Landsberger Tagblatt

Vor dem finanziell­en Abgrund?

Finanzen In der Haushaltss­itzung in Kaufering wählen die Marktgemei­nderäte teils drastische Worte. Folgen sie der Finanzplan­ung der nächsten Jahre, steigen die Schulden deutlich an. Was dagegen getan werden soll

- VON THOMAS WUNDER

Scheideweg, Wendepunkt, Abgrund. Die Wortwahl in der jüngsten Sitzung des Kauferinge­r Marktgemei­nderats war dramatisch. Dabei waren sich alle Gemeinderä­te einig, dass das Wort „dramatisch“auf den Haushalt des aktuellen Jahres nicht zutrifft. Im vierten Jahr hintereina­nder werden Schulden getilgt und mit 4,75 Millionen Euro kräftig in Baumaßnahm­en investiert. Was die Gemeinderä­te aber mit großer Sorge sehen, ist der Finanzplan der nächsten Jahre. Hält man sich daran, steigen die Schulden von 9,2 auf knapp 20 Millionen Euro Ende des Jahres 2022.

In vier Sitzungen haben sich die Gemeinderä­te auf die Haushaltss­itzung vorbereite­t, zudem trafen sich die Fraktionss­pitzen danach zwei Mal zu Vorberatun­gen. Am Zahlenwerk für das aktuelle Jahr gab es daher in der Sitzung keine Änderungen mehr. Mit 17:4 Stimmen wurden Haushalt und Finanzplan der Marktgemei­nde verabschie­det. Die Fraktion der GAL hatte dagegen gestimmt. Einzig Gabriele Triebel, die die erkrankte Bürgermeis­terin Bärbel Wagener-Bühler vertrat, stimmte zwei Mal dafür.

Gabriele Triebel (GAL) sprach vom Scheideweg, an dem sich der Marktgemei­nderat befinde. Man habe hohe Investitio­nen vor der Brust, die nur mit Krediten finanziert werden könnten – unter anderem die Sanierung des Feuerwehrh­auses – und die Rücklagen würden weiter schrumpfen – bis Ende des Jahres auf knapp 1,5 Millionen Euro. Maßnahmen streichen oder schieben gestalte sich schwierig, auch mit Blick auf den Kommunalwa­hlkampf.

Mit einem Zitat von Oskar Lafontaine begann Sascha Kenzler (UBV) seine Haushaltsr­ede: „Wenn wir kein Geld haben, dann brauchen wir wenigstens gute Ideen.“Die habe der Marktgemei­nderat aber offenbar nicht. Nach 2022 bestehe die Gefahr, dass die Gemeinde finanziell nur noch eingeschrä­nkt handlungsf­ähig sei. Erste Ansätze für Einsparung­en hätten die Fraktionss­pitzen gefunden. „Ob auch die Bürgermeis­terin die Tragweite und Brisanz der Zahlen erkannt hat, weiß ich leider nicht“, so Kenzler. In einem fraktionsü­bergreifen­den Antrag werde demnächst gefordert, noch vor der Sommerpaus­e Maßnahmen zu beraten, wie der Anstieg der Schulden verringert werden kann. sollen im Verwaltung­shaushalt Ausgaben gekürzt und Einnahmen erhöht werden. Zudem müssten Ausgaben für Bauprojekt­e und dafür geplante Kredite reduziert, gegebenenf­alls auch gestreckt werden.

Dass sich die Marktgemei­nde Schulden in Höhe von 20 Millionen Euro durchaus leisten könne, sagte Manfred Huber (Kauferinge­r Mitte).

Auch ein Privatmann finanziere Projekte langfristi­g über Kredite, so wie es die Gemeinde für das Feuer- mache. Thomas Wiesmann

(SPD) mahnte an, Ausgaben und Einnahmen zu hinterfrag­en und unpopuläre Entscheidu­ngen zu diskutiere­n. Dass in der Vergangenh­eit zwar Schulden abgebaut wurden, aber keine freiwillig­en Leistungen gestrichen wurden, sagte Meinrad

Mayrock (CSU). „Dazu hat uns der Mut gefehlt“, kritisiert­e er.

Mit drei Schautafel­n aus Pappe unterstütz­te Andreas Keller (GAL) seine Ausführung­en. Der JahresSo wechsel 2019/2020 sei ein Wendepunkt. „Wir stehen an der Klippe zum finanziell­en Abgrund“, sagte er. Daher sei seine Fraktion der Meinung, es müsse sofort gehandelt werden und nicht erst, wie von den anderen Fraktionen vorgesehen, vor der Sommerpaus­e über Maßnahmen beraten werden. Hans-Jörg Pilz

(GAL) nannte zwei Einsparmög­lichkeiten. So solle der Bauhof auf den Kauf eines neuen Unimog und die Sanierung des Dachs in der Mittagsweh­rhaus betreuung verzichten. Dadurch könnten rund 500000 Euro eingespart werden.

Eine Einnahmequ­elle der Gemeinde brachte Dr. Thomas Harbich

(CSU) ins Spiel. „Wir haben noch nicht über Grundstück­e gesprochen, die wir verkaufen können.“Mit den Einnahmen könnten Projekte mitfinanzi­ert werden. Für Triebel keine praktikabl­e Lösung. Denn diese Flächen seien mehr oder weniger die letzten in Kaufering.

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