Wenn plötzlich der Lehrer fehlt
An einer Augsburger Schule fällt für die Kinder seit Wochen Unterricht aus, weil es zu wenig Personal gibt. Eltern in ganz Bayern kennen das Problem
folge fehlen allein an deutschen Grundschulen bis 2025 rund 35 000 Lehrkräfte, sofern die Politik nicht gegensteuert.
Ein Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums hingegen erklärt, dass es „an Grund-, Mittelund Förderschulen im Regierungsbezirk Schwaben keine unbesetzten Stellen“gibt. Trotzdem lasse es sich nicht ausschließen, „dass es an Schulen vorübergehend zu Engpässen kommt“, so der Sprecher weiter. Gerade jetzt im Winter bestehe eine „Sondersituation“– bedingt durch die Influenza.
Wenn viele Lehrer krank sind, müssen die sogenannten mobilen Reserven aushelfen. Jeder Schulamtsbezirk in Bayern verfügt über einen Pool an diesen Lehrern, die nicht an einer Stammschule unterrichten und zwischen den Schulen hin und her wechseln, um dort die Vertretungsstunden zu übernehmen – zum Beispiel im Fall von Krankheit, Schwangerschaft und Notfällen.
Zu Schuljahresbeginn standen in Bayern 2450 solcher mobilen Reserven in Vollzeit zur Verfügung, teilt der Sprecher aus dem Kultusministerium mit. Für den Einsatz dieser Lehrer sind die staatlichen Schuläm- ter zuständig, die den Schulen die Lehrkräfte zur Unterrichtsvertretung zuweisen.
Verbandspräsidentin Simone Fleischmann weiß, dass die Schulen im Freistaat immer wieder mit Personalengpässen zu kämpfen haben, besonders während der Grippewellen. „Deshalb fordern wir als Verband, dass der Topf der mobilen Reserven vergrößert werden muss.“
An der Augsburger Schule können die fehlenden Stunden bis zu den Faschingsferien nicht ersetzt werden. In Kernfächern wie Deutsch, Heimat- und Sachkundeunterricht und Mathematik müssen die Kinder aber weiterhin unterrichtet werden.
Auf die Nachfrage, wie die Grundschule mit dem Lehrermangel umgeht, wie sie den Schulalltag organisiert und wie die Eltern auf den Unterrichtsausfall reagieren, wollten sich weder die Schulleiterin noch das Staatliche Schulamt in Augsburg gegenüber unserer Redaktion äußern. Beide verwiesen auf das Kultusministerium in München als zuständige Stelle.
BLLV-Chefin Fleischmann ist es wichtig, die Schuld nicht bei der einzelnen Schule vor Ort zu suchen. „Wegen des akuten Lehrermangels müssen sich die Schulen selbst Lösungen für sich einfallen lassen, wie sie die Situation am besten meistern.“Diese Maßnahmen dürfe man aber nicht von außen bewerten. Jede Schulleitung wisse am besten, wie sie eine Krisensituation an ihrer Schule managen muss. „Damit sollten sie aber nicht allein gelassen werden. Wir fordern, dass das Kultusministerium für solche Problemfälle mehr Lösungen von oben anbietet.“
Genauso sieht es Henrike Paede, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes. „Die Schulleiter sind in solchen Fällen oft zurückhaltend, weil sie Angst haben, es fällt negativ auf sie zurück. Es könnte ja so aussehen, als hätten sie ihre Einrichtung nicht im Griff.“Dabei könnten die Schulen selbst ja gar nichts dafür, wenn Lehrer abgezogen werden.
Seit vielen Jahren beobachtet Paede, die in Stadtbergen bei Augsburg lebt, das Problem des Lehrermangels und ist bereit, mit vielen anderen Eltern auf die Straße zu gehen. „Doch was soll das bringen?“, fragt sie. „Es werden einfach nicht genug neue Lehrer eingestellt. Wir laufen dem Problem seit Jahren hinterher.“»Kommentar
Wer heute eine Grundschule leitet, bildet sich selbst zum Krisenmanager fort: Jeden Tag einen geregelten Stundenplan für alle Klassen aufzustellen, beansprucht ein Riesenmaß an Übersicht und Nervenstärke.
Um den Mangel an Grundschullehrern zu beheben, muss die Politik langfristig planen – und vorher eine Erkenntnis zulassen: Es ist offensichtlich, dass Pädagogen fehlen – auch wenn das Kultusministerium noch so oft betont, dass alle Stellen besetzt sind. Das stimmt auf dem Papier, und bei der kleinsten Grippewelle ist dieses Papier ein Fall für den Mülleimer.
Richtig ist, dass nicht genügend Grundschullehrer aus den Universitäten kommen (das gilt genauso für die Mittelschule). Das Ministerium qualifiziert deshalb gerade arbeitslose Gymnasial- und Realschullehrer nach, damit sie die Kleinsten unterrichten.
Doch um dem Mangel dauerhaft vorzubeugen, statt ihn zu kaschieren, müssen Grund- und Mittelschullehrer endlich genauso viel Geld verdienen wie ihre Kollegen an den „höheren“Schularten. Zwar ist deren Studium fachlich aufwendiger, erzieherisch haben Grundund Mittelschullehrer aber deutlich mehr Verantwortung.
Gleichzeitig muss die Möglichkeit eines gemeinsamen Grundstudiums für alle Lehrämter geprüft werden. Deren strikte Trennung ist eins der Heiligtümer der bayerischen Bildungspolitik. Aber wenn in Krisenzeiten dann doch Gymnasiallehrer an der Grundschule einspringen, überholt das System sich selbst.
Ausgebüxter Stier blockiert Bahnstrecke
Ein ausgebüxter Stier hat am Montagmorgen in den Landkreisen Landsberg und Fürstenfeldbruck für Verspätungen im Bahnverkehr gesorgt. Das Rind war auf dem Weg zum Schlachter in der Gemeinde Türkenfeld ausgebrochen, wie die Bundespolizei mitteilte. Danach hielt sich der Stier unweit der Bahngleise auf, sodass die Züge den Streckenabschnitt zwischen Geltendorf und Grafrath nur deutlich verlangsamt passieren konnten. Betäubungsversuche schlugen fehl. Am Ende musste die Polizei den Stier erschießen. Zwei Stunden lang gab es im S-Bahn- und Zugverkehr Behinderungen. (wimd)
100 Hähnchenschenkel liegen auf der Straße
Kein besonders appetitlicher Anblick: Ein Unbekannter hat in den vergangenen Tagen an einem Kreisverkehr bei Biberbach (Landkreis Augsburg) illegal etwa 100 frische Hähnchenschenkel abgelegt. Woher sie stammen oder für wen sie ursprünglich bestimmt waren, ist nicht bekannt. Eine ehemalige Landwirtin hatte die Reste nahe der B2 bei einer Radfahrt zufällig entdeckt. Sie informierte die Gemeindeverwaltung von Meitingen und die Polizei. Letztere geht davon aus, dass die Hähnchenkeulen nicht länger als einen Tag im Freien lagen. Sie sucht nun nach dem illegalen Entsorger. (mcz)