Die Säulenhalle wachgeküsst
Der Wessobrunner Kreis feiert heute Abend sein 20-jähriges Bestehen. Seine Mitglieder kümmern sich um das Regionale in der Baukunst. Der Architekt Wolf-Eckart Lüps aus Utting ist von Anfang an dabei
Es gibt einen Raum in Landsberg, der wie kein anderer für den Wessobrunner Kreis steht: Es ist die Säulenhalle, „wachgeküsst“speziell von Wolf-Eckart Lüps aus Utting, einem Mitglied der ersten Stunde des eingetragenen Vereins, der heute in diesem Raum sein 20-jähriges Bestehen feiert.
Gegründet wurde der Wessobrunner Kreis im November 1998. Im Theatersaal des Klosters Wessobrunn hatten sich eine Handvoll Architekten aus den Landkreisen Bad Tölz, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim und Landsberg zusammengesetzt und beschlossen, eine Architekturoffensive zu starten. Grund waren die „baukulturellen Defizite in den Städten und vor allem auf dem Land.
„Wir hatten das Bedürfnis, das Regionale zu entwickeln und fortzuschreiben. Das Einzug haltende Jodlerische und das Banale wollten wir hinter uns lassen und auch allzu gängige Architekturmoden kritisch hinterfragen“, sagt Lüps. Mit Letzterem seien großflächige Verglasungen oder der von der Schweiz übergeschwappte Minimalismus gemeint. Originäres, Kraftvolles sollte gefördert werden. „Um das zu erklären, haben wir Ausstellungen organisiert, dazu Podiumsdiskussionen und Exkursionen. Wir haben zu aktuellen Architekturthemen öffentlich Stellung genommen und vor allem, den Wessobrunner Architekturpreis für Oberbayern ausgelobt. Insgesamt kamen wir so bis heute auf 120 Veranstaltungen.“
Mit dabei war unter anderem der „Architekturbus“mit Tagesexkursionen im Rahmen der „Architektouren“der Bayerischen Architektenkammer. Es wurde eine Filmreihe gestartet zum Thema Städtebau und Architektur. „Mit den Ausstellungen wollten wir verdeutlichen, dass es zu jeder Zeit verantwor- tungsbewusste Architekten, Bürger und Politiker gibt, die sich für das Erscheinungsbild unserer Städte und Dörfer engagieren“, sagt Lüps. Und sie holten auch mal selbst leicht Angestaubtes aus dem Dornrös- Die Säulenhalle, heute eine Galerie par excellence, kümmerte lange vor sich hin. Ältere Landsberger erinnern sich vielleicht noch daran, dass immer zum Ruethenfest in der Schlossergasse eine urige Schänke zur Straße hin öffnete. Dahinter versteckte sich die Halle, ein ehemaliger Pferdestall und Kohlenkeller mit einer schönen Gewölbedecke. Der Wessobrunner Kreis, allen voran der heute 75-jähchenschlaf: rige Wolf-Eckart Lüps, regte im Jahr 2000 die Durchführung eines Städtebauförderverfahrens an und hatte mit dem damaligen Stadtbaumeister Hartmut Grießinger einen hervorragenden Mitstreiter. Der große Raum wurde ausgeräumt, Fresströge waren zu entfernen und die Kohlenrutsche wurde nicht länger gebraucht. Die Boxen, die heute bei Ausstellungen für den nötigen Abstand sorgen, erinnern noch an die frühere Nutzung als Pferdestall, und auch die schiefe Ebene für den Kohleneinlass ist noch zu sehen.
Heute hat der Wessobrunner Kreis 130 Mitglieder, und das sind nicht nur Architekten. In dem Verein engagieren sich auch Handwerksmeister und Kulturtätige anderer Sparten. Die Arbeit des Wessobrunner Kreises habe Architekten in anderen Regionen zur Gründung von Architekturforen ermutigt, sagt Wolf-Eckart Lüps. Es sei der Versuch gestartet worden, diese Foren in einem Netzwerk zu bündeln, um ihnen in Bayern eine Stimme zu geben, und das nicht nur zum Austausch, sondern möglichst mit Auswirkung auf die Kammerarbeit.
Der Wessobrunner Kreis feiert sein 20-jähriges Bestehen heute Abend ab 19 Uhr in der Säulenhalle Landsberg. Die Mitglieder, Sponsoren und Förderer des Vereins erwartet nicht nur ein Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre und ein Ausblick auf Kommendes, sondern auch eine Ausstellung. Gezeigt werden nicht nur die mit dem 4. Wessobrunner Architekturpreis ausgezeichneten Arbeiten von Professor Michael Gaenssler und Professor Florian Nagler sowie den Büros s+p dinkel architekten und Beer Bembé Dellinger Architekten. Gezeigt werden auch viele weitere hervorragende Entwürfe aus dem Bereich Architektur.