Landsberger Tagblatt

Der Gipfel der leeren Worte

Erstes europäisch­arabisches Treffen

- VON THOMAS SEIBERT

Scharm el-Scheich Eine der wichtigste­n Fragen vor Beginn des ersten europäisch-arabischen Gipfels am Sonntag im ägyptische­n Badeort Scharm el-Scheich war die nach der Teilnehmer­liste. EU-Spitzenpol­itiker wie Angela Merkel, Theresa May und Jean-Claude Juncker wollten keinesfall­s dem saudischen Thronfolge­r Mohammed bin Salman oder dem sudanesisc­hen Staatschef Omar al-Baschir die Hände schütteln müssen. Erst nachdem die Europäer die Zusicherun­g erhalten hatten, dass die beiden nicht auftauchen würden, waren sie bereit für die Reise nach Ägypten. Damit wurde im Vorfeld aber nur eines der vielen Probleme des zweitägige­n Gipfels entschärft.

Die Europäisch­e Union will ihn als Gelegenhei­t nutzen, um ihre Bedeutung auf der Weltbühne zu unterstrei­chen. Ratspräsid­ent Donald Tusk sagte in seiner Eröffnungs­rede mit Blick auf die Vereinigte­n Staaten und Russland, Europäer und Araber dürften die Region nicht den Weltmächte­n überlassen. Allerdings liegen EU und Arabische Liga in vielen Bereichen weit auseinande­r. So lehnen die arabischen Staaten am Mittelmeer den EU-Plan zur Einrichtun­g von Auffanglag­ern für Flüchtling­e auf dem Weg nach Europa ab. Konkrete Beschlüsse sind beim Gipfel nicht zu erwarten.

Beide Lager bringen zudem erhebliche interne Differenze­n mit nach Scharm el-Scheich. Die EUStaaten konnten sich bei der Vorbereitu­ng des Treffens nicht auf einen gemeinsame­n Entwurf für die Abschlusse­rklärung einigen. Bei den Arabern schwelt weiterhin der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und seinen Verbündete­n auf der einen und dem Emirat Katar auf der anderen Seite. Katars Führung bleibt dem Treffen fern und lässt sich lediglich durch seinen Botschafte­r bei der Arabischen Liga vertreten.

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Foto: Elfiqi, dpa

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