Bauern zu spät dran
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So, als Buhmänner fühlen sie sich also, die Bauern! Jetzt, wo das Ganze bereits ausführlich und seit Langem angelaufen ist und wo es so aussieht, dass das Volksbegehren Artenvielfalt womöglich auch noch erfolgreich sein wird, kann einen als Bauernfunktionär schon der Verdacht beschleichen, zu spät dran zu sein. Auch, weil es um ein Anliegen geht, das einen halbwegs informierten Bürger schon vor mindestens einem Jahr alarmieren musste. Der Rückgang von Insektenpopulationen kann niemanden kalt oder untätig lassen.
Mitgenommen wären sie also gerne geworden, die Bauern, beim Volksbegehren und übersehen dabei komplett, dass ein gesetzlicher Rahmen zum Schutz von Insekten, den das Volksbegehren erreichen will, eigentlich ihre Sache gewesen wäre: womöglich in Kooperation mit den in der Initiative „Rettet die Bienen“zusammengeschlossenen Interessengruppen. Dann wäre es möglich gewesen, sich miteinander auf Wege und Fristen, auf erfüllbare Ziele und überschaubare Teiletappen zu einigen und auch die Leistungen zu platzieren, die die Bauern ohnehin und unbestritten schon erbringen. Der BBV ist diesmal zum Opfer seiner langjährigen hochmütigen Missachtung des bürgerlichen Naturschutzes geworden. Seine fehlende Bereitschaft zum Dialog und zur eigenen Initiative in dieser Hinsicht fällt ihm jetzt so schmerzhaft wie selten auf die Zehenspitzen. Kein Wunder, dass das Jaulen durchs ganze Land zu hören ist.
Ich hoffe sehr, dass das Volksbegehren erfolgreich sein wird und ebenso sehr hoffe ich, dass der im Anschluss zu führende Gesetzgebungsprozess alle Beteiligten an einen Tisch führen und die notwendigen und machbaren Effekte zum Naturschutz bewirken kann. Dass die bedeutenden umweltpolitischen Zukunftsfragen nicht mehr über die Gesellschaft hinweg auf den Lobbyistenplattformen und über verbandstaktische Winkelzüge arrangiert werden können, sollte allen mittlerweile klar sein. Umweltfragen gehen alle etwas an, darum nimmt sich die Gesellschaft erfreulicherweise das Recht zum Mitreden heraus.
Martin Wölzmüller, Heinrichshofen