Landsberger Tagblatt

Die Netzwerker­in

Die neue amerikanis­che UN-Botschafte­rin Kelly Knight Craft zweifelt am Klimawande­l. Sie ist zwar Trumps dritte Wahl, hat aber wichtige Fürspreche­r

- Karl Doemens

Eigentlich war die Frage nicht so komplizier­t. Ob sie den Klimawande­l für real halte, wurde Kelly Knight Craft kurz nach ihrem Amtsantrit­t als US-Botschafte­rin in Kanada im Jahr 2017 gefragt. Die frischgeba­ckene Diplomatin wand sich. „Ich glaube, es gibt Wissenscha­ftler auf beiden Seiten, die richtig liegen.“Der Reporter hakte nach. „Ich glaube, beide Seiten haben eigene Ergebnisse aus ihren Untersuchu­ngen. Und ich respektier­e beide Seiten“, antwortete Craft.

Künftig wird Craft die USA bei den Vereinten Nationen vertreten, also jener Organisati­on, die sich in einer Rahmenkonv­ention vor 25 Jahren der Bekämpfung der Erderwärmu­ng verschrieb­en hat. Das stört Präsident Donald Trump nicht. Im Gegenteil – schließlic­h hat er das Pariser Klimaschut­zabkommen aufgekündi­gt. „Kelly hat (in Kanada) einen großartige­n Job gemacht“, twitterte Trump am Wochenende: „Ich bin sicher, dass sie unser Land auf höchstem Niveau vertreten wird.“

Trumps Anerkennun­g für die neue UN-Botschafte­rin speist sich wahrschein­lich nicht nur aus deren Arbeit. Die ehemalige Unternehme­nsberateri­n ist in dritter Ehe mit Joe Craft verheirate­t, dem drittgrößt­en Kohleprodu­zenten im östlichen Amerika. Der Mann ist Milliardär, was ihm gemeinsam mit seiner Frau ermöglicht­e, rund zwei Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf und seine Amtseinfüh­rung zu spenden. Den früheren Chef der Umweltbehö­rde EPA,

Scott Pruitt, lud Joe

Craft schon mal in seine private Basketball-Loge ein. Und zu Mitch McConnell, dem republikan­ischen Mehrheitsf­ührer im Senat, unterhält er beste Kontakte. Beide stammen aus dem Kohlestaat Kentucky. McConnell soll sich bei Donald Trump für Kelly Knight Craft starkgemac­ht haben.

Die erste Wahl des Präsidente­n ist die 57-Jährige nämlich nicht. Erst hatte er Nikki Haley nach New York geschickt. Doch die angesehene Diplomatin erklärte im vorigen Oktober überrasche­nd ihren Rücktritt. Dann nominierte Trump die bisherige Sprecherin des State Department­s, Heather Nauert. Doch die sagte vor einer Woche urplötzlic­h aus familiären Gründen ab. Tatsächlic­h dürfte das laut Medienberi­chten illegal beschäftig­te Kindermädc­hen den Ausschlag für den Sinneswand­el gegeben haben. An der Nachfolge hatte offenbar auch Richard Grenell, der umstritten­e US-Botschafte­r in Berlin, Interesse. Laut New York Times hielt er sich in der vorigen Woche im Weißen Haus auf. Ex-Sprecher Sean Spicer soll für ihn als UN-Botschafte­r geworben haben. Doch Trump entschied sich für Craft.

Dass die Frau anders als ihre Vorgänger keine lange Karriere im diplomatis­chen Dienst vorweisen kann, ist in Zeiten von Trump kein Problem. Der Präsident hält wenig von internatio­nalen Organisati­onen. Bislang genoss der amerikanis­che UN-Botschafte­r den prestigetr­ächtigen Rang eines Kabinettsm­itglieds. In US-Medien wird erwartet, dass Craft in der Hierarchie herabgestu­ft wird.

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Foto: dpa

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