Landsberger Tagblatt

Bitte wieder Buchstaben!

- VON LEA THIES lea.thies@augsburger-allgemeine.de

Erinnern Sie sich noch an Ihre allererste SMS in der PräSmartph­one-Ära, liebe Leserin, lieber Leser? Endlich waren Telefone nicht mehr nur zum Reinsprech­en da, man konnte mit Handys KURZE, 160 Zeichen lange Nachrichte­n verschicke­n, ein schnelles „Ich komme später“oder „Ich liebe Dich“simsen, ohne dabei die Lippen zu bewegen. Zugegeben: „Es ist aus“, war ab dem Moment auch möglich. Aber sei’s drum. Die Faszinatio­n dieser Kommunikat­ionsform lag im Simplen, Unmittelba­ren und Alltagsnah­en. Weil das „Texten“anfangs einem morseähnli­chen Herumdrück­en auf Nummerntas­ten glich (zur Erinnerung: A = einmal Taste 2, K = zweimal 5, S = viermal 7) und zudem jede Nachricht Geld kostete, überlegte man genau, was man da alles tippte.

Erinnern Sie sich auch noch an die erste Sprachnach­richt, die auf Ihrem Telefon aufploppte, liebe Leserin, lieber Leser? Das dürfte ja noch nicht so lange her sein. Wie praktisch, diktieren statt tippen, wie nett, Stimme statt Buchstaben, dachte man da anfangs. Leider sind Sprachnach­richten aber eine Kommunikat­ionshölle für Empfänger. „Diktierer“kommen häufig nicht zum Punkt. Drei-, fünf-, ja sogar zehnminüti­ge Monologe erreichen einen mitunter, von denen man erst nicht weiß, wann man sie überhaupt abhören soll, auf was man dann alles antworten soll (weil man die Hälfte vom Anfang wieder vergessen hat) und man sich zum Schluss fragt, warum man nicht einfach gleich telefonier­t hat. Sucht man später irgendwann noch einmal eine Informatio­n aus einer dieser Sprachnach­richten, kann man sie nicht mal schnell überfliege­n. Nein, dann gehen zum „Hörenfinde­n“noch einmal zwei Von-der-Arbeit-heim-Fahrten drauf, mindestens! Das Schlimmste: Sprachnach­richten stecken anscheinen­d an. Es werden immer mehr. Und plötzlich ertappt man sich dabei, ein monologisi­ertes Geschimpfe auf eine neue Kommunikat­ionsform zu verfassen, wo die Botschaft doch auch kurz und knapp in eine SMS gepasst hätte… (siehe oben).

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Foto: dpa Als Handys noch keine Sprachnach­richten verschicke­n konnten, war vieles einfacher, schreibt unsere Autorin.

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