Quälte ein Arzt seine Kinder?
In Graz steht erneut ein Mediziner vor Gericht, der seine Töchter und einen Sohn jahrelang misshandelt haben soll
Tochter ihm dann herausziehen musste. Der Sohn habe ihm Drogen spritzen müssen. Gutachter stellten im ersten Prozess schwere psychische Störungen der Kinder fest, die auf das Erlebte zurückgeführt werden können.
Der Arzt ist ein bekannter Mann in Österreich. Er führte eine große Praxis, arbeitete als Sportmediziner beim Österreichischen Skiverband. Sein Bruder sitzt für die Österreichische Volkspartei im Parlament.
Doch erst nachdem sich seine Frau, ebenfalls Ärztin, hatte scheiden lassen, gingen die Kinder an die Öffentlichkeit und zeigten ihn an. Im Prozess, der im Januar 2017 begann, bestritt der Arzt, seiner Familie Gewalt angetan zu haben. Es wurde ein Berufsverbot gegen ihn verhängt. Trotzdem sammelten seine Patienten Unterschriften für ihren Hausarzt.
Doch offenbar hat der Arzt einflussreiche Freunde. Ein Gutachter legte im ersten Prozess sein Amt nieder, weil er sich unter Druck gesetzt fühlte.
Im September 2017 wurde der Arzt freigesprochen. Der Richter sah in der Anzeige der Kinder das Ergebnis eines „verspäteten Rosenkriegs“. In der Urteilsbegründung thematisierte er die Kleidung der Opfer. Eine Tochter lege „offensichtlich auf Kleidung dem Anlass entsprechend keinen Wert“. Der Mutter attestierte er „einen extravaganten Kleidungsstil“.
Die Staatsanwaltschaft legte gegen das Urteil Berufung ein, Beweise seien „nicht ausreichend erörtert“worden. Das soll im neuen Prozess geschehen.
Auch im Zusammenhang mit dem Tod eines Nachbarn wird gegen den Arzt ermittelt. Er hatte eine Affäre mit einer Schulfreundin seiner Tochter, die nebenan wohnte. Als deren Vater erschossen aufgefunden wurde, galt sein Tod zunächst als Suizid. Doch inzwischen meinen Gutachter der Staatsanwaltschaft, dass der schwerbehinderte Mann nicht selbst schießen konnte. Inzwischen ist klar, dass die Tatwaffe dem Arzt gehörte.