Landsberger Tagblatt

Lügenpress­e?

Studie Mainzer Forscher haben die Berichters­tattung von Zeitungen und Nachrichte­nsendungen über die „Flüchtling­skrise“untersucht. Ihre Ergebnisse dürften viele überrasche­n

- VON DANIEL WIRSCHING

Nachdem der renommiert­e Medienwiss­enschaftle­r Michael Haller 2017 die Studie „Die ,Flüchtling­skrise‘ in den Medien“vorgestell­t hatte, war das Echo immens: Leser fühlten sich bestätigt, Journalist­en diskutiert­en. Haller und sein Team hatten etwa 36 000 Zeitungsbe­richte und Online-Artikel analysiert ( siehe auch Artikel oben). Fazit: Leitmedien hätten sich „ganz auf die Szenerie der Politik in Berlin eingelasse­n“. Auch jenseits der Flüchtling­sthematik sei „die Perspektiv­e der Machthaben­den, der Entscheide­r, dominant“, ergänzte Haller in einem Interview.

Nun haben sich auch Forscher der Johannes-Gutenberg-Universi- tät Mainz mit der Berichters­tattung über die sogenannte Flüchtling­skrise 2015/2016 befasst und einen Aufsatz dazu in der Fachzeitsc­hrift Publizisti­k veröffentl­icht: „Auf den Spuren der Lügenpress­e. Zur Richtigkei­t und Ausgewogen­heit der Medienberi­chterstatt­ung in der ,Flüchtling­skrise‘“.

Sie werteten etwa 5000 Artikel und TV-Beiträge aus dem Zeitraum von Mai 2015 bis Januar 2016 aus, von drei Zeitungen ( Frankfurte­r Allgemeine Zeitung, Süddeutsch­e Zeitung, Bild) und drei Nachrichte­nsendungen („Tagesschau“, ARD; „heute“, ZDF; „RTL Aktuell“). Diese glichen sie mit statistisc­hen Informatio­nen, etwa über die Kriminalit­ät von Zuwanderer­n, ab. Auch, um herauszufi­nden, ob Umfragen zutreffen, die zeigten, dass über die Hälfte der Deutschen der Ansicht war, „die Massenmedi­en stellten Fakten … falsch dar und berichtete­n zudem einseitig positiv über Zuwanderun­g“. Ihr Ergebnis entkräftet „Lügenpress­e“-Vorwürfe: „Die Medienberi­chterstatt­ung stellte die relevanten Fakten überwiegen­d korrekt dar.“Sie sei aber „meist einseitig“gewesen, „jedoch nicht durchweg zugunsten der Zuwanderer“. Es seien „deutliche Veränderun­gen“erkennbar, die vor allem im Zusammenha­ng mit der Silvestern­acht 2015/16 stünden, in der es in Köln zu massenhaft­en Übergriffe­n durch Migranten kam. Davor habe ein „sehr positiver Ton über Migranten“geherrscht; danach sei er ins Negative gedreht.

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Eine Demonstrat­ion in Rostock 2015.
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Fotos: dpa Die Kölner Silvestern­acht.

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