Das Private wird in Kiel politisch
Hat Daniel Günther Freunde begünstigt?
Augsburg Als Daniel Günther im Juni 2017 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein wurde, trat er sein Amt mit einem Versprechen an. Ein Tag pro Woche, beteuerte er, gehöre weiterhin der Familie, namentlich Ehefrau Anke und Tochter Frieda, die zwischenzeitlich noch eine kleine Schwester bekommen hat. Auch politisch, so scheint es, hält der Merkel-Intimus aus der Nord-CDU große Stücke auf Freunde und Verwandte. Innerhalb kürzester Zeit jedenfalls haben drei von ihnen erstaunliche Karrieren gemacht.
Zunächst stieg Günthers Bruder, bis dahin Pressesprecher des Parlamentes, zum stellvertretenden Direktor der Landtagsverwaltung auf und verbesserte sein Jahressalär so von gut 60000 auf mehr als 100000 Euro. Auf die Frage, warum er keinen der zehn Mitbewerber eingeladen habe, konterte Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) lässig, kein anderer habe alle Kriterien der Stellenausschreibung erfüllt. Günther selbst, fügte Schlie dann noch eilig hinzu, habe mit dem Verfahren „absolut nichts“zu tun gehabt.
Am Wochenende erhielten die Gerüchte über eine mögliche Vetterleswirtschaft in Kiel durch die Bild am Sonntag neue Nahrung. Danach hat Günther seinen Studienfreund Niclas Herbst, einen früheren CDU-Abgeordneten, zu sich in die Staatskanzlei geholt und dessen Frau Kristina zur Staatssekretärin im Innenministerium gemacht. Der Ministerpräsident ist der Patenonkel eines Herbst-Kindes, sich selbst aber keines Versäumnisses bewusst. In der Politik, ließ er ausrichten, gebe es Positionen, die nicht ausgeschrieben, sondern mit Vertrauten besetzt würden. Und überhaupt habe Kristina Herbst schon zu seinem Wahlkampfteam gehört.
Weniger geschmeidig liefen die Dinge im Falle eines Günther-Onkels, der ein Radrennen im nahegelegenen Büdelsdorf veranstalten wollte, dafür aber keine Genehmigung bekam. Neffe Daniel intervenierte prompt, aber erfolglos. Der Ministerpräsident ist Kommunen gegenüber nicht weisungsbefugt.