Landsberger Tagblatt

Vor einem heißen Tanz

Trainer Manuel Baum fährt mit seinem Team aber optimistis­ch nach Freiburg. Während der Woche war beim FCA auch die Herzoperat­ion von Sami Khedira ein Thema

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Baum. „Im ersten Moment kann man froh sein, dass es festgestel­lt wurde. Wer weiß, in welche Richtung so etwas sonst geht“, so Baum weiter. FCA-Verteidige­r Philipp Max sieht es ähnlich: „Ich bin froh, dass er wieder auf einem guten Weg der Besserung ist. Mit Rani habe ich jetzt noch nicht darüber gesprochen. Ich wollte ihn auch nicht darauf ansprechen. Werde das aber noch tun.“

Dazu besteht jetzt genügend Gelegenhei­t. Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert die Mannschaft beim SC Freiburg und dazu macht sie sich heute auf den Weg. Augsburg steckt tief im Abstiegska­mpf. Dazu hat der FCA in Freiburg nicht die besten Erfahrunge­n gemacht. Seit dem Bundesliga­aufstieg im Jahr 2011 gewann der FCA lediglich eine Partie (im Jahr 2014) bei den Freiburger­n. Ansonsten kassierte man im Breisgau fünf Niederlage­n.

Baum ist klar, dass auf seine Mannschaft und ihn ein „heißer Tanz“wartet. „Von der Analyse her ist das vor allen eine laufstarke und laufwillig­e Mannschaft, die sowohl zu Hause wie auch auswärts richtig Gas gibt. Bei Freiburg kannst du dir auch in keiner Phase des Spiels sicher sein. Da gibt es keine Geschenke und da nimmst du auch nicht locker irgendetwa­s mit. Wichtig ist, dass wir dort den Kampf annehmen“, erklärt Baum ein bisschen den Gegner.

Es sind keine einfache Zeiten für Augsburg. Obwohl der FCA nach der knappen 2:3-Niederlage zuletzt gegen Bayern München viel Lob bekommen hat. Doch die jüngste Bilanz ist bescheiden. Aus den letzten 13 Partien holte sich der FCA lediglich einen „Dreier“beim 3:0-Heimsieg gegen Mainz. Der Druck ist derzeit enorm groß. Baum versucht damit umzugehen: „Klar ist es so, dass wir einen gewissen Druck haben, aber ich versuche jede Sekunde und jede Minute mein Bestes zu geben, mich gut vorzubreit­en, dass wir uns am Wochenende nicht großartig viel vorwerfen lassen müssen.“Der Zusammenha­lt ist für Baum mehr als nur eine Floskel: „Wir wissen alle, dass Fußball nicht planbar ist. Wichtig ist aber, dass wir lösungsori­entiert arbeiten und sagen, wie kommen wir da zusammen wieder heraus. Und das Wort zusammen ist in diesem Fall ganz wichtig.“

Trotz der misslichen Lage hat Baum seinen Humor nicht verloren. Auch der Coach steht wie Freiburgs Trainer Christian Streich (siehe nebenstehe­nden Artikel) zu seinem niederbaye­rischen Dialekt und erzählt dazu eine Anekdote: „Wenn man authentisc­h sein will, darf man sich nicht verbiegen lassen. Natürlich muss man sich der einen oder anderen Situation anpassen. Ich erinnere mich an meine Anfangszei­ten beim FCA, als der Japaner Takashi Usami für uns spielte. Der war des Deutschen schon mächtig. Wenn ich da ein bisschen Dialekt eingestreu­t habe, dann wurde hinterrück­s schon einmal die Frage gestellt: „Welche Sprache spricht denn eigentlich der Trainer?“

Gian Franco Kaspers Altersmild­e scheint schön langsam zu schwinden. Der 75-jährige Präsident des internatio­nalen Skiverband­es ist derzeit auf Krawall gebürstet – und tappt in so ziemlich jedes Fettnäpfch­en, das ihm seine Kritiker aufstellen. Vor allem die Journalist­enkollegen aus Skandinavi­en, die um ihre Vorherrsch­aft im nordischen Skisport fürchten und die angeblich so bösen Russen am liebsten ganz von den Loipen verbannen würden, provoziert­en den Fis-Chef in Seefeld in einer Art und Weise, dass die Eröffnungs­pressekonf­erenz in einem kleinen Eklat endete. Ähnlich wie vor einigen Wochen, als ein langes Interview von Kasper mit dem Schweizer

über die Vergabe von Olympische­n Spielen auf die Überschrif­t „In Diktaturen ist es einfacher für uns“reduziert wurde, sorgte nun eine weitere Aussage des früheren Grandseign­eurs des Skisports für Aufregung. Angesproch­en auf die fragwürdig­e Vergabe des nächsten Fis-Kongresses 2020 ins thailändis­che Pattaya reagierte Kasper erst schnippisc­h („Ich weiß, dass dieser Ort für Sextourism­us bekannt ist“), dann genervt („Wenn wir bei jedem Kongress vorher die Anzahl der Prostituie­rten in der Stadt zählen, haben wir Probleme“) und am Ende sogar brüllend: „Das war ein Entscheid des gesamten Vorstands. Ich kann nicht sagen, ich akzeptiere das nicht.“Nach der Bemerkung, ihm sei es eh egal, wo so ein Kongress stattfinde, weil er nicht rausgehe aus dem Hotel“, fiel der Vorhang in Kaspers Kasperleth­eater. Schmollend und verärgert verließ er die große WMHalle von Seefeld.

Kasper, der sich in den vergangene­n Jahren gerne als Saubermann der Sportpolit­ik verkaufte und die Mächtigen des IOC für ihren Gigantismu­s kritisiert­e, versteckt sich nicht das erste Mal hinter dem Votum seines 17-köpfigen Vorstands. Er hätte als Chef wissen müssen, dass er der Außendarst­ellung schadet, wenn sich die Skifamilie unter der Sonne Thailands in einem Luxushotel versammelt. Auch zu den Langlauf-Exoten aus aller Herren Länder, die zwar etwas unbeholfen und scheinbar dilettanti­sch über die Seefelder Loipen stolperten, hat Kasper eine ganz eigene Meinung. „Diese Bilder von den Exoten sind zum Teil schon fast lächerlich. Aber wir können sie nicht vermeiden.“Dabei sammelten die Libanesinn­en und Argentinie­r deutlich mehr Sympathiep­unkte als die ersten beiden Weltmeiste­r aus Norwegen – und als Kasper sowieso.

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Foto: Lienert

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