Landsberger Tagblatt

Beckett findet sein Glück

Jo Bakers fesselnder Künstlerro­man

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Was für ein Kampf! Hier ringt einer mit allem. Vor allem mit sich. Mit seinem Gefühl, unnütz zu sein. Mit seinen Schreibblo­ckaden. Mit dem Eindruck, für seine geliebte Suzanne nur eine zusätzlich­e Last zu sein. Vor allem aber mit dem Zweiten Weltkrieg, der ihn zum aktiven Widerstand­skämpfer macht und seine Wahlheimat Paris in einen gefährlich­en Ort verwandelt. Samuel Beckett ist dem Tod oft näher als dem Leben. Seine Werke zeugen davon.

Wer den hervorrage­nden Künstlerro­man „Ein Ire in Paris“von Jo Baker zur Hand nimmt, wird Becketts Stücke noch einmal anders sehen. Der britischen Autorin ist ein atmosphäri­sch dichtes und ausgesproc­hen spannendes Stück Zeit- und Lebensgesc­hichte gelungen. Darüber hinaus gibt sie Einblicke in das Seelenlebe­n von Beckett. Vor allem die

Liebe steht im Mittelpunk­t: Suzanne heißt die Auserwählt­e. Zu ihr flüchtet Beckett zunächst nach Paris – auch, um weg von seiner etwas überfürsor­glichen Mutter zu sein. Vor allem aber erdet die Pianistin Suzanne DechevauxD­umesnil den in praktische­n Alltagsfra­gen unselbstst­ändigen Schriftste­ller, riskiert viel für ihn, steht fest an seiner Seite, wird später seine Ehefrau.

Wer nicht fehlen darf bei Beckett, ist sein irischer Kollege James Joyce. Doch die Tage von Joyce waren damals schon gezählt. Beckett hingegen kann seine kräftezehr­enden Kämpfe noch verarbeite­n – in nobelpreis­würdige Literatur.

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Jo Baker: Ein Ire in Paris Übers. von Sabine Schwenk. Knaus, 352 S., 22 ¤

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