Bitte wieder Buchstaben!
Erinnern Sie sich noch an Ihre allererste SMS in der PräSmartphone-Ära, liebe Leserin, lieber Leser? Endlich waren Telefone nicht mehr nur zum Reinsprechen da, man konnte mit Handys KURZE, 160 Zeichen lange Nachrichten verschicken, ein schnelles „Ich komme später“oder „Ich liebe Dich“simsen, ohne dabei die Lippen zu bewegen. Zugegeben: „Es ist aus“, war ab dem Moment auch möglich. Aber sei’s drum. Die Faszination dieser Kommunikationsform lag im Simplen, Unmittelbaren und Alltagsnahen. Weil das „Texten“anfangs einem morseähnlichen Herumdrücken auf Nummerntasten glich (zur Erinnerung: A = einmal Taste 2, K = zweimal 5, S = viermal 7) und zudem jede Nachricht Geld kostete, überlegte man genau, was man da alles tippte.
Erinnern Sie sich auch noch an die erste Sprachnachricht, die auf Ihrem Telefon aufploppte, liebe Leserin, lieber Leser? Das dürfte ja noch nicht so lange her sein. Wie praktisch, diktieren statt tippen, wie nett, Stimme statt Buchstaben, dachte man da anfangs. Leider sind Sprachnachrichten aber eine Kommunikationshölle für Empfänger. „Diktierer“kommen häufig nicht zum Punkt. Drei-, fünf-, ja sogar zehnminütige Monologe erreichen einen mitunter, von denen man erst nicht weiß, wann man sie überhaupt abhören soll, auf was man dann alles antworten soll (weil man die Hälfte vom Anfang wieder vergessen hat) und man sich zum Schluss fragt, warum man nicht einfach gleich telefoniert hat. Sucht man später irgendwann noch einmal eine Information aus einer dieser Sprachnachrichten, kann man sie nicht mal schnell überfliegen. Nein, dann gehen zum „Hörenfinden“noch einmal zwei Von-der-Arbeit-heim-Fahrten drauf, mindestens! Das Schlimmste: Sprachnachrichten stecken anscheinend an. Es werden immer mehr. Und plötzlich ertappt man sich dabei, ein monologisiertes Geschimpfe auf eine neue Kommunikationsform zu verfassen, wo die Botschaft doch auch kurz und knapp in eine SMS gepasst hätte… (siehe oben).