Wer regiert künftig im Dießener Rathaus?
Herbert Kirsch gibt nach 24 Jahren den Bürgermeistersessel frei. Die Parteien und Gruppierungen führen derzeit Gespräche mit potenziellen Bewerbern. Was an den Gerüchten dran ist
Dießen Wer wird Nachfolger von Herbert Kirsch als Bürgermeister der Marktgemeinde Dießen? Noch ist zwar knapp ein Jahr Zeit bis zu den Kommunalwahlen, doch potenzielle Bewerber bringen sich seit einiger Zeit in Position beziehungsweise werden gesucht und geprüft. Noch hat sich niemand öffentlich erklärt, allerdings nimmt die Zahl der Gerüchte zum beginnenden Frühjahr deutlich zu.
Nur einer hat sich bisher öffentlich erklärt – im Wissen, dass er nicht für den Bürgermeisterstuhl infrage kommt: Michael Hofmann, Gemeinderat der Bayernpartei: „Bürgermeister hätte ich wahnsinnig gerne gemacht, doch im Januar 2020 werde ich 67 Jahre und bin damit für eine Kandidatur aus Altersgründen nicht mehr zugelassen.“Hauptamtliche Bürgermeisterkandidaten in Bayern dürfen zum Amtsantritt das 67. Lebensjahr nicht vollendet haben. Daher gilt seine ganze Energie in den kommenden Monaten einer starken Liste für die Kommunalwahlen, „damit wir einen zweiten oder dritten Sitz im Gemeinderat bekommen.“
Ganz andere Möglichkeiten haben die Freien Wähler. Für sie bekommt der Begriff „die Qual der Wahl“eine ganz eigene Bedeutung. „Es spitzt sich bei uns auf zwei Kandidaten zu“, bestätigt Florian Zarbo aus dem FW-Vorstand. Dass er selbst eine Person aus diesem Kandidaten-Duo sein wird, will er weder bestätigen noch dementieren. Auch wenn es die Dießener Spatzen von den Dächern pfeifen, dass es sich beim zweiten Bewerber um den Sparkassenbetriebswirt Frank Fastl handelt, bleibt Zarbo defensiv: „Es wird definitiv einen Kandidaten der Freien Wähler geben.“Der werde in einer eigenen Nominierungsversammlung Ende April/Anfang Mai der Öffentlichkeit vorgestellt. Eines verrät er aber doch: „Die beiden Kandidaten werden sich untereinander besprechen.“Zuvor, am 28. März, werden die Freien Wähler bei der Jahreshauptversammlung einen neuen Ortsvorsitzenden und Ortsvorstand wählen.
Ebenfalls zwei potenzielle Kandidaten hat die SPD im Auge. Dabei seien die Gespräche mit dem Duo laut Ortsvorsitzender Hannelore
Baur noch nicht abgeschlossen. Sollte kein Konsens erreicht werden („Beide Seiten müssen überzeugt sein“), so wolle man sondieren, ob und welcher andere Kandidat von den Sozialdemokraten eventuell unterstützt werde. Spätestens bis zum Sommer sollen die offenen Fragen geklärt sein, doch gelte die Aufmerksamkeit des SPD-Ortsverbandes Dießen zunächst den anstehenden Europa-Wahlen.
„aussichtsreichen“Gesprächen befindet sich der Ortsvorstand der Grünen. Noch sei zwar nichts in trockenen Tüchern, aber der Kontakt mit einem Kandidaten verlaufe bislang offenbar sehr vielversprechend. Gabriele Übler aus dem vierköpfigen Vorstand: „Wir gehen davon aus, dass wir einen Kandidaten stellen werden.“Wer der Bewerber ist, darüber hüllt auch sie sich in Schweigen. Nur so viel bestätigt sie: „Es ist ein Dießener.“Ähnliches bestätigt der CSU-Vorsitzende Georg Stadler dem Landsberger Tagblatt: „Wir werfen unseren Hut in den Ring, sind aber mit den Gesprächen noch nicht in der fiIn nalen Phase.“Dabei spricht Stadler immer von einem Kandidaten und nicht von einer Kandidatin, wie es heftige Gerüchte seit Längerem kolportieren. „Damit hatte ich das gesamte vergangene Wochenende zu tun“, wundert sich Stadler. Gemeint sind Spekulationen um die Journalistin und Kommunikationstrainerin
Gabriele Uitz, bis vor Kurzem CSUOrtsvorsitzende in Kaufering und im Bürgermeister-Rennen dort vor einem Jahr unterlegen. Gegenüber dem LT gab sie an, dass sie und ihre Familie nach ihrem Umzug an den Ammersee vor einigen Monaten sehr herzlich aufgenommen worden seien. Dies möchte sie durch ihr Engagement zum Beispiel im Elternbeirat der Schule ihrer Kinder ein wenig zurückgeben.
Eine Kandidatur für das Dießener Bürgermeisteramt strebe sie bei aller grundsätzlichen Wertschätzung für diese Aufgabe nicht an – zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht. Sie wolle als normales CSU-Mitglied im Ortsverband mitarbeiten. Ähnlich sieht dies auch Georg Stadler. Grundsätzlich sei Gabriele Uitz eine interessante Personalie, aber: „Sie ist ganz neu in Dießen, kaum jemand kennt sie.“Sollte seine Kandidatenfindungsphase erfolgreich verlaufen, werde der Bewerber kurz nach der Jahreshauptversammlung (Ende März/Anfang April) in einer eigenen Veranstaltung präsentiert. UBV-Vorsitzender Volker Bippus
hat dagegen seine Vorstandssitzung noch vor sich, in der das weitere Vorgehen abgestimmt wird. „Die wird noch im ersten Quartal stattfinden, anschließend wollen wir bis Pfingsten die Liste für die Wahlen komplettieren.“
Fehlt noch die Gruppierung des amtierenden Bürgermeisters, die
Dießener Bürger. Gerüchte weisen da zumindest auf eine mögliche Kandidatin hin. Ortsvorsitzende Antoinette Bagusat: „Wir führen derzeit mehrere Gespräche.“Allerdings sei die Chance, im Mai eine weibliche Bewerberin zu präsentieren, tatsächlich größer als einen männlichen. Am Freitag wählen die Mitglieder der Dießener Bürger ab 19.30 Uhr im Kramerhof in Riederau zumindest den Vorstand neu. Nur eines scheint sicher: Herbert
Kirsch wird ab dem 1. Mai 2020 kein Bürgermeister mehr sein – aber vielleicht dennoch im Gemeinderat sitzen. Ausschließen wollte er eine Kandidatur gegenüber dem LT jedenfalls nicht.