Warum die ganze Region von der neuen Uniklinik profitieren kann
In Augsburg wird in Zukunft vor allem geforscht und der ärztliche Nachwuchs ausgebildet. Kleinere Krankenhäuser können am Fortschritt teilhaben
Das Klinikum in Augsburg ist bereits jetzt der Leuchtturm in der vielfältigen Krankenhauslandschaft der Region. Es ist das größte von allen und schon allein deshalb am breitesten aufgestellt. Nun ist es in den Kreis der bayerischen Universitätskliniken aufgestiegen. Zur Maximalversorgung der Patienten, die dieses Krankenhaus bisher schon leistet, kommen Forschung und Lehre.
Der Augsburger Klinikumskomplex wird in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Aber es wird kein Verdrängungsprozess stattfinden, dem die anderen kleinen Krankenhäuser bis tief in die schwäbischoberbayerische Region zum Opfer fallen. Denn die Strukturen befinden sich ohnehin im ständigen Wandel – sie passen sich medizinisch, organisatorisch und wirtschaftlich der notwendigen Entwicklung an. Das kleine Landkrankenhaus irgendwo in einer Kleinstadt gibt es schon lange entweder überhaupt nicht mehr oder es hat durch seine Fixierung auf eine spezielle Funktion beispielsweise als Rehaklinik längst eine bedeutende überregionale Rolle übernommen.
Der Strukturwandel hin zu weiterer Spezialisierung, zu Kooperationen einzelner Häuser und zu neuen Formen der Versorgung, in denen Kliniken sich noch mehr der Dienste niedergelassener Ärzte im unmittelbaren Umfeld bedienen, wird vermutlich nie abgeschlossen sein. Die Mobilität der Patienten und – nicht zu vergessen – die ihrer Angehörigen erlaubt es, weitere Wege für eine bessere Versorgung hinzunehmen. Und es hängt keinesfalls von der Größe eines Krankenhauses ab, wie gut oder schlecht ein Patient behandelt wird. Sondern von der Ausstattung und insbesondere von Erfahrung und speziellen Qualität des Personals.
Weil Krankenhäuser stets unter immensem wirtschaftlichen Druck stehen, suchten kommunale und auch kirchliche Betreiber zuletzt ihr Heil in privaten, renditeorientierten Trägerschaften. Dieser Abschied von einem Teil der staatlich gelenkten Daseinsvorsorge geschah nicht immer zum Besseren von Patienten oder Mitarbeitern. Die Privatisierungswelle ebbt ab. Die herkömmlichen Träger haben ihre Hausaufgaben gemacht, unternehmerisches Denken ist in die Verwaltung eingezogen.
Auch in der Zukunft wird es am wichtigsten sein, medizinisch stets auf dem neuesten Stand zu sein, vielleicht auf seinem Gebiet auch einen Vorsprung vor anderen zu haben. Hier kommt die neue Uniklinik in Augsburg ins Spiel. Dort wird eines Tages, wenn die entsprechenden Einrichtungen gebaut und in Betrieb genommen worden sind, für die Zukunft geforscht werden. In Zusammenarbeit mit den Kliniken und den Ärzten der gesamten Region, die dann einen Vorteil hätten, können die Ergebnisse in konkrete Medizin umgesetzt werden. Ein regionales Vorbild sind die Kliniken in Günzburg, die seit Jahrzehnten eng und erfolgreich mit der Ulmer Uniklinik kooperieren.
Auch die neuen Studienplätze in Augsburg werden ihre Strahlkraft auf die Region ausüben. Denn Ärzte werden mehr denn je gebraucht, gerade auch in den Krankenhäusern. Den Doktor, der ohne Rücksicht auf sich selbst und seine Familie Überstunden schiebt, gibt es kaum noch. Also wird sich die Arbeit auf noch mehr Schultern verteilen. Genauso wichtig wird sein, stets genügend Pflegekräfte zu finden und andere Menschen, die das System in Gang halten, beispielsweise Techniker und Computerspezialisten. Ohne sie ist ein den qualitativen und ökonomischen Ansprüchen gerecht werdendes Krankenhaus heute unvorstellbar. Mit der Universitätsklinik als Leuchtturm fällt das vermutlich leichter. Dann stünde der Gesundheitsregion Schwaben-Oberbayern eine florierende Zukunft bevor.
Qualität hängt nicht von der Größe ab