Der Gipfel der leeren Worte
Erstes europäischarabisches Treffen
Scharm el-Scheich Eine der wichtigsten Fragen vor Beginn des ersten europäisch-arabischen Gipfels am Sonntag im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich war die nach der Teilnehmerliste. EU-Spitzenpolitiker wie Angela Merkel, Theresa May und Jean-Claude Juncker wollten keinesfalls dem saudischen Thronfolger Mohammed bin Salman oder dem sudanesischen Staatschef Omar al-Baschir die Hände schütteln müssen. Erst nachdem die Europäer die Zusicherung erhalten hatten, dass die beiden nicht auftauchen würden, waren sie bereit für die Reise nach Ägypten. Damit wurde im Vorfeld aber nur eines der vielen Probleme des zweitägigen Gipfels entschärft.
Die Europäische Union will ihn als Gelegenheit nutzen, um ihre Bedeutung auf der Weltbühne zu unterstreichen. Ratspräsident Donald Tusk sagte in seiner Eröffnungsrede mit Blick auf die Vereinigten Staaten und Russland, Europäer und Araber dürften die Region nicht den Weltmächten überlassen. Allerdings liegen EU und Arabische Liga in vielen Bereichen weit auseinander. So lehnen die arabischen Staaten am Mittelmeer den EU-Plan zur Einrichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa ab. Konkrete Beschlüsse sind beim Gipfel nicht zu erwarten.
Beide Lager bringen zudem erhebliche interne Differenzen mit nach Scharm el-Scheich. Die EUStaaten konnten sich bei der Vorbereitung des Treffens nicht auf einen gemeinsamen Entwurf für die Abschlusserklärung einigen. Bei den Arabern schwelt weiterhin der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und seinen Verbündeten auf der einen und dem Emirat Katar auf der anderen Seite. Katars Führung bleibt dem Treffen fern und lässt sich lediglich durch seinen Botschafter bei der Arabischen Liga vertreten.