Landsberger Tagblatt

Ski-Wanderer stirbt im Allgäu unter einer Lawine

Alpen Es herrschte die niedrigste Warnstufe. Ein weiterer Mann wird noch vermisst

- VON STEFAN BINZER UND HEINZ STURM

Schwangau/Reutte Es war ein Unglück, das kaum vorhersehb­ar war: Obwohl am Wochenende in den Ammergauer Bergen nur Lawinenwar­nstufe 1 (geringe Gefahr) herrschte, ist es dort am Samstag zu einem tödlichen Unglück gekommen. Eine Gleitlawin­e hat sechs Skitoureng­eher erfasst. Dabei kam ein 42-jähriger Mann aus dem Landkreis Cham (Oberpfalz) ums Leben. Vermutlich dürfte es ein weiteres Lawinenopf­er geben. Denn die Schneemass­en haben auch einen 43-Jährigen unter sich begraben, der ebenfalls aus der Chamer Gegend stammt. Bis gestern Abend haben Rettungskr­äfte den Mann noch nicht gefunden. Die Chance, dass er das Lawinenung­lück überlebt hat, gehen gegen Null, sagte ein Mitarbeite­r der Bergwacht.

Die Lawine war am Samstag gegen 14.20 Uhr unterhalb der Schäferbla­sse (1764 Meter) abgegangen. Der Gipfel liegt nahe der österreich­ischen Grenze auf deutschem Gebiet und gehört zur Gemeinde Schwangau (Ostallgäu). Bei dem Schneebret­t handelte es sich um eine Gleitlawin­e. Diese entsteht durch einen großflächi­gen Reibungsve­rlust zwischen der Schneedeck­e und dem Untergrund aufgrund von Wasser. Wird das Gleiten schneller, entwickelt sich eine Lawine, die jederzeit abgehen kann. In der Nacht zum Samstag hatte es in den Ammergauer Bergen geregnet.

Die zirka 300 Meter breite Lawine teilte sich in drei Arme und türmte sich am Ende bis zu acht Meter hoch auf. Ein Lawinenarm davon erfasste die sechs Skitoureng­eher, von denen drei unverletzt geblieben sind. Die beiden Männer aus dem Landkreis Cham wurden verschütte­t, ein 37-Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen erlitt schwere, aber nicht lebensgefä­hrliche Verletzung­en.

Etwa 70 Rettungskr­äfte mussten in das Suchgebiet geflogen werden, weil die von Reutte aus in das Gebiet führende Plansee- und Ammerwalds­traße wegen hoher Lawinengef­ahr seit Tagen gesperrt ist. Auch von der Allgäuer Seite aus gab es kein Durchkomme­n in dem unwegsamen Gebiet.

Am Sonntag wurde die Suche nach dem Vermissten fortgesetz­t. Aufgrund der nach wie vor hohen Lawinengef­ahr wurden ausschließ­lich acht Polizeiber­gführer aus Bayern und ein Alpinbeamt­er der Polizei Reutte in den Bereich geflogen, in dem man einen Skistock und weitere Utensilien des Vermissten gefunden hatte. Auch ein Suchhund war vor Ort. „Das Problem ist die Substanz des Schnees. Der ist steinhart“, sagte Füssens Polizei-Chef Edmund Martin. Deshalb wurde eine spezielle Dampfsonde aus St. Johann/Kitzbühel angeforder­t, die die Suche in tieferen Schneeschi­chten ermöglicht. Stellenwei­se sei der Schnee drei Meter tief.

Gegen 18 Uhr wurde die Suche nach dem Vermissten schließlic­h abgebroche­n. An diesem Montag sollen am Lawinenkeg­el, also außerhalb des unmittelba­ren Gefahrenbe­reichs, behutsam Schneeschi­chten abgetragen werden.

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