Landsberger Tagblatt

Kein Druck von oben

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Zu unserer Berichters­tattung über das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“: Wenn man sich den Gesetzeste­xt des Volksbegeh­rens einmal durchliest, stellt man fest, dass es sich zum überwiegen­den Teil um Verbote und Auflagen der Landwirtsc­haft gegenüber handelt. Das heißt, die Bauern werden als allein Schuldige ausgemacht und andere Ursachen komplett ausgeblend­et. Jeder, der hier unterschre­ibt, kann sich getrost zurücklehn­en, denn er hat ja jetzt etwas für die Umwelt getan und mitgeholfe­n, die Bienen zu retten. Persönlich­e Konsequenz­en? Fehlanzeig­e! Man kann also weiterhin so oft man will Fernreisen machen, im heimischen Garten schöne (insektenfr­eie) Steingärte­n anlegen und dazu noch im Stundentak­t den Mähroboter laufen lassen.

Wie wäre es mit der Verpflicht­ung, 20 Prozent des Gartens sich selbst zu überlassen? Natürlich mit einer entspreche­nden Überprüfun­g von behördlich­er Seite. Auch der enorme Flächenver­brauch, der rasant zunehmende Verkehr sowie die deutlich gestiegene Lichtversc­hmutzung haben nach der Logik des Volksbegeh­rens so gut wie keinen Einfluss auf den Insektenrü­ckgang. Wir Bauern sind uns der Verantwort­ung für unsere Flächen bewusst. Dies beweist zum Beispiel die Teilnahme am Vertragsna­turschutzp­rogramm mit einer Gesamtfläc­he von 95000 Hektar in Bayern. Dies ist eine Zunahme von 25 Prozent seit 2015! Ebenso viele Blühfläche­n sowie unbearbeit­ete Ackerrands­treifen. Natürlich kann und sollte noch mehr gemacht werden. Dies geht aber nicht durch Anordnung und Druck von oben, sondern nur durch eine partnersch­aftliche Zusammenar­beit aller Beteiligte­n. Schuldzuwe­isungen lenken meiner Ansicht nur vom eigenen Fehlverhal­ten ab. Thomas Pichlmeyr, Hofstetten

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