Klaus Bühler will die Zahl auf dem Denkmal ändern
Der ehemalige Kauferinger Bürgermeister wehrt sich gegen die Vorwürfe der Historikerin Edith Raim
Wie viele Menschen aus den elf KZ-Außenlagern im Raum Landsberg sind in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen? Die Landsberger Historikerin Dr. Edith Raim hat in einem Aufsatz die Debatte darüber wieder angefacht. Nun meldet sich der frühere Kauferinger Bürgermeister Dr. Klaus Bühler zu Wort: „Ich halte es für unwürdig, im weitgehend beruhigten Forschungsbereich über die KZ-Außenlager jetzt offensichtlich eine Neuauflage der alten Streitigkeiten vom Zaun brechen zu wollen.“
In ihrem Aufsatz hatte Raim auch die Gedenkaktivitäten in Kaufering kritisiert. Die Gestaltung des 2009 aufgestellten Kauferinger Mahnmals hebe mit dem TodesmarschMotiv nur einen Teilaspekt der Außenlager hervor, bemängelte sie. Das lässt Bühler nicht gelten: Die Inschrift der Bronzetafel beinhalte ja gerade auch Zwangsarbeit, Seuchen und Deportationen nach Auschwitz. Dass Raim mit Blick auf den Aspekt Todesmarsch von einer „Verharmlosung“des Leidens der Opfer schreibe, verschlage ihm die Sprache, so Bühler: „Maßt sich die Autorin hier eine Bewertung darüber an, was denn schlimmer sei: Sein Leben auf der Flucht auf einer Straße Richtung Alpen (Todesmarsch) oder im KZ-Lager Kaufering zu verlieren?“
Bühler rechtfertigt auch die Aufstellung des Transportwaggons auf der Ostseite des Bahnhofs: Dieser sei ein Symbol für den „unbeschreiblichen Völkermord an den europäischen Juden“und verdeutliche, „wie menschenverachtend bereits beim Abtransport gearbeitet wurde“. Außerdem stelle er Fragen nach dem Funktionieren des Systems und zeige am Beispiel der Deutschen
Reichsbahn die Bedeutung der einzelnen Zahnräder im Gesamtgetriebe auf. Und der Kauferinger Bahnhof habe entgegen der Einschätzung Raims durchaus eine historische Bedeutung im Hinblick auf die Außenlager. So hätten sich zum Beispiel am 18. Juni 1944 beim ersten Transport 1000 Häftlinge auf dem Bahnhof gedrängt, wie eine Zeitzeugin genau berichten konnte.
Ein weiterer Kritikpunkt Raims ist die auf dem Kauferinger Denkmal genannte Zahl von 20000 Toten. Sie bewertet diese als zu hoch und nennt in ihrem Artikel eine Spanne von 7000 bis gut 10 000 Toten. Bühler erklärt dazu nun, dass die Zahl der Toten zwischen rund 6000 und 15000 liegen dürfte. Er verweist dabei auf Angaben der Bundeswehr von „etwas über 6000 Umgekommenen“bis zu der Zahl von rund 14500 Toten, die bereits 1949 eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des damaligen Landrats Otto Gerbl nannte. Diese Zahl, so habe Raim bereits 1991 in ihrer Doktorarbeit dargelegt, könne jedoch „weder verifiziert noch falsifiziert werden“. Fraglich sei, so Klaus Bühler, ob eine genauere Zahl der Toten noch ermittelt werden könne. Zusammen mit Marktgemeinderat Norbert Sepp habe er aber eine Anfrage an die Jerusalemer HolocaustGedenkstätte Yad Vashem gerichtet, um auch die dort vorhandenen Zahlen in die Kauferinger Diskussion einbringen zu können.
Fest steht für den Ex-Bürgermeister: Die auf dem Kauferinger Mahnmal in Bronze gegossene Zahl von 20000 Toten sollte „wegen der auf neueren Forschungsergebnissen beruhenden Zahlen abgeändert werden“. Zuständig dafür wäre der Markt Kaufering, dem das Denkmal von Stifter Dr. Friedrich Schreiber übereignet wurde.