Tipps für Segler am Ammersee
Der frühere Leiter der Forschungsstation Hohenpeißenberg erklärt besondere Phänomene rund um den Ammersee. Warum Segler im Herbst noch vorsichtiger sein sollten
Dießen Wer das Wetter am Ammersee kennen will, der muss die meteorologischen Vorgänge im Alpenraum verstehen lernen. Diese so einfach klingende, aber höchst komplexe Formel der Entstehung von Wetterphänomenen versuchte der ehemalige Leiter des meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg, Dr. Peter Winkler, seinen aufmerksamen Zuhörern im Wirtshaus am Kirchsteig in Dießen zu erklären.
Wenn es um das Wetter am Ammersee geht – und eigentlich handelte es sich hauptsächlich um Windphänomene – dann war klar, dass sich unter den Zuhörern der zwei restlos ausverkauften Vorträge zahlreiche Ammersee-Segler einfanden. Organisiert wurden beide Abende vom Heimatverein Diessen in Person von Carina Eickmann und ihren Mitstreitern.
Dr. Peter Winkler ging auf Zusammenhänge unterschiedlicher Klimasituationen im Alpenvorraum und in den Alpen ein. Gerade Letztere weisen eine spezielle Situation auf. Bei schönem Wetter nämlich und starker Sonneneinstrahlung erwärmen sich die begrenzten kleinen Alpentäler rascher auf als das flächenmäßig weitaus größere Alpenvorland. Die so erwärmte Luft steigt auf und kältere Luft wird angesaugt. Daher gäbe es tagsüber den Nordwind zu den Alpen hin. Nachts jedoch fließe die kalte Ammerseeluft nahezu ungehindert nach Norden in Richtung Donau ab und sorge so bis in den Vormittag hinein für einen südlichen, bei den Seglern so beliebten Südwind. Das bezeichnet Winkler als das „Alpine Pumpen“. Dies gelte aber nur für sonnige Tage. Bei Sturm, so der Forscher, könne sich dieses Phänomen nicht ausbilden.
Warum gibt es aber am Ammersee immer wieder kurze, aber heftige Windböen, die ebenso schnell wieder verschwinden wie sie auftreten? Auch wenn Peter Winkler seit Langem Wissenschaftler ist, gibt er zu: „Böen können schlecht vorhergesagt werden, weil sie meist sehr kleine örtliche Phänomene sind.“Normalerweise nehme die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zu. Bei starker Sonneneinstrahlung erwär- me sich die langsamere Luft am Boden und steige auf. Dann treffe sie auf kältere Luft, es bilden sich Luftblasen. In diese hinein sinken kühlere Luftpakete, die aber eine hohe Geschwindigkeit aufweisen, und schon sei die Böe da.
Peter Winkler fesselte die Zuhörer mit seinen Ausführungen über Böenwalzen („Da wird’s gefährlich“) oder das Zustandekommen von Fallböen („Da sollten Sie als Segler längst am Ufer sein“). Und einen abschließenden Tipp hatte er in Sachen Segler-Bräune auch parat. So sollte man sich immer vor Augen halten, dass sich die Ozonschicht im Jahresverlauf abbaue und im Herbst ihre dünnste Ausprägung erfährt. Daher seien entsprechende Schutzmaßnahmen und verantwortungsvolles Verhalten wichtig, denn: „Die Ozonschicht braucht trotz aller Maßnahmen noch mindestens 30 bis 40 Jahre, bis sie sich erholt hat.“
Und der Meteorologe sagte auch: „Das Wetter an einem Ort hängt immer mit globalen Wetterlagen zusammen.“Winkler, der sich im 14. Ruhestandsjahr befindet, wies abschließend darauf hin, dass globale Informationen immens wichtig sind für lokale Prognosen, denn: „Kleine labile Situationen irgendwo auf der Welt können enorme Auswirkungen haben.“