Zu Unrecht im Knast
Craig Coley saß 39 Jahre unschuldig in einer Zelle. Er verlässt das Gefängnis als Millionär
Los Angeles Auf den ersten Blick schien der Fall klar: Eine 24-Jährige wird von ihrem Ex-Freund kurz nach der Trennung in ihrer Wohnung vergewaltigt und stranguliert, ihr vier Jahre alter Sohn erstickt. Fast 39 Jahre saß Craig Coley für diesen Doppelmord im Gefängnis. Aber seine Verurteilung hat sich nun als falsch herausgestellt. Coley erhält jetzt eine Ausgleichszahlung von 21 Millionen Dollar (rund 19 Millionen Euro). Es ist einer der spektakulärsten Fälle einer unrechten Verurteilung in der Geschichte der USA.
Wegen Falschaussagen, Erinnerungslücken bei Zeugen oder korrupten Ermittlern werden in den USA immer wieder Menschen zu Unrecht verurteilt. Auch im Fall der 1978 ermordeten Kellnerin und Studentin Rhonda Wicht und ihres Sohnes schien die Beweislage dünn. Aussagen von Nachbarn, die am Morgen der Tat Lärm gehört und das Auto von Restaurantmanager Coley vor Wichts Haus gesehen haben wollten, wiesen Widersprüche auf. Im ersten Prozess kam die Jury zu keinem Urteil, aber im zweiten Verfahren wurde Coley zu lebenslanger Haft ohne Chance auf Bewährung verurteilt. Er beteuerte stets, unschuldig zu sein. Erst ein DNA-Test mit Technik, die 1978 noch nicht verfügbar war, brachte die entscheidende Wendung: Die DNA im Sperma am Bettlaken vom Tatort deckte sich nicht mit Coleys DNA. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown begnadigte ihn.
Im Alter von 70 Jahren wurde Coley im November 2017 aus dem Gefängnis entlassen. Es ist auch das Verdienst von Ex-Polizist Mike Bender, der immer an Coleys Unschuld glaubte, bei seinen Vorgesetzten aber auf taube Ohren stieß. Schließlich wurde der Fall wieder aufgerollt. Der wahre Täter ist bis heute aber nicht bekannt.
Johannes Schmitt-Tegge, dpa VON MARIELE SCHULZE BERNDT
Wien Hat ein Arzt in der Steiermark jahrelang ungehindert seine Kinder gequält? Die drei Töchter und der Sohn, die mittlerweile erwachsen sind, und die Ex-Frau sagen Ja. Sie erzählen davon, dass er den Kindern Morphium und starke Medikamente verabreichte, sie zum Rauchen und zu Alkohol zwang und immer wieder mit geladener Waffe drohte, sich umzubringen.
Der Arzt war in erster Instanz vom Vorwurf der Quälerei Schutzbefohlener freigesprochen worden. Vom heutigen Dienstag an aber wird das Verfahren vor dem Straflandesgericht Graz neu aufgerollt – allerdings mit einem anderen Richter. Zum Prozessauftakt wird der Angeklagte gehört, der die Vorwürfe bestreiten dürfte. Die Kinder dürften erneut aussagen, dass sich ihr Vater selbst verletzt habe, wenn sie im Zimmer waren, und dass sie ihm hätten helfen müssen. Er soll sich einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt haben, den eine