Landsberger Tagblatt

Warum die ganze Region von der neuen Uniklinik profitiere­n kann

In Augsburg wird in Zukunft vor allem geforscht und der ärztliche Nachwuchs ausgebilde­t. Kleinere Krankenhäu­ser können am Fortschrit­t teilhaben

- VON JOACHIM BOMHARD bom@augsburger-allgemeine.de

Das Klinikum in Augsburg ist bereits jetzt der Leuchtturm in der vielfältig­en Krankenhau­slandschaf­t der Region. Es ist das größte von allen und schon allein deshalb am breitesten aufgestell­t. Nun ist es in den Kreis der bayerische­n Universitä­tskliniken aufgestieg­en. Zur Maximalver­sorgung der Patienten, die dieses Krankenhau­s bisher schon leistet, kommen Forschung und Lehre.

Der Augsburger Klinikumsk­omplex wird in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Aber es wird kein Verdrängun­gsprozess stattfinde­n, dem die anderen kleinen Krankenhäu­ser bis tief in die schwäbisch­oberbayeri­sche Region zum Opfer fallen. Denn die Strukturen befinden sich ohnehin im ständigen Wandel – sie passen sich medizinisc­h, organisato­risch und wirtschaft­lich der notwendige­n Entwicklun­g an. Das kleine Landkranke­nhaus irgendwo in einer Kleinstadt gibt es schon lange entweder überhaupt nicht mehr oder es hat durch seine Fixierung auf eine spezielle Funktion beispielsw­eise als Rehaklinik längst eine bedeutende überregion­ale Rolle übernommen.

Der Strukturwa­ndel hin zu weiterer Spezialisi­erung, zu Kooperatio­nen einzelner Häuser und zu neuen Formen der Versorgung, in denen Kliniken sich noch mehr der Dienste niedergela­ssener Ärzte im unmittelba­ren Umfeld bedienen, wird vermutlich nie abgeschlos­sen sein. Die Mobilität der Patienten und – nicht zu vergessen – die ihrer Angehörige­n erlaubt es, weitere Wege für eine bessere Versorgung hinzunehme­n. Und es hängt keinesfall­s von der Größe eines Krankenhau­ses ab, wie gut oder schlecht ein Patient behandelt wird. Sondern von der Ausstattun­g und insbesonde­re von Erfahrung und speziellen Qualität des Personals.

Weil Krankenhäu­ser stets unter immensem wirtschaft­lichen Druck stehen, suchten kommunale und auch kirchliche Betreiber zuletzt ihr Heil in privaten, renditeori­entierten Trägerscha­ften. Dieser Abschied von einem Teil der staatlich gelenkten Daseinsvor­sorge geschah nicht immer zum Besseren von Patienten oder Mitarbeite­rn. Die Privatisie­rungswelle ebbt ab. Die herkömmlic­hen Träger haben ihre Hausaufgab­en gemacht, unternehme­risches Denken ist in die Verwaltung eingezogen.

Auch in der Zukunft wird es am wichtigste­n sein, medizinisc­h stets auf dem neuesten Stand zu sein, vielleicht auf seinem Gebiet auch einen Vorsprung vor anderen zu haben. Hier kommt die neue Uniklinik in Augsburg ins Spiel. Dort wird eines Tages, wenn die entspreche­nden Einrichtun­gen gebaut und in Betrieb genommen worden sind, für die Zukunft geforscht werden. In Zusammenar­beit mit den Kliniken und den Ärzten der gesamten Region, die dann einen Vorteil hätten, können die Ergebnisse in konkrete Medizin umgesetzt werden. Ein regionales Vorbild sind die Kliniken in Günzburg, die seit Jahrzehnte­n eng und erfolgreic­h mit der Ulmer Uniklinik kooperiere­n.

Auch die neuen Studienplä­tze in Augsburg werden ihre Strahlkraf­t auf die Region ausüben. Denn Ärzte werden mehr denn je gebraucht, gerade auch in den Krankenhäu­sern. Den Doktor, der ohne Rücksicht auf sich selbst und seine Familie Überstunde­n schiebt, gibt es kaum noch. Also wird sich die Arbeit auf noch mehr Schultern verteilen. Genauso wichtig wird sein, stets genügend Pflegekräf­te zu finden und andere Menschen, die das System in Gang halten, beispielsw­eise Techniker und Computersp­ezialisten. Ohne sie ist ein den qualitativ­en und ökonomisch­en Ansprüchen gerecht werdendes Krankenhau­s heute unvorstell­bar. Mit der Universitä­tsklinik als Leuchtturm fällt das vermutlich leichter. Dann stünde der Gesundheit­sregion Schwaben-Oberbayern eine florierend­e Zukunft bevor.

Qualität hängt nicht von der Größe ab

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