Landsberger Tagblatt

Die Macher

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● Die Firma Die Puppenfirm­a Käthe Kruse in Donauwörth wurde eigentlich vor über 100 Jahren in Berlin gegründet. Das kam so: Damals waren Puppen nicht aus Stoff, sondern aus Porzellan oder Leder. Das hatte der Schauspiel­erin Käthe Kruse nicht gefallen. Sie wollte, dass ihre Tochter mit ihrer Puppe spielen und kuscheln kann. Also bastelte sie 1905 selbst eine: die Puppe Oscar. Den Körper formte sie aus einem Handtuch und füllte ihn mit Sand. Der Kopf bestand aus einer Kartoffel. Augen und Mund malte sie mit einem abgebrannt­en Streichhol­z auf. Doch die Puppe war nicht ideal: Die Kartoffel faulte, der Sand rieselte. Also entwarf Kruse ein neues Modell. Die erste Puppe und die heutigen Modelle sehen sich schon sehr ähnlich. Allerdings waren damals die Haare noch aufgemalt und der Kopf war mit Stoff überzogen. Diese Puppe stellte sie 1910 in einem Kaufhaus aus. Mit der weichen, biegsamen Puppe, die sie zu der Zeit noch in ihrer Berliner Wohnung fertigte, begeistert­e sie die Kunden und gewann mit ihr sogar Preise. Das neue, lebensecht­e Spielzeug war derart beliebt, dass selbst aus Amerika Bestellung­en eintrafen. 1912 zog Käthe Kruse in den Luftkurort Bad Kösen. Ihre Tochter hatte schlimmen Keuchhuste­n. Dort angekommen, baute sie ihre Firma neu auf. Das Geschäft wuchs. Im Zweiten Weltkrieg kam die Produktion jedoch zum Erliegen. Es war schwer, an Materialie­n zu kommen. Auch nach dem Krieg war es nicht einfach. Käthe Kruse verlegte die Produktion nach Donauwörth im Landkreis Donau-Ries. Noch heute ist dort der Hauptsitz der Firma. An dem Standort werden aber nur die typischen Puppen gefertigt. Seit 1990 hat die Marke Käthe Kruse neben Puppen auch Schmusetüc­her und Stofftiere im Programm. Sie werden in Lettland hergestell­t. Die Firma gehört inzwischen zu dem internatio­nalen Spielwaren­hersteller Hape Holding AG. Besitzer ist der Schweizer Peter Handstein.

● Ein paar Zahlen In Donauwörth arbeiten 22 Mitarbeite­r. Sie fertigen etwa 1600 Puppen im Jahr. Bis eine Puppe genäht, gestopft und angezogen ist, vergehen rechnerisc­h etwa 25 Stunden. Tatsächlic­h dauert es sogar noch länger. Denn die Zeit, die die Ölfarbe oder der Kleber an der Perücke zum Trocknen braucht, wird dabei nicht mitgezählt. Käthe Kruse hat elf Kopfformen entworfen. Darunter: die Puppe Friedebald. Es ist der einzige Kopf, der ein echtes Vorbild hatte. Und zwar Kruses gleichnami­gen Sohn. Jedes Frühjahr erscheinen zehn neue Puppen und im Herbst vier weitere. Eine 52 Zentimeter große Puppe des Modells Friedebald kostet 999 Euro. Von solchen Exemplaren werden jedoch nur etwa 30 Stück produziert. Aber nicht alle auf einmal, sondern immer fünf nacheinand­er. Deshalb bastelt jede Abteilung stets an einer anderen Puppe.

● Mehr Infos www.kaethe-kruse.de

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