Matthias Magg ein Beispiel. Das Wasserwirtschaftsamt habe sich auch dazu verpflichtet, während der Bauarbeiten bodenschonend zu arbeiten. Eine baukundliche Bodenbegleitung solle dies gewährleisten.
Iglings Bürgermeister Günter Först war ebenfalls in die Verhandlungen involviert. So seien auch die Preise für die Grundstücke im Überflutungsgebiet angepasst worden. Zudem habe die Gemeinde erreicht, dass die Ortsverbindungsstraße zwischen Holzhausen und der Bahnunterführung nach der Baumaßnahme neu hergerichtet wird. Die Kosten dafür übernehme das Wasserwirtschaftsamt.
Die Maßnahme kostet rund vier Millionen Euro